Seit Tagen ringen Regime und Opposition um den Abzug von Kämpfern und Zivilisten aus Aleppos Rebellengebieten. Jetzt geben sich beide Seiten gegenseitig die Schuld für den Stopp der Evakuierung von Ost-Aleppo.

Aleppo - Syriens Regierung und Regimegegner geben sich gegenseitig die Schuld für den Stopp der Evakuierung von Ost-Aleppo. Die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana meldete am Freitag, „bewaffnete terroristische Gruppen“ hätten auf Busse und Autos geschossen. Das oppositionelle Lokale Koordinierungskomitee erklärte hingegen, regimetreue Milizen hätten das Feuer eröffnet.

 

Fares Schehabi, Abgeordneter des syrischen Parlaments, sagte der Deutschen Presse-Agentur zudem, die Evakuierung sei wegen Unstimmigkeiten über die von Rebellen belagerten Orte Fua und Kafraja ausgesetzt worden. „Die Rebellen lassen die Menschen dort nicht hinaus“, erklärte er.

Schwierige Evakuierung

Die beiden Orte im Nordwesten Syriens werden überwiegend von Schiiten bewohnt. Milizen aus dem schiitischen Iran, die an der Seite der syrischen Armee kämpfen, hatten nach Angaben aus Regierungskreisen bereits in den vergangenen Tagen gefordert, dass im Gegenzug für die Evakuierung der Rebellengebiete Aleppos auch die Blockade von Fua und Kafraya aufgehoben werden müsse.

Ein Sprecher der Rebellengruppe Nur al-Din al-Sinki warf der Führung in Damaskus und mit ihr verbündeten schiitischen Milizen vor, den Abzug aus Aleppo zu blockieren. Syrische Staatsmedien berichteten, die Rebellen hätten gegen die Abmachung verstoßen und versucht, schwere Waffen aus Aleppo herauszuschmuggeln.

Regierung und Rebellen hatten sich in dieser Woche auf die Evakuierung Ost-Aleppos geeinigt. Am Mittwoch war ein erster Anlauf gescheitert, weil neue Gewalt ausbrach. Seit dem Beginn der Evakuierung am Donnerstag sind syrischen Regierungskreisen zufolge rund 8000 Menschen in das Umland der Stadt gebracht worden.