Mit dem Pollenflug beginnt für viele wieder das große Niesen. In diesem Jahr soll die Belastung Prognosen zufolge deutlich stärker ausfallen als im vergangenen Jahr. Vor allem Birkenpollen machen manchen vielen Menschen das Leben zur Hölle.

Stuttgart - Tränende Augen, schniefende Nasen: das warme Wetter der vergangenen Tage hat bei vielen Menschen die Furcht vor der alljährlichen Invasion der Pollen geschürt. Noch ist die Lage nicht wirklich brisant: Pappel, Ulme, Erle, Weide und auch die besonders gefürchtete Birke sind in der Region Stuttgart zu Wochenbeginn nur schwach unterwegs – trotz des lange erwarteten Frühlingserwachens am vergangenen Wochenende. Doch es ist nur eine Frage der Zeit, bis das große Niesen beginnt. Denn, so schätzen es die Experten, rund ein Fünftel aller Erwachsenen leidet hierzulande unter irgendwelchen Pollen.

 

Dabei hatten es viele Allergiker in diesem Winter besonders schwer. Wegen des warmen Herbstes flogen selbst im November und Dezember noch Gräserpollen. Und dann begannen auch schon die Haselnusspollen: Wie der Deutsche Wetterdienst berichtet, datieren die ersten Meldungen von blühenden Haselnusssträuchen vom 5. Dezember 2016. Deutschlandweit liegt der Blühbeginn im Mittel am 3. Februar. Inzwischen sind Haselnusspollen nur noch vereinzelt in der Luft. Die Erlenpollen waren etwa drei Wochen zu früh dran – sie beginnen üblicherweise um den 19. Februar herum zu fliegen.

Lange Schniefpause im Frühjahr

Danach bescherte der späte Winter den Allergikern allerdings eine vergleichsweise lange Frühjahrs-Schniefpause. Dieser werden nun viele pollengeplagte Menschen nachtrauern – hauptsächlich, wenn die Birkenpollen demnächst reichlich fliegen: Nach den Prognosen der Stiftung Polleninformationsdienst wird die Belastung in diesem Jahr in vielen Regionen Deutschlands deutlich stärker als 2015 ausfallen. Mittlerweile liegen die Birkenpollen auf Platz eins – also noch vor den Gräsern. Deren Konzentration nimmt indes in Deutschland sowie in anderen europäischen Ländern seit 2010 wieder kontinuierlich zu, nachdem sie zuvor stetig zurückgegangen sind.

Dies alles bedeutet, dass die Zahl der von Heuschnupfen betroffenen Menschen in diesem Jahr zunehmen dürfte. Dabei könnte es auch Menschen treffen, die bislang von solchen Beschwerden verschont geblieben sind. Zu den typischen Heuschnupfen-Symptomen gehören eine andauernd laufende Nase, das Anschwellen der Nasenschleimhäute, gerötete und tränende Augen sowie Juck- und Niesreiz. Dabei mahnen die Experten des Polleninformationsdienstes insbesondere Menschen, die gegen Baumpollen allergisch sind, eindringlich zur Vorsicht: Ein unbehandelter allergischer Schnupfen könne sich zu einem allergischen Asthma entwickeln. Laut Lungeninformationsdienst gehen Schätzungen davon aus, dass bei Erwachsenen in bis zu 80 Prozent der Fälle Allergien die Ursache für Asthma sind.

Heftige Reaktionen des Immunsystems

Generell setzt sich bei allergischen Reaktionen das Immunsystem mit heftigen Reaktionen mit eigentlich ungefährlichen Stoffe in der Umwelt auseinander. Neben Pollen gehören dazu auch Tierhaare sowie viele andere Auslöser wie etwa Milben oder Hausstaub. Für gesunde Menschen ist dies kein großes Problem: Ihr Immunsystem ignoriert die Pollen und andere Umweltstoffe einfach.

Hat sich aber im Laufe der Zeit ein allergisches Asthma entwickelt, führt das bei den Betroffenen zu einer Verkrampfung der Atemmuskulatur. Auch zäher Schleim in den Atemwegen ist eine der krankhaften Folgen. Dabei kann es neben den akuten Reaktionen auf auch zu dauerhaften Entzündungen in den Atemwegen kommen – die Bronchien sind dann deutlich empfindlicher als bei Menschen ohne Asthma. So reagieren sie sogar auf eigentlich harmlose Reize wie Zigarettenrauch oder auch nur kalte Luft.

Heuschnupfen ernst nehmen

„Trotz intensiver Forschungsbemühungen gibt es bis heute keine Möglichkeit, Asthma zu heilen“, betonen die Experten des Lungeninformationsdienstes. Umso wichtiger ist es, erst gar kein Asthma entstehen zu lassen. Dies bedeutet, dass Betroffene ihren „Heuschnupfen“ ernst nehmen und ihn nicht nur mehr oder weniger stoisch ertragen sollten – falls dies überhaupt möglich ist. Zu den vorbeugenden Tipps gehört zum Beispiel, abends zu duschen und Haare zu waschen, zudem sollte der Schlafbereich möglichst pollenfrei sein.

Und wie sieht es mit Medikamenten aus? Die Spezialisten des Deutschen Allergie- und Asthmabundes empfehlen zum Beispiel, abschwellend wirkende Nasentropfen höchstens sieben Tage am Stück anzuwenden, weil ansonsten dauerhafte Schäden an den Nasenschleimhäuten drohen. Zudem sollten sogenannte Depotspritzen mit Cortison „auf keinen Fall die erste Wahl bei Linderung allergischer Beschwerden“ sein. Auch hier ist verstärkt mit unerwünschten Nebenwirkungen zu rechnen. Dagegen sei eine spezifische Immuntherapie, auch Hyposensibilisierung genannt, sehr zu empfehlen. Dabei gewöhnt man den Patienten an „seine“ allergienauslösenden Stoffe, indem man ihn mit diesen Verbindungen in steigender Konzentration konfrontiert. Für all dies ist aber eine fachmedizinische Betreuung unerlässlich.

Was man gegen Pollen tun kann

Lüften
Während der Pollenflug-Zeit empfiehlt es sich, in der Stadt nur morgens und auf dem Land nur abends zu lüften. Fachleute sagen: Auf dem Land ist die Belastung durch Pollen am Morgen am größten, in der Stadt dagegen abends. Auch spezielle Schutzgitter an den Fenstern helfen gegen das Eindringen.

Wischen
Die Möbel häufig mit einem feuchten Tuch abwischen. So bringt man nervigen Blütenstaub wieder aus der Wohnung.

Waschen
Wäsche nicht im Freien trocknen und häufig die Bettwäsche wechseln. Denn auch im Stoff nisten sich Pollen gerne ein. Darum am besten auch die getragene Kleidung abends vor dem Schlafzimmer ausziehen und lagern.

Haare
Auch in den Haaren haften Pollen. Darum: häufiger Haare waschen.

Medikamente
Es gibt auch eine ganze Reihe von Medikamenten, die helfen – etwa Antihistaminika sowie Nasensprays. Manche Leute nehmen auch Tabletten ein oder lassen sich regelmäßig Spritzen geben. Längerfristig hilft eine sogenannte Hyposensibilisierung. Am besten sollte man in einem solchen Fall einen Facharzt nach Möglichkeiten befragen, etwa auch im Hinblick auf eine Kurzzeit-Immuntherapie.