Der Landkreis Göppingen verzichtet in seiner Stellungnahme zum Neubau des Albaufstiegs der A 8 auf die Forderung nach einer ergebnisoffenen Prüfung der K 18-Trasse. Die Drackis sind enttäuscht, hoffen aber auf einen fairen Dialog mit dem RP.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Kreis Göppingen - Die Bezeichnungen für die beiden Varianten sind zwar dem Zeitgeist angepasst worden: Die K-Trasse heißt jetzt K18-Trasse und die E-Trasse ist zur E*Trasse geworden. An den unterschiedlichen Auffassungen, wie der neue Albaufstieg der Autobahn 8 denn nun am besten realisiert werden soll, hat sich indessen nichts geändert. Auf der einen Seite sind da die Planer im Landesverkehrsministerium und im Regierungspräsidium Stuttgart (RP), die ihrer E*-Trasse den Vorzug geben. Auf der anderen Seite stehen die Drackis, die Bürgerinitiative A 8 Drackensteiner Hang, mit ihrer K 18-Trasse.

 

Geprüft und entschieden wird die Angelegenheit letzten Endes von der Bauaufsichtsbehörde. Im Zuge des laufenden Planfeststellungsverfahrens werden aber auch die Öffentlichkeit sowie alle anderen „Beteiligten“ um Stellungnahmen gebeten. Unter anderem haben die betroffenen Gemeinden und jüngst auch der Kreistag ihre Anregungen kundgetan, wobei die Unterstützung, die sich die Drackis versprochen hatten, eher marginal ausfiel. So präferieren Gruibingen, Hohenstadt, Mühlhausen und Wiesensteig die E*-Trasse mit ihren zwei Tunnels und zwei Brücken, während vor allem im Bad Ditzenbacher Teilort Gosbach und in Drackenstein die K18-Trasse, mit nur einer Brücke und einem Tunnel, Gefallen findet.

Den Kreistag hat die der Präsentation durch das RP überzeugt

Seitens der Kreispolitik hatte es hingegen zunächst danach ausgesehen, als wäre die K 18-Trasse zumindest eine gleichberechtigte Option. Im zuständigen Ausschuss war die Empfehlung an den Kreistag ausgesprochen worden, darauf zu bestehen, diese Variante einer „ergebnisoffenen Prüfung zu unterziehen“. In der Sitzung des Gesamtgremiums wendete sich das Blatt allerdings, nachdem der Projektleiter des RP, Johannes Fischer, einen Trassenvergleich zog. Wie nicht anders zu erwarten, fiel sein Fazit zugunsten E*-Trasse aus: mehr Sicherheit, geologisch unbedenklicher, weniger Lärmbetroffenheit, wasserwirtschaftlich unkritischer, bessere Flächenbilanz und auch nicht teurer.

Das schlechte Abschneiden hinsichtlich der Umweltverträglichkeit, das im eigenen Gutachten festgestellt und zudem von Umweltverbänden kritisiert wurde, erwähnte Fischer indes nicht. Allerdings hat das RP immer wieder klargestellt, dass dieses Manko „durch einen entsprechenden ökologischen Ausgleich kompensiert werden kann“. Die Kreisräte jedenfalls waren von der Präsentation überzeugt, auch wenn Hans-Peter Kleemann, der für die Drackis die K18-Trasse entwickelt hat, etliche Argumente gegen die von Fischer dargelegten Zahlen und Vergleiche vortrug, ja sogar von „einigen Ungereimtheiten“ sprach.

Holzwarth: Wir werden mit der BI ein oder auch mehrere Gespräche zu führen

Am Ende jedenfalls verschwand die „ergebnisoffene Prüfung“ aus der Stellungnahme des Landkreises, auch weil Jürgen Holzwarth, der Leiter des Referats Straßenplanung im RP, zusagte, mit der Bürgerinitiative „ein oder auch mehrere Gespräche zu führen“. Außerdem werde man sich, was ohnehin zum Pflichtprogramm eines Planfeststellungsverfahrens gehöre, intensiv und vertieft mit der K-18 Trasse auseinandersetzen. Wichtig war den Kreisräten indes der Zusatz „die weiteren Planungen so rasch wie möglich durchzuführen“, um damit den Fortgang des Projekts insgesamt, für das vom Bund bekanntermaßen 600 Millionen Euro zugesagt worden sind, nicht zu verzögern oder gar zu gefährden. Holzwarth machte deutlich, dass dies ganz im Sinne des RP sei: „Unser Ziel ist es nach wie vor, im Jahr 2019 den Planfeststellungsbeschluss haben zu wollen.“

Enttäuscht, angesichts des Umschwenkens der Kreispolitiker, sind hingegen die Mitglieder der Drackis, von denen etliche die Sitzung verfolgten. Allerdings betont Edgar Kastner, der stellvertretende Vorsitzende der Initiative, „dass es bei der Planfeststellung letztlich eh keine große Rolle spielt, was der Kreis fordert oder eben nicht.“ Vielmehr kritisiert er, „dass das RP nur nach den Argumenten gesucht hat, die unsere Trasse schlecht wegkommen lassen“. Die BI fühle sich ausgetrickst, weil an vielen Stellen eben nur die halbe Wahrheit gesagt worden sei.

Kastner: Wer will, findet Wege, wer nicht will, erfindet Gründe

So kann Kastner etwa dem Argument, dass aufgrund der um 3,8 Kilometer kürzeren E*-Trasse Unmengen an Kohlendioxid eingespart würden, nicht viel abgewinnen. „Auf den ersten Blick stimmt das, aber nach dieser Argumentation müssten 80 Prozent aller Umgehungsstraßen sofort geschlossen werden.“ So sei die Autobahnumfahrung von Stuttgart über Leonberg rund zehn Kilometer länger, als der direkte Weg durch die Stadt. „Aber niemand käme wegen der Belastung der Anwohner auf die Idee das zu ändern“, fügt er hinzu.

Den angekündigten Gesprächen mit dem RP werden sich die Drackis aber „natürlich nicht verschließen“, sagt Kastner und setzt auf einen fairen Dialog. „Wir sind gespannt was die neuerliche Überprüfung der K18-Trasse bringt und hoffen, dass nicht das Motto gilt, dass wer will, Wege findet und wer nicht will, Gründe erfindet.“