Nur per Gesetz ist bei Jugendlichen übermäßiges Trinken nicht zu verhindern, auch wenn es nicht ohne Wirkung war, meint Christine Bilger.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Fehlt der Nachschub, hören Nachtschwärmer auf zu trinken: Diese Erkenntnis der Mobilen Jugendarbeiter aus einem zweijährigen Streetwork-Projekt von Caritas und Eva ist naheliegend und überzeugend. Bis in den Landtag ist sie aber offenbar nicht durchgedrungen.

 

Genauso wenig haben dort offenbar Stuttgart und weitere Städte und Gemeinden im Land Gehör gefunden, die wie die Landeshauptstadt das neue Gesetz zur Einrichtung von Alkoholkonsumverboten nicht sinnvoll umsetzen können. In Stuttgart lässt sich zum Beispiel kein Brennpunkt festmachen, an dem mehr als an anderen Orten das Trinken ein Problem ist, argumentiert man im Rathaus.

Kinder und Jugendliche sind unschlagbar beim Umgehen von Regeln

Das ist die eine Seite. Auf der anderen Seite steht, dass Kinder und Jugendliche im Umgehen von Regeln schon immer unschlagbar gewesen sind, wenn es um den eigenen Spaß geht – auch wenn es beim übermäßigen Alkoholkonsum sehr schnell mit dem Spaß vorbei sein kann. Wer schon mal gegen 22 Uhr an der Supermarktkasse stand, hat beobachten können, dass dort schnell noch die Flaschen dem Ältesten in der Clique zugeschoben wurden, der den Ausweis zückte und so zum Dienstleister für die Kumpels wurde. Das Gesetz ist also auch ein stumpfes Schwert gewesen, war es doch mit jugendlichem Einfallsreichtum leicht zu umgehen.

Ein Allheilmittel gegen übermäßiges Trinken bei jungen Leuten gibt es nicht. Die jüngst wieder angestiegenen Zahlen der Kinder und Jugendlichen, die mit Alkoholvergiftungen ins Krankenhaus kamen, belegen, dass ein Gesetz allein nicht alles ändern kann. Vielmehr ist es ein Zusammenspiel mehrerer Instanzen. Gesetzgeber, Jugendarbeit, Elternhaus und nicht zuletzt auch die Freunde in der eigenen Clique sind gefragt, wenn es um den richtigen Umgang mit der gesellschaftsfähigen Alltagsdroge Alkohol geht.