Die Stadt Ludwigsburg lädt in der Weltstillwoche zu einem Aktionstag ein. Warum braucht es die Woche und wo können Frauen in der Stadt in Ruhe stillen? Unterwegs im babyfreundlichen Ludwigsburg.

Ludwigsburg : Anna-Sophie Kächele (ask)

Seit dem Jahr 1991 gibt es in 120 Ländern die Weltstillwoche. In Deutschland wird sie in der 40. Kalenderwoche abgehalten, dieses Jahr beginnend mit dem 30. September, weil eine Schwangerschaft mit 40 Wochen berechnet wird. Das Ziel: „Stillen als normale, artgerechte Ernährungsform für Säuglinge in den Mittelpunkt zu rücken“, so schreibt es der Bundesverband der Arbeitsgemeinschaft Freie Stillgruppe auf ihrer Webseite. Doch wofür braucht es die Stillwoche? Steckt dahinter noch immer ein Tabuthema?

 

„Stillen ist mit hohem Druck verbunden“

Fabienne Ziller, Kinderkrankenschwester und Hebamme beim Hebammenzentrum Ludwigsburg, beobachtet vielmehr einen Wissensmangel. „In der Gesellschaft gibt es die Vorstellung, dass Stillen immer leicht ist und durchgängig Freude macht. Wir brauchen mehr Realität“, sagt sie. Es sei körperlich und seelisch anstrengend, ein Kind monatelang zu ernähren. Sie berichtet, dass die meisten Frauen stillen wollen, sich in den ersten Tagen aber häufig zeige, dass es nicht funktioniert. Sei es, weil die Mutter aufgrund der Veranlagung, einer Erkrankung oder eines Kaiserschnitts später oder wenig Milch produziert oder das Neugeborene zu schwach ist, um zu trinken. „Stillen ist mit einem hohen Druck verbunden und der Frage: Bin ich eine gute Mutter, wenn ich nicht stillen kann?“, sagt Ziller. In der Weltstillwoche gehe es deshalb darum, Frauen zu beraten, mit Informationen zu versorgen und aufzuzeigen, dass sie nicht alleine sind.

Die Stadt Ludwigsburg lädt gemeinsam mit der Evangelischen Familienbildung zum Aktionstag zur Weltstillwoche an diesem Dienstag in der Auferstehungskirche (Schorndorfer Straße 76) ein. Von 10 bis 12.30 Uhr informieren und beraten Hebammen, Trageberaterinnen und das Gesundheitsamt mit der Jugendzahnpflege zu allen Fragen um das Stillen. Außerdem sind eine Bastelaktion und ein Stillquiz geplant.

„Stillen ist für Mütter mit einem hohen Druck verbunden“, sagt die Ludwigsburger Hebamme Fabienne Ziller Foto: privat

Doch was fehlt darüber hinaus, damit sich die gesellschaftliche Vorstellung der Realität zumindest annähert? Was brauchen Frauen, die stillen möchten? Stillen sei immer noch wie früher, es brauche Liebe, Zeit und einen Rückzugsort, sagt Fabienne Ziller. Um letzteres gewähren zu können, hat die Stadt Ludwigsburg in einem Flyer rund 60 Einrichtungen, Unternehmen und Gastronomiebetriebe in der Innenstadt und den Stadtteilen auf, in denen Frauen und Familien ihre Kinder stillen und wickeln können. Teilweise ist das in den Allgemeinbereichen möglich, teilweise stehen separate Räume zur Verfügung. Letzteres haben in der Innenstadt beispielsweise das Geschäft Didymos Tragetücher, der dm im Marstall Center, das Markt8 oder Optik Welzer.

Hört man sich in den Geschäften um, werden sie von Müttern, die einen Ort zum Stillen suchen, aber kaum oder gar nicht aufgesucht. Fabienne Ziller glaubt, dass kaum Frauen von dem Flyer wissen. Auch das soll sich ändern. Teilnehmerinnen werden am Aktionstag in der Weltstillwoche nach ihren Lieblingsstillorten gefragt, um die Karte für Still- und Wickelmöglichkeiten zu aktualisieren.

Den Übersichtsflyer mit Stillorten in der Stadt gibt es unter www.ludwigsburg.de/start/leben+in+ludwigsburg/babyfreundliches+ludwigsburg.html, und im Hebammenzentrum.