Zum Weltlinkshändertag: Ein Erfahrungsbericht einer betroffenen Redakteurin.

Freizeit und Unterhaltung: Theresa Schäfer (the)

Stuttgart – Dass sich die Welt in Linke und Rechte einteilt, bekam ich erstmals in der Grundschule zu spüren. Nicht zum Außenseiter, zum Außensitzer wurde ich abgestempelt. Linksaußen war meine Position. Nicht weil ich mich dort besonders wohl gefühlt hätte, sondern damit ich den anderen ABC-Schützen beim Schreiben nicht in die Quere komme, hieß es. Dass das Leben auf der linken Seite ein einsames werden würde, war mir spätestens da klar.

 

Wenn alle anderen 24 Kinder einen Füllfederhalter in Holzoptik hatten, hatte das 25., ich, einen aus rotem Plastik – die Linkshänderfeder forderte ihren Tribut. In der Handarbeitsstunde durfte ich aus dem "Sams" vorlesen – keine meiner Lehrerinnen traute sich an die Herausforderung heran, mir das Häkeln beizubringen. Im Sportunterricht standen 24 Kinder auf der rechten, das 25. auf der linken Seite des Basketballkorbs – eine NBA-Karriere ist trotzdem nicht dabei rausgesprungen.

Dafür habe ich gelernt, mich in einer fremden Welt zurecht zu finden: Wie ein Neandertaler seinen Feuerstein machte ich mir die Rechtshänderschere nutzbar – die für Linkshänder hat leider den Schärfegrad eines Kindertaschenmessers. Und über die Jahre habe ich mir, um den Wischeffekt zu vermeiden, eine Schreibrichtung von unten nach oben zu eigen gemacht – dem Schriftbild mancher Eingeborenenstämme auf den Philippinen übrigens nicht unähnlich.

Je älter ich also wurde, desto mehr habe ich mich mit dem Leben auf der linken Seite versöhnt. Schließlich befinde ich mich in bester Gesellschaft: Bill Gates, Queen Elizabeth, Angelina Jolie und sogar Barack Obama – sie und noch viele andere meistern ihr Leben mit links. Und einmal im Jahr, am 13. August, wird meine Spezies, die übrigens schätzungsweise zehn bis 15 Prozent der Weltbevölkerung ausmacht, auch noch offiziell gefeiert. Welcher Rechtshänder kann das von sich behaupten?