Tabellenführer in der Bundesliga, gelungener Start in den Europapokal: Es läuft derzeit rund bei den Stuttgarter Volleyballerinnen. Gewonnen ist zwar noch nichts, doch die Aussichten sind gut – und dafür gibt es Gründe.

Stuttgart - Die Mannschaft: Die Reise hat sich gelohnt. Sechs Tage, drei Auswärtssiege. Sprung an die Bundesliga-Spitze durch Erfolge in Berlin und Potsdam, klares 3:0 in Runde eins beim tschechischen Vizemeister VK UP Olmütz. Mehr ging nicht, zumal beim Trip gen Osten auch der Teamgeist gewonnen hat. „Die Atmosphäre bei uns ist toll“, sagt Sportchefin Kim Renkema, „aus unseren Spielerinnen ist eine echte Mannschaft geworden. Das ist enorm wichtig im Volleyball.“ Aber nicht selbstverständlich.

 

Hohe individuelle Qualität im Kader

Dass sich das Team in aller Ruhe entwickeln konnte, lag auch an den Verantwortlichen. Renkema und Trainer Giannis Athanasopoulos waren sich stets sicher, die richtigen Spielerinnen geholt zu haben – trotz des Scheiterns im Supercup zu Saisonbeginn. „Wir wussten um die hohe individuelle Qualität im Kader“, sagt Renkema, „mittlerweile verstehen und vertrauen sich die Spielerinnen. Da ist etwas zusammengewachsen, es steht eine ganz andere Mannschaft auf dem Feld als noch im Oktober.“

Und nun stößt noch mehr Potenzial dazu: Diagonalangreiferin Nikoleta Perovic (nach ihrer Bauchmuskelverletzung) und die neue Mittelblockerin Paige Tapp stehen an diesem Samstag (19.30 Uhr/Scharrena) gegen die Roten Raben Vilsbiburg erstmals bei einem Heimspiel im Kader. Das Ziel ist, Rang eins zu verteidigen. „Es fühlt sich gut an, oben zu stehen. Daran könnte ich mich gewöhnen“, sagt Renkema, „doch wir müssen ehrlich sein: Aktuell bedeutet es nur, dass wir auf einem guten Weg sind. Mehr nicht.“

Allianz geht als Favorit ins Pokal-Halbfinale

Das Losglück: Im Pokal-Halbfinale gibt es einen echten Knaller. Der Dresdner SC trifft auf den SSC Schwerin, während das MTV-Team das leichteste Los zog. Die Stuttgarterinnen erwarten am Mittwoch (19 Uhr/Scharrena) den VC Wiesbaden, alles andere als der Einzug ins Endspiel am 4. März in Mannheim wäre eine große Enttäuschung. „Wir müssen zwar noch am 26. Dezember in der Bundesliga in Schwerin ran, das wird eine echte Standortbestimmung“, sagt Renkema, deren Team der amtierende Pokalsieger ist, „aber das wichtigste Spiel in diesem Monat ist gegen Wiesbaden. Wir alle wollen unbedingt wieder ins Finale, denn es ist der absolute Höhepunkt einer Saison.“ Der Trainer: Giannis Athanasopoulos ist erst seit fünf Monaten MTV-Chefcoach und doch schon eine feste Größe. Weil er ein akribischer Arbeiter ist. Weil er stets die Ruhe behält. Und weil er es schafft, die Mannschaft zu überzeugen und hinter sich zu scharen, selbst bei schwierigen Entscheidungen. „Er lebt Volleyball Tag und Nacht“, sagt Geschäftsführer Aurel Irion über den Griechen, der zuvor drei Jahre lang Co-Trainer von Guillermo Naranjo Hernández war, „wir haben einen der besten Trainer der Liga.“ Was ihm zur Nummer eins noch fehlt? „Ein bisschen Erfahrung und ein paar Erfolge.“

Kim Renkema erweist sich als Glücksgriff

Die Sportchefin: Auch Kim Renkema ist neu im Amt, im März stieg die Kapitänin des Teams zur Steuerfrau im Verein auf – und gab sofort die Richtung vor. Ihre Vorteile: Sie kennt sich im Volleyball aus, ist im Club zu Hause, ihre positive Art wirkt ansteckend und kommt auch bei den Sponsoren an. „Sie hat sehr großen Anteil an der positiven Entwicklung, ist ein absoluter Glücksgriff“, sagt Aurel Irion über die erste hauptamtliche Sportchefin bei Allianz MTV Stuttgart, „es war genau der Schritt, der uns als Verein gefehlt hat. Nun haben wir sportliche Kompetenz nicht mehr nur auf der Trainerbank, und das ist enorm viel wert.“ Die Finanzen: Die Zuschauerzahlen in dieser Saison stimmen, auch gegen Vilsbiburg (1900 verkaufte Tickets) und Wiesbaden (1800) wird die Scharrena gut gefüllt sein. Noch wichtiger aber ist die Entwicklung bei den Sponsoren. In Eurowings wurde ein neuer großer Partner gewonnen, dazu kamen für diese Saison fünf mittelgroße und zehn Basis-Sponsoren. Die Gesamteinnahmen stiegen von rund 900 000 Euro auf 1,2 Millionen Euro. „Von den Gesellschaftern und der Liga haben wir die Vorgabe erhalten, nicht mehr auszugeben, als wir einnehmen“, sagt Geschäftsführer Irion, „dieses Ziel erreichen wir. Stand heute könnten wir erstmals überhaupt eine Saison sogar mit einem Gewinn abschließen.“ Auch das zeigt: Die Aussichten bei Allianz MTV Stuttgart sind alles andere als schlecht.