Einmal in der Woche backen die Bewohner im Pflegeheim St. Barbara der Caritas gemeinsam. Kürzlich gab es köstliche Speckwecken. Wir haben das Rezept natürlich notiert.

Stuttgart - „Wer will Kräuter schneiden? Herr Probst, wollen Sie?“ Gerhard Probst will und macht sich über die Petersilie her. Das ist nicht die einzige Aufgabe, die Andrea Kimmelmann, Betreuerin im Haus St. Barbara, zu verteilen hat. Denn es ist Backtag, wie jeden Mittwochnachmittag in dem Pflegeheim der Caritas, und heute sollen zuerst Speckwecken und dann Pizzaschnecken fabriziert werden.

 

Den Hefeteig hat die Hauswirtschaftsleiterin schon vorbereitet, er ist prachtvoll gegangen und ruht, seidig glänzend, in zwei Schüsseln. Aber für die Runde, die sich am Tisch, dem Zentrum ihrer Wohngruppe, versammelt hat, gibt es noch genügend zu tun. Den Schinkenspeck würfeln, rote Paprika in Streifen schneiden, Käse und Lauch liegen auch schon bereit zum Zerkleinern und landen auf den Schneidbrettern von Pia Brehler und Daniela Stooß. Die Runde, sieben Damen und Gerhard Probst als einziger Mann, geht konzentriert ans Werk. Nur Katarina Studler guckt zu. Darf sie auch, sie feiert bald ihren 102. Geburtstag.

50 Bewohner leben in vier Wohngemeinschaften

Es geht hier fast zu wie in einer großen Familie. Denn das Haus St. Barbara, das vor sieben Jahren in Möhringen eröffnet wurde, hat als eines der ersten Caritas-Pflegeheime das Modell der Hausgemeinschaft eingeführt. Die 50 Bewohnerinnen und Bewohner im Alter von 58 bis 101 Jahren leben in vier Wohngemeinschaften. Mit jeweils eigener Küche, die nur durch eine Theke vom Esszimmer getrennt ist und den ständigen Kontakt mit den Betreuerinnen möglich macht. Ohne strenges Reglement und persönliche Einschränkungen, dafür mit Zuwendung und Fürsorge.

„Der Backtag ist eine feste Einrichtung bei uns“, sagt Martina Wagner, die Leiterin des Hauses. „Wir wählen die Rezepte immer so aus, dass es für alle was zu tun gibt.“ Aber die gemeinsame Bäckerei ist nicht nur Kommunikations- und Beschäftigungstherapie, sondern auch ein Sahnehäubchen für Gemüt und Seele. „Essen stillt ja nicht nur den Hunger“, erklärt Martina Wagner. „Es weckt auch Erinnerungen an das Elternhaus und die Familie.“ „Das kann ich bestätigen“, sagt dazu Gerhard Probst und erzählt, dass er als Kind so gern mit seiner Mutter gebacken hat: „Den Weihnachtsstollen zum Beispiel. Und die Plätzchen.“

Die Sinne der Senioren werden angeregt

Es ist auch der Duft, der schon durch Mutters Küche zog und die Sinne der Senioren anregt. Wenn wie vor 100 Jahren Blechkuchen mit Äpfeln, Birnen und Zwetschgen oder die traditionellen Flachswickel gebacken werden. Kürzlich, sagt die Betreuerin Ulrike Scherer, habe sie Spitzkraut mitgebracht. Dann mussten alle Kraut hobeln, und zum Abendessen wurde warmer Krautsalat serviert. „Was wir produzieren, gibt es zum Abendbrot oder am nächsten Tag zum Kaffee“, erklärt Ulrike Scherer. Selbst zubereitet, schmeckt es wahrscheinlich noch mal so gut. Und sollte jemand nachts nochmal Hunger bekommen, bleibt er nicht unversorgt. Ein Speckweckle wird schon noch übrig sein.

Das Rezept für Speckwecken

Für Nachahmer: Das Rezept für Speckwecken vom Haus St. Barbara:

700 Gramm Mehl, einen halben Liter Milch, einen Würfel Hefe, zwei Esslöffel Salz und einen Teelöffel Zucker zu einem Hefeteig verarbeiten und gehen lassen. Dann 150 Gramm Käse, 150 Gramm Speck oder Schinken und 150 Gramm Zwiebeln, dazu Petersilie jeweils würfeln und zerkleinern und unter den Hefeteig mischen. Mit dem Löffel aus dieser Teigmasse kleine Häufchen bilden. Diese aufs Backblech verteilen. Anschließend die Speckwecken im Ofen bei 200 Grad 15 bis 20 Minuten backen – bis sie gar und knusprig sind. Guten Appetit!