Alice Cooper in Stuttgart Volle Pulle „Poison“!

Alice Cooper glänzt in der Porsche-Arena mit makellosem Hardrock – und spielt auf schaurige Weise die dunklen Seiten seiner Kunstfigur aus.
Stuttgart - Viele tausend Mal ist Alice Cooper in seiner Karriere den Bühnentod gestorben, baumelte am Galgen, wurde guillotiniert oder von einer Eisernen Jungfrau perforiert. Dass dabei stets die Show dominierte, gehörte zum Konzept: Coopers Mummenschanz lebte von seiner Geisterbahn- und Gruselschloss-Atmosphäre, von B-Movie-Ästhetik und theatralisch überzeichnetem Horror – der Musik blieb oft nur die zweite Geige.
Doch in Zeiten, in denen gerne mal reale „Teenage Frankensteins“ in den High Schools, Kirchen und Einkaufscentern dieser Welt ihre Blutbäder anrichten oder Zugreisende auf Bahngleise geworfen werden, haben die Rollenspiel-Fantasien von Alice Cooper ihren Schrecken längst an die Wirklichkeit abtreten müssen: Der wahre Horror spielt sich heute im wirklichen Leben ab, nicht in unser aller Fantasie.
Zwischen niedlichen Totenschädeln
Beim Konzert in der Porsche-Arena reagiert der Urvater aller Schock-Rocker nun auf die geänderten Verhältnisse und rückt die Musik wieder etwas mehr in den Mittelpunkt. Die Burgruine seiner „Ol’ Black Eyes is back“-Tournee, die Requisiten der guten alten Ära des sichtbaren Schreckens: eine fossile, mit niedlichen Totenschädeln und künstlichen Spinnweben vollgestellte Styroporkulisse, die jegliche Modernisierung seit Jahrzehnten konsequent verweigert, herrlich analog in der Vergangenheit verharrt und gut die Hälfte des neunzigminütigen Abends zudem nur Staffage bleibt.
Umso mehr aber zeigt sich Coopers Bühnenquintett (großartig: Gitarristin Nita Strauss; drollig kostümiert der zweite Saitenmann Ryan Roxie, der aussieht, als sei er vom letzten „Piraten der Karibik“-Dreh übrig geblieben) als souveränes Hardrock-Ensemble, das selbst etwas gesichtslosere Kompositionen mit metallischer Schärfe auflädt – und Hits wie „Poison“ mit breitwandiger Wucht.
Hardrock mit Paranoia
Zum Erlebnis, das über ein überzeugendes Hardrock-Konzert hinausgeht, wird dieser Mittwochabend freilich erst im zweiten Teil der Show, wenn Alice Cooper den bis dahin vergleichsweise konventionellen Band-Frontmann abschüttelt, seiner Kunstfigur freien Lauf lässt und seinen rund viertausend Besuchern etwa den irren Kindermörder „Steven“ vorführt: Dann zeigt sich eine dunkle Paranoia, ein unsichtbarer Schrecken, der noch immer problemlos mit der Wirklichkeit konkurrieren kann.
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