Beim 3:1-Sieg gegen Suhl geht bei Stuttgarts Volleyballerinnen wenig über die Außenpositionen, dafür ist auf den Mittelblock Verlass.

Stuttgart - „Let’s gooooo“! Molly McCage hatte gerade wieder einmal mit ihrem einbeinigen Schnellangriff, kurz zuvor an Zuspielerin Femke Stoltenborg vorbeigehuscht, den gelb-blauen Ball im gegnerischen Feld versenkt und versuchte lautstark, ihr Team aus der Lethargie zu holen. Stuttgarts Volleyballfrauen haben sich bei 3:1-Erfolg (17:25, 25:18, 25:22, 25:21) gegen den Tabellenneunten VfB Suhl Thüringen über 108 Minuten ganz schön schwer getan.

 

Und wie zuletzt hatte der Außenangriff eher Ladehemmung, als dass von hier aus die Bälle den Gegnern um die Ohren fliegen – wie für diese Position und Aufgabe eigentlich zugedacht. Renáta Sándor (Ungarn), Nika Daalederop (Niederlande), Michaela Mlejnková (Tschechien) – drei Nationalspielerinnen, die gerade durch kleinere Verletzungen oder aus anderen Gründen ihrer Form hinterher hinken. Zuletzt im CEV-Cup hat die 21-jährige Nachwuchsspielerin Julia Schaefer das Heft in die Hand genommen und dabei durchaus zu beeindrucken gewusst.

Phänomen bei Stuttgart

Doch glücklicherweise verfügt das Stuttgarter Team noch über einen durchaus angriffslustigen Mittelblock. „Molly McCage spielt bislang eine überragende Saison“, sagt die Sportdirektorin Kim Renkema. „Und Neuzugang Paige Tapp kommt auch immer besser zum Zug.“ Das US-amerikanische Nationalmannschaftsduo drückte auch der Partie gegen den VfB Suhl seinen Stempel auf, nicht nur durch die insgesamt gute Blockquote von 13 zu 8, sondern eben – für den Mittelblock eher unüblich – auch durch Angriffspunkte. Molly McCage (16 Punkte) und Paige Tapp (13) waren Stuttgarts Topscorer im Spiel gegen die Suhler Wölfe.

Die Erklärung für dieses Phänomen erscheint simpel: „Der Trainer sagt, macht Euer Ding. Also machen wir halt unser Ding“, sagte Molly McCage und strahlte. Doch dahinter steckt viel Training, ein gut funktionierendes millimetergenaues Zuspiel, und „das große Vertrauen, das wir bekommen“.

Auch Paige Tapp, Anfang Dezember als Ersatz für die an der Ferse verletzte Micheli Tomazela Pissinato geholt, scheint nach bereits zwei durchgespielten Partien längst ins Team integriert zu sein. „Die Spielerinnen haben mich super aufgenommen“, sagte Tapp, „ich fühle mich sehr wohl auf und neben dem Feld.“ Mit einem blitzschnellen und vor allem hohen Armzug ist sie leicht anzuspielen – eine Abstimmung, die bei den Laufwegen und Sprunghöhen in der Zusammenarbeit mit den Außenangreiferinnen noch verbesserungsfähig ist.

Eine allein reicht nicht

Und so kommt es eben zu einer Besonderheit: Dass die 1,92 Meter große Molly McCage mit Abstand die Liste der besten Blockerinnen anführt, ist ja durchaus nachvollziehbar. Mit derzeit 136 Punkten rangiert die 23-jährige Texanerin allerdings auch auf Rang fünf der Bundesliga-Topscorer-Liste, als einzige Mittelblockerin in den Top Ten. „Es macht unheimlich Spaß, so in der Verantwortung zu stehen“, fasst McCage ihre Rolle zusammen. „Die Leistungen unserer Mittelblocker ist unglaublich wichtig, sie retten uns die Punkte, die von Außen fehlen“, sagte Sportdirektorin Kim Renkema. Sie fügt jedoch hinzu: „Wir brauchen gute Leistungen von allen, wenn wir Meister werden wollen.“

Das sieht der Trainer Giannis Athanasopoulos genauso. „Wir haben ein sehr junges Team und müssen arbeiten, arbeiten, arbeiten“, sagte der Grieche und blickte nach der Partie gegen den Tabellenneunten auf sein Zahlenmaterial. „36 Eigenfehler, das ist einfach zu viel.“ Bisher verteidigt sein Team den zweiten Tabellenplatz problemlos. Doch nach drei Vize-Meisterschaften in Folge wollen die Verantwortlichen mehr. Zumindest auf den Stuttgarter Mittelblock ist in dieser Hinsicht bisher Verlass.