Warum tritt im Wahlkreis Vaihingen die Satire-Partei „Die Partei“ nicht zur Landtagswahl an? Uns beschleicht ein Verdacht: Die Wähler haben in letzter Zeit genug Politgags auf die Ohren bekommen.

Satire-Satire - Spaßfreie Zone im Wahlkreis Ludwigsburg? Überall tritt bei der Landtagswahl am kommenden Sonntag die Satirepartei „Die Partei“ um den Ex-Titanic-Chefredakteur Martin Sonneborn an. Überall? Nein! Der Wahlkreis Vaihingen ist der einzige im Kreis, in dem sich nicht genügend Unterstützerunterschriften fanden? Ernsthafte Scherzkekse vermuten wie immer tiefer liegende Gründe.

 

Bekanntlich schrecken der Sonneborn und seine Spaßgesellen normalerweise vor keiner spöttischen Missetat zurück. Dennoch scheint es gut möglich, dass die Satireprofis schon von vornherein aufs Rekrutieren von Unterstützern verzichtet haben. Wohl wissend: wenn sie doch losgezogen wären, dann wären sie auf eine Mauer von Ablehnung und Überdruss gestoßen. Die Menschen im Wahlkreis haben jüngst zu viele Politgags auf die Ohren bekommen.

Leider? Leiter!

Verantwortlich dafür ist leider das Landratsamt. Leider? Leiter! Beim Geknausere mit Fördermitteln für eine Drehleiter der Feuerwehr Markgröningen hat die Kreisverwaltung nämlich nicht mit Gags gespart. Erst wollte sie der auch für die Nachbarn in Schwieberdingen wichtigen Drehleiter keine erhöhte Förderung gönnen. Als Markgröningen aufmuckte und das Regierungspräsidium als Aufsichtsbehörde konstatierte, dass die Haltung des Kreises ja wohl ein Witz sei, zündete die Kreisspitze die nächste Witzstafette. Die Behörde teilte offiziell mit: Na gut, dann kriegt Markgröningen halt mehr Geld – aber dafür müssen andere Feuerwehren auf Fördermittel verzichten. Die Feuerwehr der Schäferlaufstadt sollte den anderen Wehren quasi zum Fraß vorgeworfen werden. Motto: „Das haben sie nun davon.“

Auch das ist nur als Späßle zu verstehen. Fakt ist, dass im Fördertopf des Landes zufällig gerade mehr Geld ist als erwartet, so dass offenbar alle bewilligten Förderwünsche in vollem Umfang bedient werden können. Im Landratsamt widerspricht man aber ernsthaft. Man habe nur darauf hinweisen wollen, dass bei einem begrenzten Fördervolumen künftig manche leer ausgehen, wenn andere mehr bekommen, sagt ein Sprecher. Scherzfrage zum besseren Verständnis: wenn der Landrat künftig auf ein bisschen von seiner Besoldung verzichtet, kann dann das Landratsamt noch zwei Sachbearbeiter einstellen?

Der Kreisbrandmeister lässt es röhren

Der im Landratsamt sitzende Kreisbrandmeister Andy Dorroch gilt in der hiesigen Feuerwehrszene mittlerweile als der Martin Sonneborn des Landkreises Ludwigsburg. Nicht nur, weil er stets für einen Fördermittelgag zu haben ist. Sein jüngstes Programm wird von Feuerwehrleuten hinter vorgehaltenem Schlauch „Der Hupen-Hype“ genannt. Dorroch hatte unlängst bei der Versammlung der Kreisfeuerwehr gescherzt, dass die Wehrleute doch bei ihren Einsatzfahrzeugen ein bisschen sparsamer sein könnten. Nach dem Motto: zurück zu den Wurzeln, weniger ist mehr und so weiter. Richtig gelacht haben viele Feuerwehrleute dann aber erst, als bekannt wurde, dass Dorroch bei seinem eigenen Einsatzwagen gar nicht spart – eher im Gegenteil. Er ließ sich, so hört man, eine satt röhrende Kompressorhupe ins dortige Martinshorn einbauen. Angeblich weil die serienmäßig eingebaute Tatütata-Maschine allenfalls für die Polizei ausreicht, ihm für einen Kreisbrandmeister aber zu dünn und schwächlich erschien. Schlappe 1100 Euro habe der Spaß gekostet – aber das sei „bundesweiter Standard“, heißt es beim Landratsamt.

Hat also all das dazu geführt, dass die Wahlberechtigten im Wahlkreis Vaihingen/Enz jetzt sagen: genug mit Satire? Schluss mit lustig, bitteschön!? Man kann sie ja verstehen. Satire darf zwar alles. Aber irgendwann ist es auch mal zuviel. Wo die Wirklichkeit satirischer ist als die bitterböseste Satire, da ist Satire unnötig wie ein platter Blondinenwitz.