Stuttgarts Volleyballerinnen greifen gegen Schwerin an. Im Zweiten Finalspiel an diesem Samstag will Allianz MTV den ersten Sieg einfahren. Auch dank der schlagstarken Michaela Mlejnková.

Stuttgart - Wenn die beiden Finalisten an diesem Samstag um 19.30 Uhr zum zweiten Play-off-Spiel um die deutsche Meisterschaft das Spielfeld in der ausverkauften Scharrena betreten, gehört Michaela Mlejnková zu den schillerndsten Figuren im Team von Allianz MTV Stuttgart. Nicht nur, dass sie regelmäßig zu den Top-Punktemachern im Stuttgarter Trikot gehört, die tschechische Nationalspielerin hat mittlerweile auch so etwas wie die Führungsrolle übernommen.

 

Bei der knappen Auftaktniederlage am Mittwoch im Spiel eins beim SSC Palmberg Schwerin steuerte die Außenangreiferin mit 19 Punkten die meisten Zähler für Stuttgart bei. Als Antreiberin stopft sie die Lücke, die der gesundheitlich bedingte Abgang von Spielführerin Kim Renkema hinterlassen hatte. „Mich hat keiner dazu aufgefordert. Ich habe einfach das Gefühl, dass ich das machen muss“, sagt Mlejnková, „schade ist nur, wenn ich mich selbst mal schlecht fühle, gibt es halt niemanden, der mir hilft.“

Von Prag an den Neckar

Dabei ist die Außenangreiferin erst 20 Jahre alt, kam als Talent vor zwei Jahren vom tschechischen Top-Team PVK Olymp Prag an den Neckar. Und äußerst schüchtern waren ihre ersten Auftritte. „Das lag hauptsächlich daran, dass mein Englisch noch nicht so gut war“, verrät die junge Tschechin. „Außerdem muss ich grundsätzlich bei Fremden erst ein wenig auftauen und mich wohlfühlen.“ Dies wiederum ist in Stuttgart längst der Fall. „Hier stimmt alles: das Trainerteam, die Trainingsbedingungen, die kurzen Wege und die schöne Stadt.“ Deswegen hat sie sich bereits im Januar für eine weitere Saison in Stuttgart entschieden.

Nur die Mannschaft war zwischendurch gar nicht so nett zu ihr: Als in der vergangenen Saison sowohl das Pokalfinale als auch die Endspielserie gegen den Dresdner SC knapp verloren wurde, zogen ihre Team-Kolleginnen sie mit dem Spitznamen „Silber-Mlejnková“ auf, schließlich hatte sie nach drei Vizemeisterschaften und drei Vizepokaltiteln mit Olymp Prag bislang stets nur zweite Plätze gesammelt. „Das hat mich ziemlich gewurmt, auch wenn sie es nicht so gemeint haben.“

Dann kam der Supercup-Gewinn zu Saisonbeginn, danach durfte sie Ende Januar den deutschen Volleyball-Pokal in Mannheim in die Höhe strecken, und jetzt steht die sprunggewaltige junge Dame mit dem kräftigen Armzug vor der Möglichkeit, mit der deutschen Meisterschaft sogar das Triple zu gewinnen. „Vor der Saison habe ich wirklich nicht damit gerechnet, dass wir so erfolgreich sein werden.“

Auch sie hat keine Erklärung dafür, wie ihre Mannschaft es immer wieder aufs Neue schafft, selbst verloren geglaubte Spiele doch noch zu drehen. „Also ehrlich, ich bin froh, dass ich nicht gegen uns spielen muss“, sagt Mlejnková und grinst. Dabei käme ein Wechsel innerhalb Deutschlands zu einem anderen Verein für sie gar nicht infrage. „Das ist eine Sache des Herzens. Ich würde auch nie für ein anderes tschechisches Team spielen als für Prag.“

Nationalmannschaft ist eine Ehre

Und genauso ist die Nationalmannschaft für sie eine Ehrensache, auch wenn dadurch zwischen den Spielzeiten in der Bundesliga kaum Platz für Urlaub und Erholung ist. Schon als kleines Kind verbrachte sie viel Zeit beim Volleyball, ihr Vater spielte einst in der ersten tschechischen Liga. Dann folgten das Sportgymnasium und nacheinander die Nominierungen zur Jugend-, Juniorinnen- und später Erwachsenen-Nationalmannschaft.

Eine konsequente Karriere, die irgendwann in Italien enden soll. „Schritt für Schritt und langsam, aber das ist schon immer mein Traum, dort als Profi zu leben. Ich mag das Land, die Leute, das Essen.“ Doch momentan gilt ihre Konzentration ausschließlich der Finalserie mit dem SSC Palmberg Schwerin und dem Gewinn der Meisterschaft. Sie freut sich auf die Scharrena, wenn regelmäßig der Bata-Ilic-Schlager „Michaela“ aus 2000 Kehlen geschmettert wird, nachdem sie wieder einmal einen Angriff im gegnerischen Feld versenkt hat. „Ich kannte das Lied vorher nicht, aber das ist schon ein Erlebnis, wenn alle das singen. Das geht durch Mark und Bein.“

Ihr Plan für die Endspielserie: „Wir gewinnen zu Hause, knacken die Schweriner in ihrer Halle am Mittwoch und feiern dann das Triple am 29. April bei uns.“ Und keiner, wirklich keiner, darf dann jemals noch mal „Silber-Mlejnková“ zu ihr sagen.