Das älteste Kernkraftwerk Frankreichs Fessenheim bleibt noch bis Ende 2016 am Netz. Viele Atomkritiker fordern schon lange die Schließung.

Straßburg - Das umstrittene Atomkraftwerk an der Grenze zu Deutschland geht möglicherweise erst 2018 vom Netz - zwei Jahre später als geplant. Das hat die französische Umweltministerin Ségolène Royal laut einem Zeitungsbericht angekündigt. Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) reagierte besorgt. „Die französische Regierung hat uns gegenüber wiederholt das Abschaltjahr 2016 bestätigt“, sagte er am Dienstag in Stuttgart. Er appelliere daher an Frankreich, diese Zusage einzuhalten und das Kernkraftwerk spätestens Ende 2016 abzuschalten.

 

Royal habe den neuen Zeitplan mit der verzögerten Inbetriebnahme des Druckwasserreaktors in Flamanville am Ärmelkanal begründet, berichtete die Straßburger Regionalzeitung „Dernières Nouvelles d’Alsace“ am Dienstag auf ihrer Webseite. „Wenn Flamanville 2018 in Betrieb genommen wird, wird Fessenheim geschlossen.“ Untersteller sagte, die französische Regierung habe die Zusage zur Abschaltung von Fessenheim bisher zu keinem Zeitpunkt an die Inbetriebnahme des Reaktors in Flamanville geknüpft.

Deutschland bei Westwind stärker betroffen

Die baden-württembergische Bundestagsabgeordnete Sylvia Kotting-Uhl warnte, bei einem Atomunfall in Fessenheim wäre bei Westwind Deutschland stärker betroffen als Frankreich. Die Menschen in Deutschland hätten daher ein Recht, von dieser „gefährlichen Laufzeitverlängerung“ beschützt zu werden. Dass die Bundesregierung den Wortbruch der französischen Regierung stillschweigend hinnehme, sei skandalös. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) müsse sich persönlich dafür einsetzen, dass Fessenheim unabhängig von der Inbetriebnahme von Flamanville abgeschaltet werde. Ohnehin sei nicht klar, ob Flamanville überhaupt jemals ans Netz gehen werde.

Seit 1977 in Betrieb

Das älteste französische Kernkraftwerk Fessenheim ist seit 1977 in Betrieb und sollte ursprünglich bis Ende 2016 vom Netz genommen werden. Der Druckwasserreaktor am Ärmelkanal sollte zunächst 2016 starten.

Umweltschützer im Dreiländereck fordern seit Jahren die Schließung Fessenheims. Für sie ist die Anlage pannengefährdet und veraltet. Frankreich will bis zum Jahr 2025 den Atomanteil am französischen Stromverbrauch von 75 auf 50 Prozent verringern. Royal hatte in Straßburg Umweltprojekte besichtigt.