Die Volleyballerinnen von Allianz MTV Stuttgart bekommen Verstärkung: Zum 1. April wird Aurel Irion hauptamtlicher Geschäftsführer des Frauen-Bundesligisten, der an diesem Samstag zum Halbfinalauftakt in Schwerin antritt.
31.03.2016 - 22:58 Uhr
Stuttgart - Aurel Irion tritt an diesem Freitag beim Volleyball-Bundesligisten Allianz MTV Stuttgart eine neue Stelle an als hauptamtlicher Geschäftsführer, das gab es bisher noch nie. Zum Auftakt geht es gleich am Samstag im Play-off-Halbfinale nach Schwerin.
Herr Irion, erzählen Sie uns doch mal, wie man vom Max-Planck-Institut zum Volleyball kommt?
Ich bin schon seit sieben Jahren mit dem Volleyball recht eng verbunden, als der Verein noch in der Hegelhalle gespielt hat in Vaihingen, wo ich wohne. Und ich war schon in den Anfängen des Aufstiegs mit dabei. Letztendlich hat mich Rainer Scharr gefragt, ob ich mir vorstellen kann, an dem Projekt mitzuarbeiten.
Und Sie können?
Ich hatte zunächst eine relativ lange Bedenkzeit, weil ich erstens aus einem anderen Bereich komme und zweitens Dinge aufgebe. Das ist eine neue Aufgabe und ein Fulltimejob, für den ich einen Dreijahresvertrag bekommen habe. So lange haben sich auch die Hauptsponsoren verpflichtet, auf alle Fälle weiterzumachen. Es ist eine faszinierende Sache, im Sportmanagement beruflich tätig sein zu können – dafür brenne ich.
Sie haben gesagt, Sie seien auch privat eng mit dem Sport verbunden, inwiefern?
Ich habe mit einem Freund zusammen schon vor vier Jahren eine Firma gegründet, mit der wir Sportcamps organisieren. Turnierorganisation war ein großes Thema, zum Beispiel mit dem Scharr Nations Cup bei dem in diesem Jahr 13 Nationen und 36 Mannschaften vertreten sind. Natürlich ist das jetzt ein anderer Sport, und sicher auch eine Nummer größer als das, was ich bisher gemacht habe.
Hauptsponsoren bleiben weitere drei Jahre
Aber das Engagement durch die Hauptsponsoren war schon ein wichtiger Punkt, um eine gewisse Sicherheit zu haben?
Das hat eine Rolle gespielt. Ich bin jemand, der Dinge macht, die Hand und Fuß haben. Auch das Projekt Volleyball wächst ständig. Von Sicherheit kann man im Sport aber glaube ich nur schwer reden, man kann auch keinen Erfolg garantieren. Aber man sieht schon, dass ein sehr gutes Umfeld vorhanden ist, das irgendwann hoffentlich auf noch breiteren Füßen steht.
Im Moment liegt die ganze Last auf Bernhard Lobmüller. Haben Sie nicht die Sorge, dass es da zu Reibungspunkten kommt?
Das mit der Last ist richtig. Aber man muss versuchen, dass es nicht immer nur an einer einzelnen Person hängt, sondern dass man sich breiter aufstellt. Und wenn ich Sorge gehabt hätte, hätte ich es sicher nicht gemacht. Ich kenne Herrn Lobmüller schon lange durchs Volleyball. Bisher hat es da keine Reibungspunkte gegeben. Wir liegen auf einer Wellenlänge.
Wie muss man sich die Aufgabentrennung vorstellen?
Ich kann dazu jetzt noch keine Details nennen, aber der sportliche Teil wird auch künftig Herrn Lobmüllers Aufgabengebiet sein. In allen anderen Bereichen – Organisation, Kommunikation und Budgetverantwortung – werde ich als Geschäftsführer die Aufgaben und Verantwortung in der nächsten Zeit Schritt für Schritt von ihm übernehmen.
Und wie sieht es bei den Sponsoren aus?
Das fällt zukünftig auch in meinem Bereich, aber Bernhard Lobmüller ist über die Jahre natürlich so gut vernetzt, dass es fahrlässig wäre, da jetzt einen harten Schnitt zu machen. Wir werden das Hand in Hand pflegen und gemeinsam versuchen auszubauen.
Was macht es so schwer, im Volleyball weitere potente Partner zu finden?
Zunächst einmal hat man schon zwei große Partner und ein gutes Fundament mit kleineren Partnern, und wahrscheinlich gibt es in Deutschland wenige Vereine, die besser aufgestellt sind – außer Dresden oder Schwerin vielleicht.
Im Volleyball gibt es keine Aggressionen
Und Sie vertreten Stuttgarts schönsten Sport.
Das glaube ich schon. Und das hier ist auch ein sauberer und fairer Sport und es gibt, anders als im Fußball, vom Publikum ausgehend keinerlei Aggressionen, das finde ich toll.
Stichwort Fußball: Sie haben ja auch eine Kickers-Vergangenheit?
Ja, ich habe Ende der achtziger Jahre in der A-Jugend zwei Jahre bei den Stuttgarter Kickers gespielt, mit Marc Arnold, Ralf Becker, Dirk Fengler und Matthias Lust zusammen. Wir haben uns spannende Duelle mit dem VfB geliefert. Vor bis zu 2000 Zuschauern. Da durfte ich teilweise sogar bei den Profis mittrainieren, und mit der A-Jugend wurden wir württembergischer Pokalsieger.
Und welche Titel wollen Sie mit den Volleyballerinnen holen – die Champions League?
Ich denke, das ist zu hoch gegriffen. Aber alle hier haben schon das Ziel, irgendwann Deutscher Meister zu werden.
Würden Sie sich wieder für eine Champions-League-Teilnahme stark machen, falls man die Chance dazu bekommt?
Da wird es eine Abstimmung mit den Gesellschaftern geben, aber klar ist, dass man den Spielerinnen die Möglichkeit geben sollte, wenn man sie hat. Allerdings gibt es sicher eine Grenze für den Verein, denn man darf auch nicht unvernünftig werden.
Das Budget liegt angeblich bei knapp einer Million Euro. Haben Sie eine wirtschaftliche Vorgabe, die Sie in drei Jahren erreichen wollen?
Eine harte Vorgabe gibt es nicht, aber natürlich habe ich als Geschäftsführer das klare Ziel maximal so viel auszugeben, wie wir auch einnehmen können.
Ein Schwabe kann auch mit Geld umgehen
Und als Diplom-Finanzwirt können Sie mit Geld umgehen. . .
. . .als Schwabe sowieso (lacht). In meinen bisherigen Tätigkeiten habe ich durchaus höhere Budgets verantwortet. Daher trauen die Gesellschafter und ich mir das auch zu.
In einer Großstadt wie Stuttgart kann sich eine Sportart wie Volleyball wahrscheinlich nur halten, wenn sie Erfolg hat.
Sport ist immer interessanter für Zuschauer und Sponsoren, wenn er erfolgreich ist, aber man darf den Erfolg nicht über alles andere stellen. Ich fände es toll, wenn wir auch junge Spielerinnen von hier einbauen könnten.
Aber das geschieht kaum?
Teilweise. Jelena Wlk ist jetzt verletzt und Julia Wenzel hat auch schon ein paar Mal gespielt. Aber im Volleyball stehen eben keine elf auf dem Feld, sondern weniger. Und wenn man oben mitspielen will und die halbe Mannschaft aus jungen Talenten besteht, wird es ganz schwierig. Aber ich will das leben. Wenn man hier mit dem Volleyball-Stützpunkt und dem MTV so ein tolles Umfeld hat ist klar, dass man das fördern will. Damit identifizieren sich dann auch die Fans besser. Aber das ist immer eine Gratwanderung, deshalb kann man es anpeilen, aber nicht versprechen.