Die Stuttgarter Zeitung lebt von herausragenden Beiträgen, getragen von der Leidenschaft der Autoren. Diese besonderen Stücke bestimmen zusammen mit der unverzichtbaren täglichen Berichterstattung den Wert der Tageszeitung für unser Gemeinwesen.

Seite Drei: Dieter Fuchs (fu)

Stuttgart - Ohne die Leidenschaft des Autors entsteht kein guter Text. Handwerkliche Regeln, ein ausgeprägtes Berufsethos und die Unterstützung einer professionellen Redaktion gehören dazu. Trotzdem muss die Autorin oder der Autor brennen für die Idee, fest daran glauben, dass das Thema den Leser fesseln wird. Nur so entstehen Beiträge, die den Anspruch erheben können, für unsere Demokratie von Bedeutung zu sein. Nur so begründet eine Zeitung ihren Ruf, unverzichtbar zu sein für die Gesellschaft. Und so entstehen auch die herausragenden Beiträge der Stuttgarter Zeitung.

 

Keine Frage, auch die tägliche Berichterstattung in der Tageszeitung erfüllt für unser Gemeinwesen vielfältige Zwecke. Relevante Informationen und Hintergründe ermöglichen es, Anteil zu nehmen an unserer Demokratie. Doch die besonderen Beiträge bleiben in Erinnerung, prägen eine Marke wie die Stuttgarter Zeitung, schaffen und vertiefen das Vertrauen unserer Leserinnen und Leser. Sie wirken als Leuchttürme im Informationsmeer unserer Zeit. Und sie sind nicht umsonst zu haben.

Harte Arbeit über viele Jahre

Wer in die jüngere Vergangenheit der Stuttgarter Zeitung zurückblickt und die herausragenden, oft preisgekrönten Texte unserer Autorinnen und Autoren liest, dem wird vor Augen geführt, dass außergewöhnlicher Journalismus seinen Preis hat. Als unser Investigativautor Andreas Müller 2010 seine Recherchen über die EnBW-Affäre startete, konnte er nicht ahnen, dass ihn das Thema bis heute beschäftigen würde, wie viele Widerstände er überwinden musste, wie stark der Gegenwind sein würde. Die Geschichte vom Rückkauf der EnBW-Aktien durch das Land am Landtag vorbei erschütterte die Regierung Mappus bis ins Mark. Und es gehört viel Stehvermögen des Autors und viel Rückendeckung der Kollegen dazu, solche bedeutenden Themen voranzutreiben. Ein ganz anderes Beispiel bot der im vergangenen Jahr verstorbene Kollege Stefan Geiger, der sich tagelang quälte, um einen Essay zu schreiben über den Wert der Gerechtigkeit in der modernen Gesellschaft und deren Grenzen. Er wurde dafür ausgezeichnet. Geiger war es auch, der, zusammen mit anderen Kollegen, über mehrere Jahre als einer der wenigen Regionalzeitungsjournalisten den NSU-Prozess in München verfolgte, durchlitt und beschrieb. Weil es wichtig war.

Datenjournalismus als neues Feld

Um alle herausragenden Leistungen aufzuzählen fehlt hier der Platz. Manche Kolleginnen schreiben seit Jahrzehnten besondere Stücke – Katja Bauer etwa, die auch für ihre Arbeit über Rechtsextremismus mehrfach unter die Journalisten des Jahres gewählt worden ist. Jan Georg Plavec stand ebenfalls schon auf dieser Liste. Er erarbeitet Beiträge, die die journalistische Gegenwart mit ihrer Zukunft verbinden. Seine datenbasierte Arbeit, etwa die Erstellung eines Feinstaubradars für die ganze Region, ist ebenfalls prämiert worden. Daneben ist auch der datenjournalistische Beitrag über den Ausfall von Schulstunden im Land zu erwähnen. Aber auch die klassischen regionalen Enthüllungsreportagen, sei es über den Missbrauch von Sozialleistungen oder den Bandenkrieg der Osmanen-Rocker sind unverzichtbar in der Stuttgarter Zeitung. Denn ohne die Leuchttürme verliert der Journalismus den Glanz, der ihm gebührt.