Dass Alex Maier per Losentscheid zum Grünen-Kandidaten im Wahlkreis Göppingen gekürt wurde, ist bald vergessen. Die Frage ist aber, ob er die Lücke füllen kann, die die CDU in der Mitte frei gemacht hat. Der StZ-Redakteur Eberhard Wein hat daran seine Zweifel.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Göppingen - Never change a winning team, heißt es im Sport. Ändere nichts an einer siegreichen Mannschaft. In der Politik ist das offenbar anders. Nach der CDU haben nun auch die Grünen im Wahlkreis Göppingen ihren amtierenden Landtagsabgeordneten vom Wahlzettel genommen. Peter Hofelich, der dritte Abgeordnete im Wahlkreis, kann sich freuen. Er bekommt es mit zwei Jungspunden zu tun. Obwohl: offiziell ist der SPD-Mann auch noch nicht nominiert. Allerdings haben sich die Ortsvorsitzenden schon einstimmig für ihn ausgesprochen. Es dürfte also keine bösen Überraschungen geben.

 

Kampf mit allen Mitteln

Bei Jörg Fritz hatte sich die Niederlage hingegen angekündigt. Gerade das Establishment der Partei, allen voran die eher links stehende, aber sonst ziemlich blasse Kreistagsfraktion, hatte sich gegen ihn verschworen. So war die Urwahl seine Chance. Mit fast allen Mitteln hat er gegen den drohenden Jobverlust gekämpft. Am Ende folgte ihm exakt die Hälfte der Basis, nicht aber die Losfee. Der glückliche Sieger Alexander Maier muss nun mit der Hypothek leben, als Zufallskandidat einer gespaltenen Partei antreten zu müssen.

Bis zur heißen Phase des Wahlkampfs ist das vergessen. Für den Wähler dürfte etwas anderes interessant sein. Schon die CDU hat sich für einen Kandidaten entschieden, der die Parteiseele streichelt. Der 28-jährige Simon Weißenfels ist nicht nur jünger, sondern auch konservativer als die abgewählte Sozialpolitikerin Jutta Schiller.

Wer drängt in die Mitte?

In dieser scheinbaren Preisgabe der Mitte sehen die Grünen ihre Chance. Doch machen sie nun das Gleiche in Grün. Während sich Fritz betont um die Mitte bemühte, ist Alex Maier, der Gründer des Bündnisses Kreis Göppingen nazifrei, der breiten Öffentlichkeit vor allem als Kämpfer gegen Rechts bekannt. Gewiss, er ist ein politisches Talent, doch im Göppinger Gemeinderat kam der 24-Jährige bisher nicht über den Status eines Hinterbänklers hinaus. Will er erfolgreich sein, muss er nicht nur die Fritz-Freunde überzeugen, sondern auch programmatische Lücken („Wirtschaft ist nicht so mein Ding“) füllen.

Und die schon im ersten Wahlgang unterlegene Ulrike Haas? Sie hatte im Vorfeld als Favoritin gegolten. Doch ausgerechnet die Macherin aus Eislingen verhaspelte sich bei ihrer Vorstellungsrede in zu vielen unkonkreten Politikerfloskeln. Manches Parteimitglied merkte wohl, dass ein Wahlkampf mit ihr schwierig werden könnte.