Der Markt bietet mittlerweile für fast alles eine Alternative: Milch, Käse, Fleisch, aber auch für Alkohol. In diesem Beitrag nehmen wir die alkoholfreie Variante von Whisky unter die Lupe.

Digital Desk: Lukas Böhl (lbö)

Gibt es alkoholfreien Whisky überhaupt?

In der EU gelten für Whiskys bzw. Whiskeys gewisse Anforderungen, die sie erfüllen müssen, um als solche bezeichnet werden zu dürfen. So muss der Whisky unter anderem eine dreijährige Fassreife hinter sich haben sowie einen Mindestalkoholgehalt von 40 % vol. aufweisen. Per Definition kann es also gar keinen alkoholfreien Whisky geben. Richtig wäre es daher, von einer alkoholfreien Alternative zu Whisky zu sprechen.

 

Woraus besteht alkoholfreier Whisky?

Richtiger Whisky wird durch die Destillation von gemälztem Getreide hergestellt. Das fertige Destillat darf lediglich mit Wasser und Zuckerkulör (zur Färbung) versetzt werden. Somit wird sichergestellt, dass das Endprodukt das Aroma, die Farbe und den Geschmack behält, die beim Herstellungsverfahren entstanden sind.

Die Zutatenlisten alkoholfreier Whisky-Alternativen lesen sich jedoch mehr wie die eines süßen Erfrischungsgetränks. Sieht man sich zum Beispiel die Inhaltsstoffe der wahrscheinlich bekanntesten Whisky-Alternative Whissin an, so fragt man sich schnell, was das noch mit der Spirituose zu tun hat. Neben Wasser und Gerstenmalz enthält Whissin Zucker, Zitronensäure, Aromen und Konservierungsstoffe sowie Karamell zur Färbung.

Noch mehr Zucker enthält die Bourbon-Alternative des Herstellers Lyre‘s. Hier finden sich neben Zucker auch Glukosesirup und Karamellzuckersirup unter den Inhaltsstoffen. Außerdem Wasser, Zitronensäure, natürliche Aromastoffe und Zellulose-Gummi (E466) als Stabilisator. Eine ähnliche Zutatenliste findet man auch bei der Whisky-Alternative des amerikanischen Herstellers Ritual Zero Proof: Wasser, Rohrzucker, natürliche Aromen, Xanthan Gum, Zitronensäure, Natriumbenzoat und Kaliumsorbat.


Wie wird alkoholfreier Whisky hergestellt?

Bei alkoholfreien Alternativen wird in der Regel einer der beiden folgenden Herstellungsprozesse angewandt:
 

  1. Man bricht den Gärungsprozess frühzeitig ab, sodass das Endprodukt nur einen minimalen Alkoholgehalt aufweist.
     
  2. Das Getränk wird normal verarbeitet und im Anschluss entalkoholisiert.

Bei den alkoholfreien Whiskys scheint in vielen Fällen aber keine der beiden Methoden zum Einsatz zu kommen. Stattdessen werden lediglich verschiedene Inhaltsstoffe gemischt, um einen whiskyähnlichen Geschmack zu erhalten. Aus diesem Grund gibt es sowohl alkoholfreie Whiskys mit 0,0 %, als auch solche mit geringem Alkoholanteil (< 0,5 %). Achten Sie beim Kauf auf das Label der Flaschen, falls Sie keinen Alkohol trinken dürfen.

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Wie schmeckt alkoholfreier Whisky?

Ein Blick auf die Zutatenliste verrät es schon: Alkoholfreie Whisky-Alternativen schmecken durch den zugesetzten Zucker sehr süß. Überhaupt sollte man nicht den typisch rauchigen Whisky-Geschmack erwarten, wenn man sich so ein Produkt kauft. Das Aroma eines echten Whiskys ist das Ergebnis einer jahrelangen Fassreifung. Diesen natürlichen Prozess geschmacklich nachzubilden ist wohl kaum möglich. Insbesondere wenn man die Hauptkomponente weglässt: Alkohol. Bei der Beurteilung der Whisky-Alternativen spielt aber wahrscheinlich auch die Wahrnehmung eine Rolle. Wer ein Ersatzprodukt zum richtigen Whiskey erwartet, wird vermutlich enttäuscht werden. Wer dagegen eine alkoholfreie Alternative darin sieht, wird eher einen Zugang dazu finden.


Ist das überhaupt sinnvoll?

An dieser Stelle drängt sich unwillkürlich die Frage nach der Sinnhaftigkeit einer alkoholfreien Alternative zu Whisky auf. Warum ein Produkt herstellen, das in der Aufmachung zwar einem Whisky ähnelt, geschmacklich aber mit dem Original nicht mithalten kann? Insbesondere wenn eine schädliche Komponente (Alkohol) lediglich durch eine andere (Zucker) ersetzt wird. In dem Fall könnte man auch einfach zu einer Limonade oder noch besser zu Wasser greifen. Allenfalls bei der Entwöhnung könnten die Whisky-Alternativen womöglich eine Rolle spielen. Jedenfalls zeigt die geringe Produktauswahl, dass es bislang kaum eine Nachfrage für alkoholfreie Whisky-Alternativen zu geben scheint. Neben dem schwierig nachzubildenden Geschmack könnte dafür auch die Tatsache verantwortlich sein, dass Whisky ein Liebhaber- und Sammlerprodukt ist.

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