Ein vor kurzem in Alfdorf eröffnetes so genanntes Raumschießkino stößt auf ein geteiltes Echo: Während der Betreiber Thomas Wiedmann mit den technischen Finessen und den umfangreichen Sicherheitsvorkehrungen wirbt, beschleicht Bürgermeister Michael Segan „ein schlechtes Gefühl“ wegen so viel bewaffneter Kundschaft mitten im Ort.

Alfdorf - Wer ins normale Kino geht, der möchte sich von Liebes- und Actionszenen unterhalten lassen. In Thomas Wiedmanns Alfdorfer Raumschießkino machen die Gäste selbst die Action. Unter einem früheren Stallgebäude an der Alfdorfer Hauptstraße ist seit September ein Schießstand ein Betrieb, den Wiedmann als hochmodern bezeichnet. Computergesteuert können Aufzeichnungen mit Jagdwild, Zielscheiben oder gar Polizeiübungsvideos eingeblendet werden. Wenn die Gäste mit Echtwaffen feuern, registriert die Elektronik per rotem Punkt, wo sie getroffen haben. Thomas Wiedmann zeigt sich von der Sinnhaftigkeit des hoch technisierten Schießstandes überzeugt.

 

„Die Jäger können damit ihre gesetzlich vorgeschriebenen benötigten Nachweise für Bewegtjagden bekommen“, sagt Wiedmann, der selbst Jäger und Schütze ist. Seit Frühjahr dieses Jahres seien Nachweise regelmäßiger Schießübungen für Jäger Pflicht, die an so genannten Bewegtjagden teinehmen, sagt er. Schießstände, um diesen Nachweis zu erhalten, gebe es jedoch immer weniger – das Raumschießkino fülle damit eine Marktlücke, sagt Wiedmann.

Seit September ist die Einrichtung, die sich reichlich unscheinbar in einem Kellerraum unter einer früheren Scheune befindet, in Betrieb. 250 000 Euro hat der Unternehmer, der unter anderem die Polizei mit Sicherheitstechnik beliefert, nach eigenen Angaben in die Anlage gesteckt. Im Frühjahr habe man sich dazu entschlossen, und die Planung mitsamt dem Umbau bis zum September durchgezogen, sagt Thomas Wiedmann. Alle Sicherheitsbestimmungen habe er eingehalten, wenn nicht sogar übererfüllt. Ausführlich zeigt er Besuchern die Luftfilteranlagen, die mehrfach gedämmten Wände und Böden und den Kugelfang aus Stahl vor, welcher hinter der Leinwand die Projektile verschluckt.

Schießkinos von diesem technischen Standard gebe es im größeren Umkreis nicht, so Wiedmann. Von den Einrichtungen der Mitbewerber kann er Fotos zeigen und auf Einzelheiten hinweisen, die seiner Ansicht nach nicht den Vorgaben genügen.

Die üblichen Gäste der Einrichtung sind Jäger, die Empfangsräume im Erdgeschoss der Scheune sind einer Jagdhütte nachempfunden. Benutzen darf man den Schießstand nur begleitet von kundigem Aufsichtspersonal. Wer eintritt, zeigt die Besitzkarte seiner Waffe und seinen Personalausweis vor. Würde jemand sich auffällig benehmen oder gar alkoholisiert wirken, so würde man ihn an dieser Stelle abweisen, sagt Thomas Wiedmann.

Üblicherweise geht es dann weiter in einen Warteraum. Auf einem Fernsehschirm kann die Kundschaft dort verfolgen, was sich gerade im Schießkino tut. Um jedes Risiko auszuschließen, ist der Übungsraum mit einer Stahltür mit Codeschloss verriegelt, sagt Wiedmann. Die Aufsicht kann jeden Raum überwachen, Fluchtwege gibt es über mehrere Notausgänge.

Das Kino selbst ist ein 25 Meter langer Raum, belegt mit grauem Dämm-Material, das querschlagende Kugeln auffängt und verschluckt. Welche Filmsequenzen zum Üben zu sehen sind, steuert Thomas Wiedmann von einem Computer aus. Man sieht Rehe oder Wildschweine, die gemächlich auf einer Lichtung äsen oder über dem Schirm trippeln. Möglichst natürliche Bewegungen seien wichtig zum Üben für die Jäger, die mit großkalibrigen Gewehren bis aus der 25-Meter-Distanz trainieren können, sagt Wiedmann. Für Sportschützen können Zielscheiben eingeblendet werden. Würde die Polizei üben, könnte sie hier ihre eigenen Übungsfilme einspielen.

Im Alfdorfer Gemeinderat sei das Schießkino zweimal Thema gewesen, sagt der Bürgermeister Michael Segan. Anfang Juli habe das Gremium der Nutzungsänderung des Kellers einstimmig zugestimmt. Es hat laut Segan keine Wortmeldungen gegeben. Anfang September, die Gemeinde sollte zu den Öffnungszeiten des Schießkinos Stellung nehmen, gab es im Gemeinderat dann doch noch Diskussionen. Klaus Hinderer, stellvertretender Bürgermeister und Sprecher des Polizeipräsidiums Aalen, kritisierte, eine solche Einrichtung gehöre nicht mitten in einen Ort. Zumal dort mit Großkaliberwaffen geschossen werden könne, was Hinderer aufgrund der Erfahrung mit dem Winnender Amoklauf als falsch empfindet.

Auch der Bürgermeister Segan sagt, er habe „kein gutes Gefühl dabei“, wenn die bewaffnete Kundschaft das Schießkino aufsuche. Zu verhindern sei es aufgrund der Rechtslage nicht gewesen. Eine Ratsmehrheit, die Öffnungszeiten zu beschränken, fand sich am Ende auch nicht. Termine im Raumschießkino können jetzt an jedem Tag von 8 Uhr bis 24 Uhr gebucht werden.