Hamburg hat gerade ein Alkoholverbot im Nahverkehr eingeführt. In Stuttgart gibt es sowas schon länger - und man hat gute Erfahrungen gemacht.

Stuttgart - Die Hansestadt Hamburg hat jetzt ein bundesweit viel beachtetes bußgeldbewehrtes Alkoholverbot im öffentlichen Nahverkehr beschlossen. Von September an müssen Fahrgäste mit Bierflasche mit mahnenden Worten von Sicherheitskräften und Fahrkartenkontrolleuren rechnen. Von Oktober an soll der Biergenuss in Bus und Bahn dann Bares kosten: 40 Euro will der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) von jedem Wodka- oder Weinkonsumenten kassieren.

 

Das Ziel des Verbots sei die Steigerung des subjektiven Sicherheitsgefühls der Fahrgäste, so ein HVV-Sprecher. Aus eben diesem Grund hat der Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) bereits 2008 ein Alkoholverbot für den Nahverkehr der Region in seinen Beförderungsbestimmungen verankert. Wer dagegen verstößt, muss hierzulande allerdings keine Strafe zahlen, sondern seine Bierflasche an der nächsten Haltestelle ausleeren - oder mit dieser aussteigen.

"Das Alkoholverbot hat sich recht gut bewährt"

"Das Alkoholverbot hat sich recht gut bewährt", sagt der VVS-Geschäftsführer Thomas Hachenberger. In den vergangenen Monaten habe es so gut wie keine Kundenbeschwerden über alkoholisierte Fahrgäste in Bussen und Bahnen gegeben. "Das bedeutet natürlich nicht, dass gar nichts mehr getrunken wird. Aber die Lage habe sich gebessert. "In unserem Kundenbarometer beurteilen unsere Fahrgäste ihr subjektives Sicherheitsgefühl inzwischen besser als früher", betont der VVS-Geschäftsführer.

Vor etlichen Jahren hatte der Nahverkehr in der Region allerdings wegen aggressiver und handgreiflicher Fahrgäste ein Sicherheitsproblem. Dieses gipfelte im Oktober 2009 auf dem Killesberg in einer Attacke mehrerer alkoholisierter Jugendlicher auf einen 44 Jahre alten Busfahrer.

Auch laut den Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) hat sich die Lage in den Stadtbahnen und Linienbussen inzwischen entspannt. "Es gibt in unserem Kundencenter praktisch keine Beschwerden zum Thema Alkohol", sagt die Unternehmenssprecherin Susanne Schupp.

Nachsicht bei Betroffenen

Bei den monatlichen Schwerpunktkontrollen nach Schwarzfahrern, an denen auch die Stuttgarter Polizei beteiligt sei, würden in den Stadtbahnen natürlich auch Fahrgäste mit Bier- und Schnapsflaschen angetroffen. "Wenn diese Leute aber auf das Alkoholverbot angesprochen werden, dann sind die meisten einsichtig und entsorgen die Flaschen."

Auch die S-Bahnen in der Region sind laut Auskunft der BahnAG keine rollenden Theken. "Eine eigene Bierpolizei gibt es bei uns nicht", erklärte ein Sprecher. Diese sei auch nicht notwendig, weil die allermeisten Kunden gute und ordentliche Fahrgäste seien. Wenn das eingesetzte Sicherheitspersonal darum bitte, die Bierflasche nicht mit in die Bahn zu nehmen, so hielten sich die meisten der Angesprochenen auch daran. "Nach Auskunft unserer Mitarbeiter muss nur in ganz seltenen Fällen, bei denen sich Leute uneinsichtig zeigen, die Bahnpolizei die Angelegenheit regeln."

Rückgang der Gewalttaten im Nahverkehr

Erfreuliches haben auch die Stuttgarter Ordnungshüter zu vermelden. "Alkoholbedingte Gewaltdelikte im Nahverkehr sind deutlich zurückgegangen", so Polizeisprecher Olef Petersen. In diesem Zusammenhang habe sich die seit September 2008 bestehende Sicherheitspartnerschaft mit SSB, VVS, der Deutschen Bahn und Vertretern von Bundes- und Landespolizei bewährt.

"Seitdem gibt es regelmäßige Treffen", so Petersen. Beim Volksfest werde man auf Prävention setzen. "Dann sprechen Polizisten Jugendliche bereits bei der Anfahrt in S-Bahnen und Regionalzügen auf das Thema Alkoholmissbrauch an."