Der Strümpfelbacher Wengerter Werner Kuhnle fährt samt Mitarbeitern nach Altenahr, um von Hochwasser ruinierte Weinbauflächen instand zu setzen. Wer will, kann sich ganz einfach daran beteiligen.

Weinstadt/Kernen - Mir war sofort klar, da müssen wir helfen“, sagt Werner Kuhnle im Rückblick auf die ersten Meldungen von dem vernichtenden Hochwasser, das im vergangenen Juli im Ahrtal 133 Menschen das Leben gekostet und riesige Schäden verursacht hat. Helfen wollte er im kleinen Weinbaugebiet Ahr. Das Strümpfelbacher Weingut pflegt den Kontakt zum Weingut Sermann in Altenahr – „seit ich vor zehn Jahren endlich mal weiter hoch gekommen bin als Mosel und Lorelei“, erzählt Kuhnle.

 

Auch der Gutsausschank ist von den Wassermassen zerstört

Allerdings sei das Vorhaben, persönlich mit Hand anzulegen beim Wiederaufbau im schwer getroffenen Weinbaugebiet, gerade im Sommer extrem schwer umzusetzen gewesen. „Wir konnten hier schlicht nicht weg.“ Die nassen und rundum schwierigen Bedingungen in den eigenen Weinbergen hätten quasi tägliche Präsenz erzwungen. Im Herbst habe er dann nochmals mit den Sermanns im Ahrtal telefoniert, bei denen derzeit auf der Internetseite nicht ganz ohne Galgenhumor steht: „Leider mussten wir aufgrund der enormen Wassermengen unseren Gutsausschank schließen. Aber wir arbeiten an einer schnellstmöglichen Wiedereröffnung und hoffen, dass es im September 2022 soweit sein wird. Bis dahin können Sie sich gerne schon mal ein Näschen von unserer alten Karte nehmen.“

Klar, habe ihm damals Elmar Serman versichert, die Lese bekämen sie in den Griff, mit entsprechenden Ersatzgerätschaften für alles Abgesoffene seien sie bereits versorgt. Und so entstand die Idee, den gebeutelten Kollegen eben dann zu helfen, wenn es auch im eigenen Weingut im Remstal wieder etwas Luft gibt. „Was brauchat ihr“, hat Kuhnle schwäbisch gefragt und erfahren, dass in halbhoher Lage Wengertflächen zwar vom Wasser nicht komplett weggespült, aber schwer beschädigt wurden. Am 10. Februar wird Werner Kuhnle nun mit drei seiner albanischen Fachkräfte gen Ahrtal aufbrechen und rund 40 Ar Anbaufläche beim Weingut Serman wieder instandsetzen.

Material und Werkzeug wird mitgebracht

Die Mittel dazu, Wengertpfosten, Werkzeug, Draht, Anker oder Krampen zur Drahtbefestigung, werden die Remstäler selbst mitbringen. Dafür läuft jetzt ein formloser Spendenaufruf zur Finanzierung der unter anderem benötigten etwa 100 sogenannten Stickel – jenen Wengertpfosten, die rund 1,90 Meter aus dem Boden ragen und zur Befestigung der Drahtanlagen dienen.

Für 11,90 Euro, so das Angebot an alle, die sich direkt und mit Garantie der korrekten Verwendung ihres Beitrag an der privaten Hilfsaktion für das Hochwassergeschädigte Weingut in Altenahr beteiligen wollen, ist die Patenschaft für einen der Pfosten zu haben. Dies entspricht dem regulären Kaufpreis beim Raiffeisenmarkt Kernen neben der Genossenschaftskelter in der Stettener Weinstraße. Dort nimmt der Marktleiter Michael Deiß den Obolus der Spendenwilligen entgegen und sorgt für den Eintrag in eine Sponsorenliste. Spendenbescheinigung gibt es keine, für deren Voraussetzungen wäre der Aufwand zu groß. Aber ein Dankesgruß von der Ahr und Bilder von der Hilfsaktion sei allen sicher, die den Preis für einen der Wengertpfosten für das Ahrtal übernehmen, versichert Kuhnle. Die Öffnungszeiten des Raiffeisenmarktes: 8 bis 12.30 und 14 bis 18 Uhr, mittwochs und samstags nur von 8 bis 12.30 Uhr.

Bei Bedarf wird Verstärkung organisiert

Drei Tage lang wird die Mannschaft aus dem Remstal in den Ahrtal-Weinbergen ab kommender Woche fachmännisch zur Tat schreiten. Falls die Zeit nicht ausreiche zur Sanierung der vorgesehenen 40 Ar, sagt Werner Kuhnle, dann werde Verstärkung geholt. „Eines ist klar, das machen wir auf jeden Fall komplett fertig.“

Mit Hilfe familiärer Verbindungen haben die Kuhnles nebenbei auch das Problem der Unterbringung des Hilfstrupps organisiert. Margret Kuhnle hat mit einer alten Schulkameradin in der Nähe Kontakt aufgenommen. Bei ihr kann die Hilfstruppe aus dem Remstal für die vier Tage residieren.