Unterkühltes Auftreten, beherrschender Blick: Alain Delon war ein großer Stars des französischen Kinos – und hat Frauen viel zu verdanken, allen voran Romy Schneider. Am 8. November wird Delon 85 Jahre alt.

Stuttgart - Er habe den Frauen viel zu verdanken, auch seine Karriere, sagte der französische Filmstar Alain Delon der Zeitung „Le Monde“. Er sei durch Frauen zur Schauspielerei gekommen. Sie hätten ihn gewollt, gemacht und ihm alles gegeben. Jean-Claude Brialy, ebenfalls Schauspieler und ein Freund Delons, erinnert sich in Thilo Wydras aktueller Doppelbiografie „Eine Liebe in Paris. Romy & Alain“: „Sobald er einen Raum betrat, waren sämtliche Frauen und Männer, Hunde und Katzen, Tische und Stühle sofort in ihn verliebt. Dank seiner Schönheit und geradezu wilden Charmes – und das wusste er zu nutzen.“

 

Tatsächlich verdankt Delon seinen Sprung ins Rampenlicht Romy Schneider. Sie war seit „Sissy“ (1995) bereits ein Star, als sie für das Melodram „Christine“ (1958) engagiert wurde, eine Adaption von Arthur Schnitzlers Schauspiel „Liebelei“ (1895). Sie bekam Fotos mehrerer junger Schauspieler vorgelegt – und entschied sich für den noch unbekannten Delon als Filmpartner. „Ich hatte nur mein Aussehen und meinen Mangel an Erfahrung vorzuweisen. Als ich erfuhr, dass die mich wollten, blieb mir die Spucke weg“, sagte Delons der Zeitung „Le Figaro“.

Romy Schneider war die Liebe seines Lebens

Er war 23, Schneider drei Jahre jünger. Sie spielten ein Liebespaar – er den Dragonerleutnant Fritz Lobheimer, sie die Musikertochter Christine Weiring – und wurden auch im richtigen Leben eines. Von 1959 bis 1964 sorgten Alain und Romy für Glamour, ihre Beziehung war turbulent, schlagzeilenträchtig und überschattet von Affären – wie der schnittige Leutnant in „Christine“ war auch Delon im richtigen Leben untreu. Über die Trennung kam Romy Schneider nur schwer hinweg. Delon sagte später in einem Interview mit der Zeitung „Le Parisien“, sie sei die große Liebe seines Lebens gewesen.

In dem Krimi „Nur die Sonne war Zeuge“ (1960) nach Patricia Highsmiths Roman „Der talentierte Mr. Ripley“ spielte Delon den Protagonisten, der einen Millionärssohn umbringt und dessen Identität annimmt. In Luchino Viscontis Drama „Rocco und seine Brüder“ (1960) über das Elend Süditaliens war Delon als ältester Bruder einer gebeutelten Familie zu sehen, der auf eine Karriere als Boxer hofft. Als verarmter junger Adliger und Opportunist im Freiheitskampf Siziliens um 1860 traf Delon in Viscontis „Leopard“ (1963) auf eine umwerfende Claudia Cardinale.

Gegenentwurf zu Belmondo

In Henri Verneuils „Lautlos wie die Nacht“ (1963) verkörperte Delon einen Gangster, der mit einem Kollegen das Casino von Cannes ausraubt, als Killer mit Samurai-Ethik in „Der eiskalte Engel“ (1967) unter der Regie von Jean-Pierre Melville festigte Delon endgültig sein Image als unverfrorener Beau ohne Moral, der alle verführt und niemanden liebt. Der Erotikthriller „Der Swimmingpool“ (1969) lebte vor allem davon, dass er beim Dreh wieder auf Romy Schneider traf und die Spannung aus beider persönlicher Vorgeschichte mitschwang. In Henri Verneuils Mafia-Film „Der Clan der Sizilianer“ (1969) gab Delon der Figur des eiskalten Verführers den letzten Schliff.

Mit seinem unterkühlten Auftreten und seinem beherrschenden Blick war Alain Delon der Gegenentwurf zum gewinnenden Charmeur Jean-Paul Belmondo, der nach seinem Auftritt in Jean-Luc Godards Krimi „Außer Atem“ (1960) zum Rivalen wurde. In dem brutalen Gangsterfilm „Borsalino“ (1970) waren die beiden dann gemeinsam auf der Leinwand zu sehen als rivalisierende Ganoven im Marseille der 1930er-Jahre, die sich zusammenraufen.

Anfängliche Zweifel

Nach der Trennung seiner Eltern wuchs Alain Delon bei Pflegeeltern auf, flog von sechs Schulen, musste ins Internat und wurde 1952 Marinesoldat mit Einsätzen im Indochina-Krieg. Danach veranstaltete er Boxkämpfe und vermarktete Parfüm, Cognac und Champagner – bis Brigitte Auber, bekannt als Fassadenkletterin in Alfred Hitchcocks „Über den Dächern von Nizza“ (1955), ihm seine erste Rolle verschaffte: Sie stellte den jungen Charmeur der Frau des Regisseurs Yves Allégret vor, der ihn dann in seinem Krimi „Killer lassen bitten“ (1957) auftreten ließ.

Delon hatte zunächst Zweifel, doch Allégret habe ihn mit einem simplen Ratschlag überzeugt, erzählte der Schauspieler der Tageszeitung „Le Monde“: „Er hat gesagt: Ich möchte nicht, dass du spielst. Sei du. Schau wie du schaust, bewege dich, wie du dich bewegst, sprich so wie du sprichst.“ Dieser Satz habe seine Karriere und sein Leben geprägt.

Am 8. November wird Alain Delon 85 Jahre alt. Gegenüber „Le Monde“ bedauerte er, nie mit einer Frau als Regisseurin gearbeitet zu haben.