Was gilt für die Polizei manchmal genauso wie für gemeinderätliche Zusammenkünfte? Beide arbeiten und entscheiden – immer mal wieder unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Sterbehilfe, Terrorgefahr, Einwanderung, Islam, Griechenland: das sind die drängendsten Themen unserer Zeit. Just darüber hat die Senioren-Union im Landkreis laut einer Pressemitteilung am Dienstag mit dem Bundestagsabgeordneten aus dem Wahlkreis Ludwigsburg diskutiert. Da die Senioren-Union alles andere als engstirnig ist, ist sie des Konsums Bewusstseins erweiternder Substanzen nicht verdächtig. Andere Leute offenbar schon. Aber wie war noch mal der Name des Bundestagsabgeordneten? Matthias Wißkirchen? Egal. Man kommt ja so leicht durcheinander, wie jüngst eine weitere Mitteilung der Kreis-CDU verriet.

 

Zur Wiedernominierung des Landtagssitzplatz-Abonnenten Klaus Herrmann aus Ludwigsburg wurde Brisantes enthüllt. Herrmann ist offenbar neuerdings „in der CDU-Landtagsfraktion Sprecher für Finanzen und Wirtschaft“. Bislang war er nur Finanzsprecher und sein Kollege Reinhard Löffler übernahm den Part für die Wirtschaft. Und wieso ist Herrmanns wiedergewählte Ersatzkandidatin Elke Kreiser neuerdings „Regional- und Kreisrätin“? Wurden beide Ämter per Mitgliederbeschluss neu kooptiert? Kreiser ist trotz ihres Namens bislang nur Regionalrätin, dort sitzt sie übrigens neben der Verfasserin der Mitteilung, der Kreispressesprecherin Isabel Kling. Aus Kreisers Gegenkandidat Steffen Kirsch wurde übrigens „Steffen Krisch“, aus dem Bundestagsabgeordneten Eberhard Gienger ein „Eberhard Ginger“.

Subjektiv ist die Einschätzung, dass „das Ergebnis der Wahl deutlich“ ausgefallen sein soll: Kirsch/Krisch erhielt zwar nur 25 Prozent der Stimmen. Zuvor hatte der unumstrittene Herrmann aber dazu aufgerufen, Elke Kreiser zu wählen. Vor diesem Hintergrund wirken 25 Prozent wie ein Misstrauensvotum. Wir sind gespannt auf Isabel Klings Kandidatur für das Landtagsmandat im Wahlkreis Bietigheim-Bissingen. Dort tritt sie immerhin gegen den prominenten Vizelandrat Lutz Rummlinger an. Wo aber wurden besagte Zeilen verfasst, wo sie doch so viel Verwirrung stiften? Eines steht fest: nicht am Remsecker Neckarstrand. Dort ist nämlich neuerdings fast alles verboten, was Spaß macht und/oder Verwirrung stiftet. Beispiele gefällig? Bitteschön. Verboten ist, „sich unbekleidet aufzuhalten“, „andere Personen um Almosen zu ersuchen (betteln)“, „mit bespannten oder motorisierten Fahrzeugen zu fahren; zu reiten; zu nächtigen“, „Hunde Hundekot ablegen zu lassen und diesen nicht unverzüglich zu beseitigen“ und – last, not least: „der öffentliche Konsum von Betäubungsmitteln“. Wer zum Behufe des Rauchens cannabishaltiger Substanzen ins Gebüsch verschwindet, ist also fein raus. Oder er geht gleich zum Ludwigsburger Wohlfühlbahnhof, wo Betäubungsmittel zum stadtbildprägenden Charme gehören. Alkohol ist dort aber unerwünscht, jedenfalls wurde dem Betreiber des dortigen zentralen Kiosks der Verkauf von selbigem untersagt. Es wäre irgendwie verständlich, wenn er aus wirtschaftlichen Gründen deshalb anfangen müsste, strittige Substanzen unter seiner Ladentheke zu verkaufen – oder wenn er gleich an den Remsecker Neckarstrand abwandern würde. Oder lieber gleich zu den Christdemokraten.

Dort verweilt ja schon seit einigen Jahren der Stuttgarter Musikpädagoge Ulrich Raisch. Dieser hat sich (nicht nur) im Landkreis einen Namen als sogenannter Dauerbewerber für diverse Bürgermeisterposten gemacht. Dabei hatte er stets betont, es gehe ihm um ein längerfristiges Ziel: Er strebe ein Landtagsmandat für die CDU an, die Kandidaturen in Kommunen dienten nur der Steigerung seines Bekanntheitsgrades. Und jetzt, wo allerorten die Kandidaten nominiert werden? Raisch winkt ab: keine Zeit, die Bürgermeisterkandidaturen seien einfach zu aufwendig. Aber 2017 gebe es ja wieder Wahlen im Bund. Da muss sich der Ludwigsburger CDU-Mandatsinhaber warm anziehen. Aber wie hieß er noch? Richtig: Steffen Bilger! Ob der auch heimlich Bewusstseins erweiternde Musikpädagogik konsumiert?