Al Bano und Romina Power haben am Freitagabend vor fast ausverkauftem Haus das Glück vergangener Zeiten gefeiert. Das Italo-Pop-Duo präsentierte auf seiner Abschiedstour bekannte Songs zum Schunkeln und Mitsingen.

Stuttgart - Die Seligkeit eines Sommerabends: Pizza für die Kinder, für Papa Spaghetti alla carbonara, danach ein italienisches Gelato für alle. Ohne den Song „Felicitá“ des Italo-Pop-Duos Al Bano und Romina Power, der ab 1982 Pizzerien und Eisdielen beschallte, wären solche Erinnerungen schnell verblasst. Lang ist das her, trotzdem zieht das einstige Traumpaar noch immer massenweise Fans an. Am Freitagabend ist dessen Konzert in der Porsche Arena fast ausverkauft.

 

Der Ticketaufdruck verspricht eine Comeback-Tour, dabei gehört die Stuttgarter Station zum langen Abschied der beiden. Der 1943 geborene Al Bano Carrisi will zum Jahresende Schluss machen mit der Musik. Die Pumpe macht Ärger, außerdem betreibt Al Bano eine Winzerei nebst Landhotel. Auf der Bühne merkt man dem Sänger mit dem samtigen Timbre dessen Alter aber nicht an.

Songs zum Schunkeln und Mitsingen

Im eleganten taubenblauen Anzug und mit seinem weißen Hut als Markenzeichen schwingt sich Al Bano auf die Bühne. Begleitet von einer vierköpfigen Band, verstärkt um eine Violinistin und vier Backgroundsängerinnen, schmettert er „Nel blu dipinto di blu“, besser bekannt als „Volare“ in der Interpretation von Dean Martin. Ein Song zum Schunkeln und Mitsingen; Vooo-laaa-re, o-oh, Can-taaa-re, und so weiter. Aber die Leute bleiben erstaunlich ruhig. Als Romina Power im knall-pinkfarbenen Flatterkostüm die Bühne betritt, gibt es brandenden Applaus.

„Ich wuunsche, ich kann sprechen deine Sprache“, lächelt Romina, „aber nix!“ Null Problemo, dass die beiden den Abend meist auf Italienisch, ab und zu auf Englisch bestreiten. Unter den Fans ist der Anteil der italienischen Muttersprachler groß und die Musik funktioniert eh jenseits aller Sprachbarrieren. Besonders schön klingt der warm melancholische Song „Sharazan“, die merklich nachgedunkelten Stimmen sind in den tieferen Lagen voller als je zuvor. In den Höhen aber hat Al Bano an Kraft eingebüßt.

Auf einer Leinwand leuchten Bilder des Paars in jungen Jahren, dazwischen Sonnenuntergänge, Wolken, Fesselballons. Eine Feier schwerelosen Glücks, nur manchmal kommen dunklere Töne auf, etwa, als Romina eines ihrer Gedichte in deutscher Übersetzung liest. Es handelt vom Verlust ihrer Tochter Ylenia, die 1994 spurlos verschwand. Bis zur Pause ist es ein rührender, nostalgischer Abend. Später aber schwelgt die Darbietung in hemmungslosem Kitsch. Al Bano singt das „Ave Maria“ von Bach, auf der Leinwand morphen Heiligenbilder ineinander, eines zeigt den Sänger gar mit dem Papst.

Donnernde Version des Gefangenenchors

Danach die donnernde Version des Gefangenenchors aus Verdis Oper Nabucco, auf der Videowand weht die italienische Nationalflagge. Zum Schluss dann endlich der Knaller, auf den alle gewartet haben, „Felicitá“, mit Konfettikanone und Fans außer Rand und Band. Man kann sich noch ein Eis holen, aber nicht in der Waffel, nur am Stiel. Von Schöller.