Lothar Stäbler und Christian Stäbler sind mit Arbeitskollegen quer durch Europa nach Baku in Aserbaidschan gefahren. Unterwegs haben sie viel erlebt und Gutes getan.

Filder - Sie sind 6500 Kilometer durch Europa gefahren, saßen dabei im Schnitt täglich fast zwölf Stunden hinterm Lenkrad, haben elf Länder durchquert und mehr als 30 Städte besucht: Der Filderstädter Lothar Stäbler, der Leinfelden-Echterdiger Christian Stäbler und ihre Arbeitskollegen Alexander Schwan, Danijel Makaus, Markus Reigl und Stefan Totzl haben es bis ans Ziel der Allgäu-Orient-Rallye geschafft. Wie berichtet, hatten sich die fünf Männer als „Durst-Bluster-Racingteam“ für die abenteuerlich Rallye nach Baku in Aserbaidschan angemeldet.

 

Dreieinhalb Wochen nach der Ankunft am Ziel können die Stäblers noch gar nicht genau sagen, wie viele Fotos sie unterwegs geschossen haben. Unter die ersten drei Plätze hat es ihr Team bei der Rallye nicht geschafft. Doch für sie war ohnehin der Weg das Ziel. „Das waren brutal viele Erlebnisse und Eindrücke, die man in brutal kurzer Zeit gewonnen hat“, berichtet Lothar Stäbler. „Schon nach fünf Tagen dachte ich: Jetzt hat man schon so viel erlebt, da kann nicht noch mehr kommen“, sagt sein Mitfahrer. Als Wechselspiel zwischen südländischem Flair, armen und kargen Landstrichen und unterschiedlichen Mentalitäten haben die beiden die Reise erlebt. Durch zahlreiche Sonderprüfungen bei der Rallye und die Suche nach Unterkünften auf dem Weg ist das Team mit Einheimischen in Kontakt gekommen. „Egal, wo wir waren – die Leute waren nett und hilfsbereit“, erzählt Lothar Stäbler.

Hilfsgüter für ein Kinderheim und eine Kinderklinik

Besonders viel Spaß gemacht hat es dem Familienvater, unterwegs Geschenke an Hilfsbedürftige zu verteilen. Denn die Rallye hat eine Wohltätigkeits-Komponente. Die beiden Mercedes W 126 des Teams waren randvoll mit Spielgeräten und Hilfsgütern, die in erster Linie an ein Kinderheim in Albanien, eine Klinik für krebskranke Kinder und an eine Berufsschule in Georgien verteilt wurden. „Da hat sich der Aufwand gelohnt“, sagt Stäbler.

Prägend war für die Teilnehmer eine Begegnung in Georgien, bei der sie einigen Kindern am Straßenrand spontan einen Fußball in die Hand drückten. Nachdem die Kinder kurz damit gespielt hatten, gaben sie den Ball wieder zurück. Sie gingen nicht davon aus, dass ihnen der Ball geschenkt wurde. Doch das Missverständnis wurde rasch geklärt. „Als wir dann noch drei T-Shirts obendrauf gelegt haben, war für sie Weihnachten, Ostern und Geburtstag auf einmal“, sagt Christian Stäbler lachend. Dass eine Heizung im Winter und fließend Wasser in Europa nicht überall selbstverständlich ist, haben die Hobby-Rallye-Piloten ebenso gelernt, wie die Tatsache, dass in der Türkei umgerechnet 2,35 Euro für den Liter Benzin fällig sind. Beim Durchqueren der 15-Millionen-Metropole Istanbul ohne Navigationssystem verließen sich die Fahrer auf die Mithilfe eines Taxifahrers. „Doch Michael Schumacher eine Runde über die Rennstrecke zu folgen ist vermutlich einfacher als einem Taxifahrer durch Istanbul“, meint Christian Stäbler.

Hin und wieder gab es Streit im Team

Schwer verfahren hat sich das Team auf der gesamten Strecke aber nicht. Pannen konnten problemlos behoben werden. „Wir hatten ein einziges Ersatzteil dabei, und das haben wir gebraucht“, erzählt Lothar Stäbler. Auch das Zwischenmenschliche habe beim Team gestimmt. Streit gab es hin und wieder, aber der konnte gelöst werden. „Es gab Teams, die sind gar nicht mehr zusammen ins Ziel gefahren“, erzählen beide.

Was der Rallye ihrer Ansicht nach gefehlt hat, war ein würdiger Empfang in Baku. Dieser war den Veranstaltern zwar zugesagt worden, kam aber nicht zustande. Den Funktionären vor Ort schien die Vorbereitung des Eurovision Song Contests, der eine Woche später dort stattfand, wichtiger zu sein. Mit der Siegerehrung in der Wüste Jordaniens erfuhr die Rallye dennoch einen versöhnlichen Abschluss.

Die Frage, ob sie wieder bei der Rallye teilnehmen würden, beantworten Lothar Stäbler und Christian Stäbler eindeutig mit Ja – aus Rücksicht auf die Familie jedoch frühestens in ein paar Jahren.