Die Stuttgarter Volleyballerinnen schlagen im zweiten Play-off-Halbfinale den SSC Schwerin mit 3:0, nun kommt alles auf das entscheidende dritte Duell an diesem Donnerstag (17 Uhr) an.

Stuttgart - Volleyball ist auch deshalb ein faszinierender Sport, weil er so unberechenbar ist. Nur vier Tage nach der 0:3-Pleite im ersten Play-off-Halbfinale in Schwerin gewann Allianz MTV Stuttgart das zweite Duell mit 3:0 (25:20, 28:26, 25:21) – weil das Team genau den Mut, Kampfgeist und Siegeswillen zeigte, der beim Auftakt der Serie in den wichtigen Phasen noch vermisst worden war. Nun kommt es an diesem Donnerstag (17 Uhr/Sport 1 live) zur entscheidenden dritten Partie: Der Sieger steht in den Finalspielen um die deutsche Meisterschaft gegen den Dresdner SC. „Der Ausgang ist völlig offen“, meinte MTV-Sportdirektorin Kim Renkema, „diesmal standen wir mit dem Rücken zur Wand. Nun gilt das für beide Mannschaften.“

 

Das drohende Saison-Aus hatte bei den Stuttgarterinnen allerdings nicht zu Lähmungserscheinungen geführt – ganz im Gegenteil. Angeführt von Kapitänin Krystal Rivers boten sie eine starke spielerische Leistung. Aber nicht nur. „Wir haben richtig gekämpft“, sagte Kim Renkema, „der SSC Schwerin ist ein zäher Gegner, der nie aufgibt und gegen den man sich nicht die kleinste Unkonzentriertheit leisten darf. Das haben wir geschafft.“

Aufschlagserie von Mlejnkova

Den ersten Satz entschied eine Aufschlagserie von Michaela Mlejnkova vom 17:17 zum 22:17, der zweite Durchgang war wesentlich enger. Die Gäste hatten zwei Satzbälle, ehe sich das MTV-Team doch noch mit 28:26 durchsetzte. Im dritten Satz machte der Meister von 2019 aus einem 16:18-Rückstand eine 23:19-Führung – das war die Entscheidung. „Wir waren in ein, zwei Situationen ein bisschen zu zögerlich, haben nicht den Rhythmus des ersten Spiels in Schwerin gefunden“, sagte SSC-Trainer Felix Koslowski, „ich habe ein paar junge Leute im Team, die erst noch ihre Erfahrung in den Play-offs machen müssen. Bei den Stuttgarterinnen hat man gemerkt, dass das Messer an der Kehle saß, die Emotionen waren spürbar.“

Entsprechend erleichtert zeigte sich Tore Aleksandersen nach dem 1:1-Ausgleich. „Ich bin froh, dass wir es diesmal geschafft haben, die engen Sätze für uns zu entscheiden“, sagte der Coach der Stuttgarterinnen, „wir haben unsere Qualität aufs Feld gebracht.“ Dabei hatte Aleksandersen auf seine ansonsten stets gesetzte Mittelblockerin Juliet Lohuis verzichten müssen. Die Niederländerin leidet unter einer Stressreaktion am Schienbein, wird auch an diesem Donnerstag nicht dabei sein. Umso erstaunlicher, dass der MTV-Block viel besser stand als im ersten Spiel. „Wir haben zwölf Blockpunkte gemacht, neun mehr als noch in Schwerin. Das war sehr gut“, lobte Aleksandersen. Und Kim Renkema meinte: „Die Trainer haben in den vergangenen Tagen noch mal intensiv am Blockverhalten gearbeitet. Das hat sich absolut gelohnt.“

Chancen stehen 50:50

Blieb am Ende allein die Frage offen, wer nun die besseren Chancen hat: Allianz MTV Stuttgart dank des Heimvorteils (auch wenn in der Scharrena nur ein paar Trommler für Stimmung sorgen)? Oder der SSC Schwerin, der in dieser Saison bereits Pokal und Supercup holte? „Wir haben schon mehr erreicht, als von uns erwartet worden war“, sagte Koslowski, „für mich sind die Stuttgarterin trotzdem klar im Vorteil – sie haben es in eigener Halle selbst in der Hand.“ Aleksandersen wollte davon allerdings nichts wissen: „Es ist ein neues Spiel, die Chancen stehen 50:50. Am Ende wird sich das Team durchsetzen, das fitter ist und mehr Emotionen einbringen kann.“ Wer dies sein wird? Lässt sich nicht verlässlich vorhersagen. Dafür ist Volleyball viel zu unberechenbar.