An manchen Orten wären Vulkanausbrüche besonders verheerend, auch weil dort viele Menschen leben. In Deutschland spuckt zwar kein Berg Feuer – das heißt aber nicht, dass die Vulkane bei uns für immer Ruhe geben.

Stuttgart - Welches Risiko geht von einem Vulkan aus? Bereits in den Jahren 1982 bis 1984 erstellte eine internationale Expertenrunde im Auftrag der Vereinten Nationen eine Liste der gefährlichsten Vulkane der Welt. Dabei wird vor allem die Zahl der durch einen Ausbruch bedrohten Menschen berücksichtigt, aber auch das historische Verhalten des Vulkans sowie die Verletzlichkeit der umgebenden Infrastruktur. Unter den damals 88 aufgeführten Hochrisikovulkanen stand der Vesuv an der Spitze. Wie gefährlich er sein kann, zeigte sich am 24. August 79 n. Chr., als eine sechs Meter hohe Ascheschicht die Städte Pompeji und Herculaneum unter sich begrub und Tausende Menschen in den Tod riss.

 

Obwohl der Vesuv seit 1944 ruht, bleibt er in der weltweiten Spitzengruppe der Hochrisikovulkane. Denn sollte er wieder erwachen – was die Experten früher oder später erwarten –, dann ist seine dicht besiedelte Umgebung samt der nur 20 Kilometer entfernten Großstadt Neapel äußerst gefährdet. Insgesamt wären mehrere Millionen Menschen unmittelbar betroffen. Es gibt zwar Notfallpläne, aber ob die wirklich so funktionieren, wie es die italienische Regierung ausgearbeitet hat, wird sich im Ernstfall noch zeigen müssen. Auch wenn dank rechtzeitiger Warnung und Evakuierungen viele Menschen gerettet werden könnten, wären die wirtschaftlichen Schäden unermesslich groß.

Kann sich auch in Deutschland eine Katastrophe zusammenbrauen?

Allein beim insgesamt noch recht überschaubaren Ausbruch des Cumbre Vieja auf La Palma werden die Schäden auf mehr als 900 Millionen Euro geschätzt. Und als im April dieses Jahres auf der Karibikinsel St. Vincent der Vulkan La Soufrière ausbrach und riesige Aschemengen auf der Insel verteilte, drängte die UN die internationale Gemeinschaft, Hilfe zu leisten, weil Tausende Menschen evakuiert in Notunterkünften hausen mussten.

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Könnte sich auch in Deutschland eine Katastrophe zusammenbrauen? Es gibt zahlreiche Landschaften, die vulkanisch geprägt sind. Geologisch gelten die meisten Gebiete als erloschen – wenn da nicht die Eifelvulkane wären: Besonders verheerend war vor knapp 13 000 Jahren der Ausbruch des Laacher-See-Vulkans rund 30 Kilometer nordwestlich von Koblenz am Rande der Eifel – die gewaltigste Vulkanexplosion in Mitteleuropa in der jüngsten geologischen Vergangenheit. Die Eruptionssäule dürfte 40 Kilometer hoch gewesen sein, Asche und Bimspartikel von damals finden sich noch heute in Südschweden und Norditalien. Die Glutlawinen füllten die umliegenden Täler mit bis zu 60 Meter hohen Ablagerungen. Auch wenn der Ausbruch wohl nur wenige Tage dauerte, hinterließ er eine zerstörte Landschaft. Noch heute zeugen aufsteigende Kohlendioxidgasblasen im Laacher See sowie der regelmäßig ausbrechende Geysir im nahe gelegenen Andernach am Rhein von der vulkanischen Vergangenheit des Gebietes.

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Dass die vulkanischen Aktivitäten irgendwann wieder aufleben können, dafür besteht nach Ansicht der beiden Bonner Professoren Ulrich Schreiber und Gerhard Jentzsch eine „hohe Wahrscheinlichkeit“. Die beiden Experten haben aktuell die vulkanische Gefährdung für die kommenden eine Million Jahre bewertet – im Auftrag der Bundesgesellschaft für die Endlagerung von Atommüll. Darin warnen sie auch vor den möglichen sekundären Folgen eines Vulkanausbruchs in der Osteifel, nämlich eine Blockade des dort engen Rheintals durch Lava und Gesteinsfragmente: „Eine längerfristige Aufstauung des Rheins würde zu weitreichenden Überflutungen im oberen Mittelrheintal, Oberrheingraben und angrenzenden Tälern führen.“