Im vergangenen Jahr sind laut Statistischem Bundesamt 3475 Menschen im Straßenverkehr ums Leben gekommen, darunter 484 Menschen in Baden-Württemberg. Deswegen gibt es einen Aktionstag für Fahranfänger.

Zack! Mit einem heftigen Ruck schleudert Katharina nach vorne. Zum Glück ist die 22-Jährige angeschnallt und der Aufprall mit einer Geschwindigkeit von 30 Kilometern pro Stunde nur simuliert. „Das fühlt sich hier nicht anders an als auf der Achterbahn“, sagt die Konditorei-Auszubildende in der Gewerblichen Schule im Hoppenlau. Der sogenannte Gurttestschlitten ist einer von fünf Verkehrssimulatoren bei den Verkehrssicherheitstagen an ihrer Schule. Die fünftägige Aktion wird seit Montag zusammen mit dem ADAC Württemberg, dem Polizeipräsidium und der Verkehrswacht Stuttgart veranstaltet. Die Verkehrswoche soll junge Autofahrer auf die Gefahren im Straßenverkehr aufmerksam machen.

 

Nicht mit erhobenem Zeigefinger

„ ,Mir wird schon nichts passieren’, höre ich öfters“, sagt Carl-Eugen Metz, Vorstandsvorsitzender für Verkehr und Umwelt beim ADAC Württemberg bei der Eröffnung der Aktionstage am Montag. Doch stellten die Verkehrsanfänger ein drei Mal größeres Risiko dar als alle anderen Verkehrsteilnehmer. „Wir wollen aber nicht mit erhobenem Zeigefinger an die Jugend appellieren“, so Metz. Der Vorstandsvorsitzende ergänzt: „Wir versuchen für einen sicheren und verantwortungsvolleren Umgang zu sensibilisieren.“

Im vergangenen Jahr sind laut dem Statistischen Bundesamt 3475 Menschen im Straßenverkehr ums Leben gekommen, darunter 484 Menschen in Baden-Württemberg. Das sind 2,9 Prozent mehr Verkehrstote als im Jahr 2014. 61 junge Verkehrsteilnehmer im Alter von 18 bis 25 Jahren seien 2015 bei Straßenunfällen im Südwesten tödlich verunglückt, sagt der Polizist Ludwig Haupt, Referatsleiter der Stabsstelle Prävention des Polizeipräsidiums Stuttgart. Das seien 14 Tote weniger als im Jahr 2014. Trotzdem passieren rund 28 Prozent der Unfälle in der Gruppe der jungen Fahrer. Häufig seien zu hohe Geschwindigkeiten, mangelnde Erfahrung, Ablenkung und Alkoholkonsum der Grund für die Unfälle, so Ludwig Haupt.

Schatten-Geschichten sind nicht fiktiv

Sechs schwarze Schatten sind ebenfalls Teil der Aktionstage. Diese sechs Silhouetten in Lebensgröße bilden die Ausstellung „Schatten – Ich wollte doch leben!“. Die Exponate der Künstlerin Marlene Schlund stellen Schicksalsfälle von jungen Menschen dar und sind ebenfalls auf den Aktionstagen zu sehen. „Die Geschichten sind keine fiktiven Fälle“, sagt der ADAC-Vorsitzende Metz. Jede Tragödie habe sich tatsächlich ereignet. Schlunds Ausstellung macht im Rahmen der Verkehrstage erstmals Halt im Südwesten. Die Aktion läuft noch bis Freitag. Am Dienstag werden die Schüler in einem Überschlagssimulator üben können, wie man sich aus dem Unfallauto befreit. Das sei gar nicht so einfach, wenn man kopfüber von der Decke hänge, sagt Birgit Weber, die Vorsitzende der Verkehrswacht Stuttgart.