Enttäuschung pur: Vor der Rekordkulisse in der Porsche-Arena verlieren die Stuttgarter Volleyballerinnen gegen den SC Potsdam deutlich mit 1:3. Auf Trainer Tore Aleksandersen und sein Team wartet viel Arbeit.

Jedes verlorene Finalspiel schmerzt, aber diesmal tat es besonders weh – wegen der Kulisse. 6145 Fans erlebten das Supercup-Duell zwischen den Volleyballerinnen von Allianz MTV Stuttgart und dem SC Potsdam, und sie sahen einen klar unterlegenen Favoriten. „Es ärgert mich, dass wir vor so vielen Leuten so schlecht gespielt haben“, sagte Tore Aleksandersen, der Trainer des Meisters und Pokalsiegers, nach der 1:3-Pleite. Und Libera Roosa Koskelo meinte, während sie eine Träne verdrückte: „Wir sind bitter enttäuscht. Aber weniger über das Ergebnis als über die Art und Weise, wie wir aufgetreten sind.“ Und das von Beginn an.

 

Eigentlich wollten die Stuttgarterinnen vor der Rekordkulisse – nie waren in Deutschland für ein Frauenvolleyball-Spiel mehr Tickets verkauft worden – Werbung in eigener Sache betreiben. Doch das ging gehörig schief. Die ersten beiden Sätze wurden klar 20:25 und 15:25 verloren, es drohte ein Debakel. Auf ihrem Sitzplatz hinter dem Feld schüttelte Kim Renkema den Kopf. „Wir haben überhaupt nicht ins Spiel gefunden. Es schien so, als ob einige angesichts der vollen Halle ziemlich nervös waren“, meinte die Sportdirektorin, „diese Atmosphäre war richtig geil, etwas ganz Besonderes. Wir hätten den Fans gerne mehr geboten.“

SC Potsdam feiert ersten Titelgewinn überhaupt

Wenigstens einen Satz lang lief es besser, den dritten Durchgang holte sich Allianz MTV Stuttgart mit 25:20. Die Hoffnung währte allerdings nicht lange. Im vierten Abschnitt ging der SC Potsdam mit 4:0 in Führung, zog später von 16:11 auf 22:11 davon und holte sich mit 25:16 den ersten Titel in seiner Vereinsgeschichte. Worüber einer besonders ausgelassen jubelte.

Guillermo Naranjo Hernández war einst Trainer in Stuttgart, er stand 2016 an der Linie, als im vierten Play-off-Finale gegen den Dresdner SC in der Porsche-Arena der bis Dienstag gültige Zuschauerrekord (5392) aufgestellt wurde. Mit dem SC Potsdam verlor er im Mai (nach zwei vergebenen Matchbällen im vierten Spiel) die Finalserie um die Meisterschaft gegen den MTV mit 2:3 – nun fühlte sich der Triumph umso schöner an. „Unglaublich! Mein Team hat einen großartigen Job gemacht“, sagte Hernández, „taktisch waren wir in Block und Abwehr unfassbar gut.“ Das fand auch Außenangreiferin Laura Emonts: „Wir haben geliefert, ich bin megastolz. Diesen Titel haben wir uns verdient.“ Daran gab es keine Zweifel.

Es fehlt an Effektivität – aber nicht nur

Für die Stuttgarterinnen war es ein ziemlich ungewohntes Gefühl, einem Gegner in derart vielen Bereichen unterlegen gewesen zu sein. Block, Zuspiel, Durchschlagskraft, Tempo, Präzision – der SC Potsdam verbuchte überall ein Plus. Kein Wunder, dass Tore Aleksandersen sein Team schon fünf Minuten nach der Siegerehrung zur Besprechung in die Kabine beorderte. „Bei uns haben viel zu viele Dinge nicht geklappt“, sagte der MTV-Coach, „die Abstimmung und die Effektivität haben gefehlt, wir sind nie in unseren Rhythmus gekommen. Wir haben noch viel Arbeit vor uns – in allen Bereichen. Wir werden hart trainieren und uns besser vorbereiten.“ Auf den Rest der Saison.

Der erste Pokal ist zwar weg, allerdings auch der am wenigsten wichtige. Der SC Potsdam, das ist nun klar, dürfte auch in dieser Saison der härteste Konkurrent von Allianz MTV Stuttgart sein. Ansprüche wollte Hernández am Dienstag trotzdem nicht formulieren. Ganz im Gegenteil. „Wir befinden uns erst am Anfang der Saison, dieser Sieg bedeutet gar nichts“, sagte der Coach des SC Potsdam, „die Stuttgarterinnen bleiben das am stärksten besetzte Team.“

Das es allerdings versäumt hat, ein Ausrufezeichen zu setzen. Sportlich, aber auch in Richtung der Fans. „Der Supercup war ein begeisterndes Event“, sagte Aurel Irion, der Geschäftsführer des Meisters und Pokalsiegers, „leider waren wir in diesem Spiel nicht gut. Trotzdem hoffen wir, dass die Zuschauer wiederkommen werden.“ Es würde den Schmerz über das verlorene Finale lindern.