Über Jahre aufgebaute faule Kredite lassen sich nicht über Nacht aus der Welt schaffen, meint Wirtschaftsredakteur Klaus Dieter Oehler.

Frankfurt - Die Finanzkrise ist noch nicht vorbei. Zwar besteht derzeit keine große Gefahr, dass das ganze Finanzsystem in neue Turbulenzen gerissen werden könnte, wie dies 2007 bis 2009 mehrfach der Fall war. Und die Politik und vor allem die Notenbanken haben auch viel unternommen, um einen Zusammenbruch des Systems zu verhindern – mit Erfolg.

 

Allerdings gibt es immer noch Altlasten: Milliarden von Krediten, bei denen die Banken nicht sicher sein können, ob die Schuldner sie je bezahlen können. In den USA etwa, wo das Problem durch eine viel zu freizügige Kreditvergabe an Hauskäufer erst entstanden ist, hat man den größten Teil davon mit Steuergeldern ad acta gelegt, und zwar zugunsten der Banken und letztlich auch derjenigen Steuerzahler, die gerade in der Zwickmühle steckten.

Zahl der risikobereiten Investoren wird kleiner

In Europa jedoch war diese staatliche Hilfe nicht so umfassend, so dass auch heute noch vor allem kleinere Institute in Bedrängnis sind. Man darf dabei nicht vergessen, dass sich diese knappe Billionen Euro an „Problemkrediten“ über Jahrzehnte aufgebaut hat, das lässt sich nicht über Nacht aus der Welt schaffen, wenn man nicht durch Steuergelder einfach darauf verzichtet. Wie also soll die Politik dieses Problem lösen? Es ist nicht einfach, denn die Zahl der risikobereiten Investoren, die darauf wetten wollen, dass früher oder später die Darlehen doch zurückgezahlt werden, wird immer kleiner.

Auf der anderen Seite müssen die EU-Finanzminister darauf achten, dass sie die Banken nicht zu sehr in ihrer Handlungsfreiheit beschränken. Es war zum Beispiel in Deutschland schon immer eher die Regel, dass Immobilien nicht zu 100 Prozent von den Banken finanziert werden. Risikopuffer waren in der Geschäftspolitik der Kreditinstitute meistens schon eingeplant. Auch Unternehmen und Privatpersonen könnten durch zu strenge Regeln am Handeln gehindert werden. Das wiederum würde die Konjunktur bremsen. Hierfür die richtige Formel für einen so heterogenen Wirtschaftsraum wie Europa zu finden ist keine leichte Aufgabe.