Arsim Bajrami aus Weinstadt läuft viel, Halbmarathon mag er besonders. Nun hat er sich erlaufene Kilometer sponsern lassen – für den guten Zweck. Er engagiert sich gerne, aus einem besonderen Grund.

Er sei nicht wichtig, sagt Arsim Bajrami, „mir geht es nur darum, die Menschen aus der Ukraine ein bisschen zu unterstützen, ihr Leid ein bisschen zu mildern.“ Der 43-Jährige aus Weinstadt hat eine Spendenlaufaktion ins Leben gerufen und 15 Sponsoren gefunden, Privatleute und Unternehmen, die pro von ihm gelaufenen Kilometer bereit waren, für die örtliche Flüchtlingshilfe einen Euro an das städtische Spendenkonto zu überweisen.

 

211 Kilometer hat Bajrami dafür innerhalb einer Woche zurückgelegt und per Fitness-Tracker aufgezeichnet. Zwar ist seine Laufaktion beendet, aber sie findet weiterhin Anhänger. „Ich hoffe, dass ich noch möglichst viele Menschen zum Spenden motivieren kann“, sagt Bajrami.

Als 19-Jähriger kam er nach Deutschland

Als gebürtiger Kosovare weiß er, wie es ist, seine Heimat wegen eines Krieges zu verlieren. 1998 ist er nach Deutschland gekommen. 19 Jahre war er damals alt und wollte eigentlich nach seinem Schulabschluss Geschichte studieren. Stattdessen absolvierte er eine Ausbildung zum Gärtner in Illingen (Enzkreis). Später zog er nach Weinstadt, wo er jetzt mit seiner Frau und seinen drei Söhnen im Alter von sechs bis 15 Jahren lebt.

Inzwischen ist er im Schwabenland angekommen, spricht fließend Deutsch und engagiert sich wo er kann ehrenamtlich. „Ich musste von null anfangen, konnte die Sprache nicht“, erinnert Bajrami sich an seine Anfangszeit in Deutschland. Damals habe er so viel Unterstützung erhalten und habe bis heute nie negative Reaktionen erlebt. Daher wolle er nun seinerseits für Flüchtlinge aus der Ukraine etwas tun.

Lesen Sie aus unserem Angebot: Spender und Helfer packen zusammen an

Also schnürte er seine Laufschuhe und joggte die 10,6 Kilometer zu seiner Arbeitsstelle in einem Fellbacher Gartencenter täglich hin und zurück. „Teilweise habe er auch noch ein paar „Schwenker“ gemacht, um noch mehr Kilometer zu sammeln. Zwischen gut 21 und 43 Kilometer legte er so täglich zurück. Selbst am Wochenende und an seinem Geburtstag schonte er sich nicht. „An meinem Geburtstag konnte ich etwas mehr laufen, weil mein Chef mir frei gegeben hatte.“ Neben seiner Laufaktion hat Arsim Bajrami auch Willkommensschilder aus Holz gestaltet und eine Bäckerei in seinem Wohnort Strümpfelbach gewonnen, die sie für ihn vertreibt. „Der Erlös geht zu 100 Prozent auf das Weinstädter Spendenkonto.“

Lesen Sie aus unserem Angebot: Newsblog zur Ukraine

Wie ist er auf die Idee für die Aktionen gekommen? „Beim Laufen“, antwortet Bajrami. Er habe bei einem Lauf in Göppingen teilgenommen. „Der Sprecher dort hat kurz vor dem Start eine sehr emotionale Rede zur Ukraine gehalten. Mit sind die Tränen geflossen.“ Daraufhin habe er während des Laufs überlegt, was er für die Menschen aus den Kriegsgebieten tun könne, sagt Bajrami, dem die besten Ideen meist beim Laufen einfallen. „Wenn ich laufe, fühle ich mich frei und kann frei denken“, erklärt der Langstreckenläufer, der wöchentlich zweimal bei der SG Weinstadt trainiert und an den übrigen Werktagen den Weg zur Arbeit dafür nützt.

Er hat einen großen Traum

Mehrere Paar Joggingschuhe läuft er dabei im Jahr durch. „Nach 800 Kilometern ist die Dämpfung meist kaputt.“ 10 000-Meter-Lauf und Halbmarathon sind seine Lieblingsdisziplinen. Zehn Kilometer schaffe er üblicherweise in etwa 34 Minuten, einen Halbmarathon in eineinviertel Stunden, berichtet Bajrami, dessen Laufbegeisterung schon beim Erzählen deutlich spürbar ist. Einmal im Jahr nimmt er auch an einem Marathon teil. Zweimal sei er schon in Frankfurt mitgelaufen, einmal in Berlin sowie beim Remstal-Marathon, erzählt Bajrami. Sein großer Traum: einmal beim New-York-City-Marathon dabei sein.