Der russische Geheimdienst hat Thailand vor Anschlägen des IS gewarnt. Kämpfer sollen Ziele in Bangkok und Ferienorten ausgespäht haben. Die Angst in dem Ferienparadies wächst.

Bangkok - Die am Freitag bekannt gewordene Terrorwarnung russischer Geheimdienstler vor einem IS-Anschlag in Bangkok kommt ausgerechnet zu Beginn der Hauptreisesaison in Thailand. Die Polizei des südostasiatischen Königreichs verstärkte bereits Ende November die Sicherheitsmaßnahmen rund um deutsche, französische, britische und russische Einrichtungen. Zu erneuten Vorsichtsmaßnahmen hatte die Polizei laut einem in der Presse aufgetauchten Schreiben geraten, nachdem eine Warnung des russischen Geheimdienst „Föderaler Sicherheitsdienst“ (FSB) in Bangkok eingetroffen war.

 

IS-Kämpfer sollen Ziele ausgespäht haben

Im Oktober sollen laut Informationen aus Moskau zehn Kämpfer der Terrorgruppe IS aus Syrien in Thailand eingetroffen sein, die in den Ferienorten Phuket, Pattaya und in der Hauptstadt Bangkok Ziele ausgespäht haben sollen. Die Warnung kam drei Monate nachdem im Zentrum der thailändischen Hauptstadt 20 Menschen bei einem Bombenattentat am Erawan-Schrein ums Leben gekommen waren.

Bei den Tätern handelte es sich um Uighuren und Türken, die mit dem Anschlag Rache übten für die Abschiebung von 109 Männern aus Thailand nach China. Die Militärjunta in Bangkok bemühte sich nach dem Anschlag Mitte August intensiv, das Blutbad als kriminelle Tat zu darzustellen und das Wort Terror zu vermeiden. Auch am Freitag versuchten die Generäle, die Gemüter zu beruhigen. Es handele sich um Informationen, die nicht „verifiziert“ seien, sagte Thailands Polizeisprecher Songpol Wattanachai. Sicherheitsexperten warnen dennoch davor, die russischen Hinweise auf die leichte Schulter zu nehmen. „Wir raten unseren Kunden bereits seit August zur Vermeidung von Orten, die von vielen Russen oder Chinesen besucht werden“, sagt Sanit Nakajitti, Leiter der Sicherheitsfirma PSA in Bangkok. Tatsächlich ist jüngst ein IS-Propagandavideo aufgetaucht, das erstmals die Geschichte der Terrorgruppe mit Untertiteln in Thailändisch schildert.

Die Junta ist mehr mit Majestätsbeleidung beschäftigt

Der Sicherheitsexperte Anthony Davies, der für das britische Jane’s Defence Weekly“ aus Thailand berichtet, warnt: „Das Militärregime ist damit beschäftigt, Kritiker seiner Politik und vermeintliche Verstöße gegen das Verbot von Majestätsbeleidigung auszuforschen. Die wichtige Terroraufklärung wird dagegen vernachlässigt.“ Angesichts von Terrorgruppen im benachbarten Malaysia, im Süden der Philippinen und in Indonesien mutet diese Blindheit als fahrlässig an.

Die als „geheim“ erklärte Warnung vor der Anschlagsgefahr wurde offenbar von Kreisen der Sicherheitskräfte lanciert, die mit der Politik von General Prayuth Chan-ocha nicht einverstanden sind. Die Junta wird von einer als „Eastern Tigers“ bekannten Militärclique dominiert. „80 Prozent der Streitkräfte sind sauer, weil sie nicht vom Regime profitieren“, sagt eine Kenner der Militärs. Thailands Tourismuszahlen erreichten seit Anfang 2015 Rekordzahlen. Es handelte sich größtenteils um Chinesen, die mit Billigpaketen reisen. Die Zahl russischer Touristen hat stark abgenommen.