Der 20. Mühlentag lockt Tausende Wanderer in den Schwäbischen Wald. Bei der Heinlesmühle heißt es: Wasser marsch – das neue Mühlrad wird eingeweiht. Die Klingenmühle hat erstmals geöffnet.
Alfdorf/Welzheim - Die Ausflügler pilgern am Montagvormittag zu Tausenden aus der gesamten Region in Richtung Welzheim. Vielerorts parken Autos mit Kennzeichen aus Stuttgart, Ludwigsburg, Aalen, Göppingen, Heilbronn und Böblingen – mancher verbotswidrig – am Straßenrand. Aber an so einem Tag sind die Ordnungshüter etwas großzügiger als gewöhnlich. Bereits eine halbe Stunde bevor der 20. Mühlentag bei der Heinlesmühle nahe Alfdorf offiziell eröffnet wird, ist das Areal rund um den jahrhundertealten Technikveteranen schon recht gut gefüllt. Manche Wanderer blicken skeptisch zum Himmel, wo Wolken und Sonne ein Wechselspiel aufführen. Einige wandern lieber gleich weiter. Wer weiß, ob das Wetter hält. Doch viele harren aus.
Allein im Rems-Murr-Kreis sind an diesem Tag 13 alte Mühlen geöffnet, die ein Wanderweg miteinander verbindet. Landesweit, heißt es, seien insgesamt rund 150 Mühlen offen. Punkt 11 Uhr legt der Männerchor vom Liederkranz Eintracht Hellershof los – die Liedauswahl dürfte nicht schwergefallen sein: die Herren schmettern „Das Wandern ist des Müllers Lust“. Dann werden ein paar salbungsvolle Reden geschwungen. Ein Bub fragt seinen Vater verzweifelt: „Wie lange können Erwachsene eigentlich sprechen?“
„Die Heinlesmühle ist ein Schmuckstück“
Die Alfdorfer Gemeinderätin Gerda Schnek nennt die jahrhundertealte Heinlesmühle „ein Schmuckstück“. Dietrich Frey vom Historischen Verein Welzheim würdigt Eberhard Bohn, der einst die Idee für den Mühlentag hatte. Barbara Schunter von der Fremdenverkehrsgemeinschaft Schwäbischer Wald sagt, der Mühlenwanderweg, der in der 1970er Jahren ausgewiesen worden ist, sei zu „einer Erfolgsgeschichte“ geworden. Die Mühlen seien einst von größter wirtschaftlicher Bedeutung gewesen. Ein Schild vor der Heinlesmühle erzählt, dass die Mühle anno 1829 rund ein Viertel des gesamten Steueraufkommens der Gemeinde erwirtschaftet habe. Schließlich berichtet Bernhard Drixler von Naturparkzentrum, dass der Naturpark in den vergangenen 20 Jahren Projekte in den Mühlen mit 100 000 Euro bezuschusst habe. Dann endlich heißt es: Wasser marsch! Das neue Rad der alten Heinlesmühle wird in Betreib genommen. Frey freut sich, dass in diesem Jahr zwei Mühlen erstmals öffnen, die Kirchenkirnberger Mühle und die Klingenmühle an der Wieslauf bei Welzheim.
Der neue Besitzer der romantisch im Tal gelegenen Klingenmühle heißt tatsächlich Müller – Stefan Müller. Der 48-Jährige ist aber nicht Müller, sondern Maschinenbautechniker. Und die Mühle hat leider auch kein Mühlrad mehr. Abwarten, sagt Stefan Müller und grinst. Der Mann, der zurzeit noch in Steinheim bei Marbach wohnt, hat große Pläne. Während des Mühlentags hat er den neuen Kiosk im uralten Mühlengebäude und die Außenwirtschaft geöffnet.
Demnächst soll das Café in der Klingenmühle öffnen
Das Antik-Café in der Mühle selbst könnte auch sofort eröffnet werden – aber laut Auskunft des neuen Besitzers mahlen die Mühlen der Bürokratie langsam. Noch jedenfalls sei die Genehmigung nicht da. Wer letztlich zuständig beziehungsweise verantwortlich ist, bleibt unklar. Vielleicht die Stadt Welzheim, vielleicht das Landratsamt, vielleicht das Regierungspräsidium. Stefan Müller lässt sich deshalb nicht die Laune verderben, jedenfalls nicht am Mühlentag. Er hat noch einiges vor, zum Beispiel ein Mühlrad zu bauen.