In der Corona-Krise bringt die Arbeiterwohlfahrt Junge und Alte auf dem Postweg zusammen. Der Start ist vielversprechend.

Stadtleben/Stadtkultur: Jan Sellner (jse)

Stuttgart - Die Corona-Krise hat Alten- und Pflegeheime in abgeschottete Zonen verwandelt. Zum Schutz der betagten Bewohnerinnen und Bewohner ist der Besuchsverkehr eingestellt worden. Dadurch wächst das Gefühl der Vereinsamung, auch wenn sich Pflegerinnen und Pfleger nach Kräften bemühen, Ansprechpartner zu sein.

 

In dieser schwierigen Situation ist der Arbeiterwohlfahrt (Awo) etwas eingefallen, das Menschen zusammenbringen kann, ohne dass sie sich körperlich nahekommen und gefährden: eine Postkartenaktion unter dem Motto „Schreib mir eine Karte“. Die Idee dahinter: Junge, die gerade zu Hause sitzen, schreiben Älteren, die abgeschirmt in Pflegeheimen sitzen, eine Karte oder einen Brief, malen ihnen ein Bild oder basteln etwas für sie – und verschicken damit Freude.

Ausgedacht hat sich das eine Mutter in Würzburg, die mit ihrem Kind Osterkarten bastelte. Die Awo-Bezirksverbände Unterfranken und Württemberg entwickelten daraus eine eigene Kampagne.

Das Echo bei den Bewohnern? „Große Freude!“

Wenige Tage nach dem Start erweist sich die Aktion gegen die Corona-Langeweile als voller Erfolg. Christina Klaus, Marketingreferentin bei der Arbeiterwohlfahrt in Stuttgart, reibt sich angesichts der vielen Nachfragen, Likes und positiven Facebook-Kommentare die Augen: „Die Resonanz ist riesig. Viele Eltern ermuntern ihre Kinder, Karten zu schreiben.“ Die Adressen dazu liefert die Awo auf ihrer Homepage. In Württemberg stehen 13 Pflegeheime zur Auswahl, in denen etwa 1000 alte Menschen leben. Die ersten Karten sind dort bereits eingetroffen. Das Echo bei den Bewohnern? „Große Freude“, berichtet Klaus. Bedenken, die Kinder-Post könne ihre erhoffte Wirkung verfehlen, weil sich Sender und Empfänger nicht kennen, waren grundlos. Im Gegenteil. „Die älteren Menschen sehen darin ein Zeichen, dass sie nicht vergessen sind“, berichtet die Referentin.

Inzwischen melden sich sogar Familien, die anbieten, Kuchen zu backen. „Das müssen wir aufgrund der Hygienevorschriften leider ablehnen“, sagt Christina Klaus. Oder auf die Zeit nach der Corona-Krise verschieben, wenn mehr möglich ist als Brieffreundschaften.