Der Pferdefleischskandal ist jetzt auch in den deutschen Supermarktregalen angekommen. Nach der Handelskette Real hat nun auch Edeka Pferdefleisch in Fertiggerichten gefunden, in denen 100 Prozent Rindfleisch drin sein sollte.

Stuttgart - Der europäische Pferdefleischskandal ist in den deutschen Supermarktregalen angekommen. Nach der Handelskette Real hat nun auch Edeka Pferdefleisch in Fertiggerichten gefunden, in denen 100 Prozent Rindfleisch drin sein sollte. In dem Tiefkühl-Produkt „Gut & Günstig Lasagne Bolognese“ seien in einzelnen Stichproben geringe Mengen Pferdefleisch gefunden worden, sagte ein Edeka-Sprecher am Donnerstag in Hamburg. Der Artikel sei schon am Dienstag vorsorglich aus dem Verkauf genommen worden, nachdem der Lieferant eine mögliche Beimischung von Pferdefleisch nicht ausschließen konnte. Zum Lieferanten machte der Sprecher keine Angaben. Die beigemischte Menge liege bei einem bis fünf Prozent.

 

Auch Rewe hat den Verkauf bestimmter Fertigprodukte gestoppt. Dabei handle es sich um die Produkte „Mou Lasagne Bolognese“ und „Mou Cannelloni Bolognese“ der Marke Tulip, wie ein Rewe-Sprecher in Köln erklärte. Tulip habe Rewe darüber informiert, dass man nicht ausschließen könne, dass die beiden Produkte Pferdefleisch enthalten könnten. In Baden-Württemberg wird derzeit Ware des Tiefkühl-Heimservice Eismann überprüft, bestätigte eine Sprecherin des Verbraucherministeriums in Stuttgart.

Zahlreiche Lasagneproben in den Labors

Bereits am Mittwoch hatte Real bekannt gegebenen, Anteile von Pferdefleisch in Stichproben des Produktes „Tip Lasagne Bolognese“ entdeckt zu haben. Die Metro-Tochter hatte die Lasagne schon am vergangenen Freitag in allen 316 deutschen Märkten aus den Regalen genommen. Real hat eine Rückrufaktion gestartet und eine Telefonhotline für besorgte Kunden eingerichtet. Nach Angaben eines Real-Sprechers ist die Resonanz bis Donnerstag aber sehr gering gewesen. Man habe vorsorglich 20 weitere Waren im Labor überprüfen lassen, darunter Rindersalami, Wiener Würstchen und Tortellini. In allen Fällen sei der Befund negativ. „Wir wissen, dass kein anderes Produkt betroffen ist“, sagte der Sprecher der StZ.

Geprüft wurde auf Pferdefleisch, aber nicht auf Medikamente. Das sei in Absprache mit den zuständigen Behörden nicht notwendig gewesen. „Wir haben keine Hinweise auf gesundheitliche Risiken“, sagte der Sprecher. Die betroffene Lasagne stammt nach StZ-Informationen vom französischen Pferdefleisch-Verarbeiter Comigel. Das Unternehmen aus Metz steht im Verdacht, verunreinigtes Fleisch in mehrere europäische Länder geliefert zu haben.

Tengelmann hat als erster Supermarkt reagiert

Als erste deutsche Supermarktkette hatte Kaiser’s Tengelmann am Mittwoch vor einer Woche Tiefkühl-Lasagne der Marke A&P bundesweit in allen 512 Filialen aus dem Verkauf genommen und Proben in ein Prüflabor gegeben. Die Testergebnisse lagen dem Unternehmen am Donnerstag noch nicht vor. Tengelmann hat als bisher einzige Handelskette bestätigt, von Comigel mit den Fertiggerichten beliefert worden zu sein. Dass weitere Produkte Anteile von Pferdefleisch enthalten könnten, schloss eine Unternehmenssprecherin gegenüber der StZ mit dem Hinweis aus, dass die A&P-Lasagne das einzige Produkt dieses Herstellers im Sortiment sei.

Einen transparenteren Umgang mit dem Pferdefleischskandal hat unterdessen der nordrhein-westfälische Verbraucherschutzminister Johannes Remmel (Grüne) vom Lebensmittelhandel gefordert. „Viele Einzelhändler haben in den letzten Tagen und Wochen stille Rückrufaktionen unternommen, weil sie offenbar schon einen Verdacht hatten“, sagte er am Donnerstag in Düsseldorf. Die Verbraucher hätten davon aber nichts erfahren.