Seit mehr als 1700 Jahren prägen Juden die europäische Kultur mit. Kulturregion und Israelitische Religionsgemeinschaft Württemberg gehen gemeinsam auf Spurensuche.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Am 11. Dezember 321 hat der römische Kaiser Konstantin ein Edikt erlassen. Das Gesetz besagte, dass Juden städtische Ämter in den Kurien, den römischen Stadträten, bekleiden durften und sollten. Dieses Dokument belegt eindeutig, dass jüdische Gemeinden bereits seit der Spätantike wichtiger integrativer Bestandteil der europäischen Kultur sind.

 

Unter dem Titel „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ ist dieses historische Ereignis im Jahr 2021 bundesweit gefeiert worden. Rein terminlich hinkt der Verband Region Stuttgart (VRS) also ein bisschen hinterher: Denn der VRS hat nun, Ende 2022, die Kulturregion Stuttgart beauftragt, zusammen mit der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg (IRGW) in den kommenden zwei Jahren das Jubiläum angemessen nachzufeiern. Immerhin: Der nun einstimmig verabschiedete Antrag, auch in der Region Stuttgart ein Zeichen setzen zu wollen, stammt aus dem Jubiläumsjahr. Zielvorgabe des interfraktionellen Vorstoßes: Es solle – so hieß es im Antrag – das „jüdische Leben in der Region Stuttgart auf der Internet-Plattform www.jewish-places.de umfangreicher abgebildet und sichtbarer gemacht werden“. Die Plattform sei für die Region bisher nur „rudimentär gepflegt“, stellten die Antragssteller fest. Wenn die Website erst einmal professionell aufbereitet sei, könne sie später dann von Ehrenamtlichen weiter betreut werden. Auch könne das Portal als Grundlage für weitere Aktivitäten dienen.

Die Website Jewish-Places als Grundlage für weitere Aktivitäten

Die Kulturregion hat nun vorgeschlagen, das Projekt noch ein wenig zu erweitern. Dabei sei der Wunsch, sich mithilfe von Kunst und Kultur mit dem jüdischen Leben in der Region auseinanderzusetzen, sicherlich gut. Darüber hinaus will die Kulturregion sich aber nicht nur mit der Vergangenheit beschäftigen, „sondern ebenfalls das junge, derzeit aktive jüdische Leben sichtbar machen“, sagt Bettina Pfau, die Geschäftsführerin der Kulturregion.

Enge Kooperation mit jüdischen Einrichtungen

Einerseits wolle man die Plattform jewish-places wie gewünscht bestücken, andererseits aber eine enge Kooperation mit jüdischen Einrichtungen anstreben und so ein in die Zukunft weisendes Netzwerk aufbauen. Auch öffentliche Veranstaltungen sollen das jüdische Leben gestern und heute noch mehr ins Bewusstsein einer breiteren Öffentlichkeit hineintragen.

Diesen Ansatz der Kulturregion begrüßt auch Barbara Traub, die Vorstandssprecherin der IRGW: „Es ist schön, wenn wir dabei auch das aktuelle jüdische Leben in der Region zeigen, einen Dialog anstoßen und insbesondere Verbindungen dort knüpfen, wo diese bisher noch weniger ausgeprägt sind.“ Für die Umsetzung des Projekts hat der Verband Region Stuttgart jetzt 200 000 Euro freigegeben. Angeregt wird, die dafür benötigte Stelle mit einer qualifizierten Fachkraft zu besetzen, die den Aufbau des Netzwerkes begleitet, ein konkretes Projekt entwickelt und darüber hinaus Veranstaltungen organisiert und durchführt. Diese Stelle könne durchaus auch bei einem Kooperationspartner der Kulturregion – der VRS nennt explizit die IRGW – angesiedelt sein.