Die jungen Leute, die im Januar auf das Dach der Mercedes-Benz-Arena gestiegen sind, veröffentlichen ein Entschuldigungsschreiben. Sie bereuen nicht die Kletteraktion und den Hausfriedensbruch. Was dann?

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Auf Interviewanfragen unserer Redaktion zu ihrer Kletterei auf dem Stadiondach hat die Gruppe Cloudyrosezs nicht reagiert. Aber den Artikel und die Diskussion darüber haben sie wahrgenommen. In einem auf Instagram veröffentlichten Schreiben, das sich an die Stadionpark Neckar GmbH als Hausherrin wendet, entschuldigen sie sich.

 

Es wird jedoch kein Bedauern für die Aktion an sich ausgesprochen. Es tue ihm leid, dass er so eine Aufregung verursacht habe, schreibt der Verfasser der Zeilen. Er sei ein Bewunderer der Architektur des Stadions und habe die wunderschöne Anlage nur von oben sehen wollen. Das Video, in dem die jungen Leute auf der Dachmembran herumhüpfen oder sich darauf entspannt hinlegen, rauchen oder kiffen, bezeichnet er als Kunst. Man habe die Schönheit der Strukturen einfangen wollen, nicht einbrechen und etwas beschädigen. Die Gruppe lege Wert darauf, alles in Ordnung und unbeschädigt zu hinterlassen, schreibt er.

Das Video wurde Ende Januar auf Instagram im Kanal einer Gruppe namens cloudyrosezs veröffentlicht. Es zeigt mehrere vermummte Gestalten, dem Habitus nach junge Männer, die auf der Dachkonstruktion sitzen, herumlaufen oder sich auf die Stangen am Rand des Dachs setzen und die Füße überm Rund baumeln lassen.

Die Sache mit dem Einsteigen ist jedoch eine ernste. Es sei der Straftatbestand des Hausfriedensbruchs erfüllt, sagte ein Sprecher der Polizei. Damit dies verfolgt werde, müsse die Hausherrin Strafanzeige stellen – es handele sich um ein Antragsdelikt. Die Stadionpark Neckar GmbH wollte das noch prüfen. Sie war erst Mitte Februar auf das Video aufmerksam geworden. Auch die Polizei hatte zuvor nichts von dem Eindringen auf das Stadiongelände mitbekommen.

Zeitpunkt lässt sich eingrenzen

Der Zeitpunkt lässt sich jedoch eingrenzen: Der Zustand der Haupttribüne, wo aktuell Umbauarbeiten laufen, deutet darauf hin, dass der Film in jüngster Zeit gedreht wurde. Zudem ist ein seltsames Leuchten über dem Fußballrasen zu sehen. Es rührt von der UV-Beleuchtung, mit der das Gras im Winter bestrahlt wird, um saftig grün und bespielbar zu sein, auch in der lichtarmen Jahreszeit.

Das Stadion sei ganz klar außerhalb der Spielzeiten abgeschlossen, sagt Jörg Klopfer, der Sprecher der Stadionpark Neckar GmbH. Er warnt dringend vor derart halsbrecherischen Aktionen. „Das ist kein Dumme-Jungen-Streich, sondern lebensgefährlich.“ Im Internet findet man aber Filme der Gruppe, die ahnen lassen, dass solche Warnungen sie von kaum einer Aktion abhalten. Sie steigen auf die Kirchturmspitze des Ulmer Münsters oder laufen auf der sich drehenden Nabe eines Windkraftwerks, als wäre es ein Laufband – bei dem sie mit beherztem Sprung den Rotorblättern ausweichen.