Noch ist zwar nichts gewonnen, aber das starke erste Saisondrittel macht den Bundesliga-Volleyballerinnen von Allianz MTV Stuttgart viel Mut. Der Erfolg kommt nicht von ungefähr.

Schwerin/Stuttgart - Der Bann ist gebrochen, entsprechend groß ist die Euphorie – allerdings nur bei den Fans. Die Anhänger von Allianz MTV Stuttgart feierten ihr Team nach dem 3:1-Erfolg bei Spitzenreiter SSC Palmberg Schwerin in den sozialen Netzwerken, als wäre das Double schon perfekt. Was kein Wunder ist, schließlich liest sich nicht nur das Ergebnis beeindruckend: Es war nach zuletzt zehn Niederlagen der erste Sieg gegen den SSC, es war die erste Heimniederlage des Meisters nach zuvor 17 Erfolgen, und es war der achte Sieg der Stuttgarterinnen in der achten Bundesliga-Partie. Doch für Kim Renkema ist klar: „Die wichtigen Tage kommen erst“, so die MTV-Sportchefin, „wir haben noch nichts gewonnen.“ Aber ein starkes erstes Saison-Drittel absolviert. Dafür gibt es Gründe.

 

Die Neuzugänge Auch in Schwerin überzeugten Krystal Rivers, Roosa Koskelo, Sarah Wilhite, Jana-Franziska Poll und Madison Bugg – alle fünf Neuzugänge haben voll eingeschlagen. Rivers ist nach Meinung von Renkema die beste Diagonalangreiferin, die je in Stuttgart aufgeschlagen hat. In Schwerin wurde sie sogar noch übertrumpft von Außenangreiferin Sarah Wilhite, die nach der WM-Teilnahme mit dem US-Team Zeit brauchte, um in Schwung zu kommen. „Unser Scouting“, erklärt Kim Renkema, „hat funktioniert.“

Die Stabilität Im Volleyball ist es nicht unüblich, dass nach jeder Saison ein Großteil des Personals geht. Teils gewollt, teils weil die Spielerinnen lukrativere Angebote annehmen. Allianz MTV Stuttgart ist es gelungen, gleich acht Profis zu halten, darunter Molly McCage und Paige Tapp, der wohl beste Mittelblock der Liga. „Viele Gesichter, die unser Team prägen, sind geblieben“, sagt Kim Renkema, „das hat zwei große Vorteile: Wir mussten nicht ganz von vorne anfangen, und dies erleichtert auch die Integration der Neuzugänge.“

Der Teamgeist Die Mannschaft tritt völlig unbeschwert auf. Was zum einen daran liegt, dass sich die Spielerinnen auch neben dem Feld gut verstehen. Zum anderen sind die fünf Neuzugänge zwar tragende Säulen, die Negativerlebnisse der Vergangenheit mit vier verlorenen DM-Finals in Serie belasten sie aber nicht. „Dazu kommt eine große mentale Stärke, die Mannschaft gibt niemals auf“, erklärt Renkema. Die Selbstsicherheit Das MTV-Team hat großes Vertrauen in die eigene Stärke. Erst recht nach dem Sieg in Schwerin. „Zu wissen, dass wir auch diesen Gegner schlagen können, ist mehr wert als die drei Punkte“, meint die Sportchefin und ergänzt: „Wir sind erst bei 70 Prozent.“

Der Trainer Vor dem dritten Matchball in Schwerin nahm Giannis Athanasopoulos beim Stand von 24:23 eine Auszeit. Er forderte von seinem Team, sich voll auf die Annahme zu konzentrieren: „Danach könnt ihr spielen, was ihr wollt.“ Der Coach blieb auch in dieser Extremsituation ruhig, analytisch, selbstbewusst. „Die vergangene Saison ist seine erste als Cheftrainer gewesen, da war er oft noch sehr aufgeregt“, sagt Renkema, „er hat sich extrem weiterentwickelt. Und er bildet mit Co-Trainerin Tamari Miyashiro ein perfektes Team.“

Die Stuttgarter Volleyballerinnen stehen am 24. Februar im Pokalfinale gegen den SSC Schwerin sowie an der Bundesliga-Spitze, und sie haben die Chance, ins Viertelfinale der Champions League einzuziehen, doch erreicht ist noch nichts. Oder wie es Kim Renkema ausdrückt: „Stuttgart hatte noch nie ein besseres Volleyball-Team. Aber bisher wissen wir nur, dass alles möglich ist. Nicht mehr.“