Sportlich läuft es für den Vorstandsvorsitzenden des VfB Stuttgart wie gemalt: Nach Platz zwei in der Vorsaison wartet nun das DFB-Pokalfinale gegen Arminia Bielefeld. In einem Podcast hat er über sein Privatleben gesprochen.

Volontäre: Julian Meier (mej)

Gerade erst hat Alexander Wehrle einen der größten Erfolge in seiner Zeit als Vorstandsvorsitzender des VfB Stuttgart gefeiert. Am Mittwochabend zog die Mannschaft mit einem 3:1-Sieg gegen RB Leipzig ins Finale des DFB-Pokals ein. Nur einen Tag später ließ der Vereins-Chef im Podcast „Spielmacher – Fußball von allen Seiten“ einen tiefen Einblick in sein Privatleben zu.

 

Wehrle, 50, lebt offen schwul. Im vergangenen Jahr heiratete er seinen langjährigen Partner Thomas Kugler. Seine Homosexualität habe ihm nie Probleme bereitet – weder im Beruf noch im Freundeskreis. Einzig mit seinen Eltern sei das anfangs schwierig gewesen, erzählt Wehrle im Gespräch mit Moderator Sebastian Hellmann. „Ich war aber auch blöd, dass ich mich ausgerechnet an Heiligabend geoutet habe. Das war ein blöder Zeitpunkt.“

Outing mit 23 Jahren an Heiligabend

Seine Mutter habe „sehr cool“ reagiert, was auch daran lag, dass sie selbst einen schwulen Bruder hatte. Mit seinem Vater sei das hingegen komplizierter gewesen: „Ich glaube, der erste Gedanke meines Vaters war: ‚Oh Gott, er stirbt jetzt, er bekommt Aids.’“ Wehrle nahm ihm das aber nicht böse, sein Vater gehöre schließlich einer anderen Generation an. „Das ist doch normal, dass er so reagiert, weil er Angst um seinen Sohn hat.“

Alexander Wehrle (rechts) beim Christopher-Street-Day in Stuttgart im vergangenen Juli. Dieses Jahr ist er Schirmherr beim CSD. Foto: IMAGO/Arnulf Hettrich

Wehrle war 23, als er sich geoutet hat. Zu dieser Zeit hatte der studierte Diplom-Verwaltungswissenschaftler auch noch ein weiteres einschneidendes Erlebnis: Während des Studiums arbeitete er im Altersheim, als Sanitäter – und als Bestatter. Die Erfahrungen aus dieser Zeit prägen ihn bis heute.

Arbeit als Bestatter begleiten Wehrle auch bei Vertragsgesprächen

„Du empfängst einen Angehörigen, der gerade einen lieben Menschen verloren hat. Mit dem musst du ein Verkaufsgespräch führen. Das hat mich unglaublich geprägt“, sagte Wehrle. Es habe ihm auch gezeigt, wie wertvoll das Leben sei und dass man das Leben mehr genießen müsse. „Mein Mann sagt manchmal, ich genieße es zu sehr.“

Auch in seinem heutigen Beruf greift Wehrle noch auf diese Erfahrungen zurück. Die Gespräche mit Beratern, die Millionenbeträge für ihre Spieler fordern, führen bei ihm teils zu Kopfschütteln. „Wir feilschen da um Beträge. Da denke ich mir: Oh mein Gott, ihr habt Probleme. Mit dem wahren Leben hat das wenig zu tun.“

Labbadia-Verpflichtung war seine größte Fehlentscheidung

Seine bislang größte Fehlentscheidung als VfB-Vorstandsvorsitzender war für ihn die Verpflichtung von Bruno Labbadia als neuer Trainer. Im Dezember 2022 sollte Labbadia die abstiegsbedrohten Stuttgarter retten, seine Mission war bereits im April 2023 wieder beendet. „Ich mag Bruno Labbadia. Er ist ein super Typ, er lebt Fußball. Aber er hat einfach nicht zu unserer Mannschaft gepasst in dieser Phase“, erklärt Wehrle.

Deutlich besser läuft es für den VfB unter Labbadias Nachfolger Sebastian Hoeneß. In der vergangenen Spielzeit landeten die Stuttgarter auf Platz zwei, noch vor dem FC Bayern. „Die letzte Saison war außergewöhnlich. Zum einen, weil es punktetechnisch die beste Saison der Vereinsgeschichte war. Zum anderen, weil wir begeisternden Fußball gespielt haben. Die VfB-Fans, aber auch ganz Deutschland, haben gerne VfB-Spiele angeschaut.“