Die Ludwigsburger Stadträte machen alles, nur nicht das, was sie sollen. Wir empfehlen eine Spieltherapie.

Winterdepression - Die Tage sind meist grau, nass und kalt. Ist dies der Grund, dass die Ludwigsburger Stadträte so gar keine Lust mehr haben? Die große Winterdepression? Die Hälfte ist kaum ein halbes Jahr im Amt, schon drücken sie sich, wo es nur geht. Zehn von 40 sind der letzten Sitzung gleich ganz ferngeblieben. Wegen Krankheit entschuldigt. Na klar, was das heißt, weiß jeder aus der eigenen Schulzeit. Aber auch die übrigen dachten nicht im Traum daran, etwas zu arbeiten – obwohl es weiß Gott viel zu tun gäbe: Schulen sanieren, Kitas erweitern, Wohnungen bauen – um nur einige Beispiele zu nennen.

 

Stattdessen ließen sich die Räte bespaßen. Zunächst mit der Diashow „Eine Kommune bewegt sich“. Zu sehen waren dann aber nur Bilder der Agonie aus dem afrikanischen Burkina Faso. Jeder, der einigermaßen bei Trost ist, weiß, dass es dort so heiß ist, dass man sich besser nicht bewegt. War der großspurige Titel also nur eine gezielte Irreführung? Wohl eher eine Hinführung auf das, was danach kam.

Denn klar ist auch, dass Bilder von der Bruthitze allein nicht reichen, um eine ausgewachsene Winterdepression zu kurieren. Also warfen die Damen und Herren im Ratssaal auf Befehl der Stadträtin Traub ihre Blazer und Jacketts von sich und begannen, wie doll rumzuhüpfen. TMU – Turnen mit Uschi! – heißt das neue Programm für arbeitsscheue Stadträte. Es könnte der Renner der Saison werden. Wie es danach weiterging, entzieht sich leider unserer Kenntnis, denn just, als sich die zügellose Raserei ihrem Höhepunkt näherte, wurde die Öffentlichkeit ausgeschlossen. Wir vermuten, aus Gründen des Jugendschutzes. Immerhin waren die Menschen nur noch spärlich bekleidet und doch recht enthemmt. Im Detail wollen wir uns das aber lieber nicht ausmalen.

Wir fragen uns allerdings, wo das enden wird. Kommt es so schlimm, wie bei der Schlösserverwaltung? Dort weiß man schließlich auch, wohin Antriebslosigkeit und Ideenmangel führen. Deswegen hat man die manuelle Therapie „Faszination Lego“ aus dem Hut gezaubert. Und das, was man so hört, mit enormem Erfolg. Das Tolle daran: auch Mammutaufgaben werden auf Anhieb überschaubar, scheinbar unlösbare Probleme verlieren ihren Schrecken. Erste Ergebnisse aus dieser Parallelwelt werden in einer Ausstellung im März präsentiert. Falls die Idee vom Rathaus übernommen wird, muss nur die Zielvorgabe abgewandelt werden: Aus „Ich bau dir ein Schloss“ muss „Ich bau mir eine Stadt“ werden, und schon sind alle glücklich. Mit Lego gegen die Lethargie!

Statt zur Ausschusssitzung wird zum Spieleabend geladen und statt einer Tagesordnung gibt es ein Motto. Etwa „Wie bastele ich mir einen Wohlfühlbahnhof?“ oder „Reichen 100 000 Legosteine für die Umgestaltung des Schillerplatzes?“. Die Grünen stellen die Weichen für den Stadtbahnanschluss, OB Spec kann endlich wieder Leuchtturmprojekte bauen – und Frau Traub ein paar kleine Gymnastikhallen. Alles garantiert jugendfrei. Die Ergebnisse werden im April bei der Zukunftskonferenz vorgestellt. Eine Stadt, die ihre Zukunft so sicher im Blick hat, braucht sich um die Gegenwart nicht zu kümmern.