Ralf Wörner hat am kommenden Sonntag beste Chancen, zum dritten Mal zum Bürgermeister von Allmersbach im Tal gewählt zu werden. Der einzige Gegenkandidat des Amtsinhabers will das Amt selbst bei seiner Wahl nicht antreten.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Allmersbach - Er ist seit 16 Jahren Schultes von Allmersbach im Tal. Vor vier Monaten hat er offiziell verkündet, dass er bei der Bürgermeisterwahl am Sonntag, 1. Februar, wieder antreten werde. Doch im Grunde, sagt Ralf Wörner, sei für ihn und schon seit Jahren klar gewesen: „Ich kandidiere noch mal.“

 

Beim Urnengang im Jahr 2007 hatte der Diplom-Verwaltungswirt, der als Kind in Korb gewohnt hat und Mitte der 70er-Jahre in Waiblingen Abitur gemacht hat, gar keinen Konkurrenten. Diesmal hat zwar ein zweiter Kandidat seine Bewerbungsunterlagen im Rathaus abgegeben. Doch dieser Hans-Jörg Nordmeyer aus Heubach, Anfang 50, der hauptberuflich Gärten und Häuser instand hält, ist Mitglied bei der Nein-Idee.

Die Allmersbacher Hauptamtsleiterin Tina Heller sagt, der einzige Gegenkandidat des Amtsinhabers habe angekündigt, dass er selbst im Falle seiner Wahl keinesfalls Bürgermeister werden wolle. Kein „ernsthafter Kandidat“ – also habe der kommunale Wahlausschuss beschlossen, auch keine Veranstaltung zur Kandidatenvorstellung anzusetzen. Nordmeyer würde ja sowieso nicht erscheinen, so die Ansicht der Ausschussmitglieder.

Hans-Jörg Nordmeyer hat früher die Grünen gewählt, das berichtete er im Herbst 2014 der Stuttgarter Zeitung. Weil die Grünen ihm immer fremder wurden, wechselte er zur Linken. Besser aufgehoben fühlte er sich dort nur vorübergehend. Als dann die Piraten auftauchten, machte er bei ihnen sein Kreuz. Es dauerte nicht lange, dann hatten die streitenden Piratenpolitiker den zunehmend frustrierten Wähler Nordmeyer ebenfalls vergrätzt. Was nun? Gar nicht wählen? Das wolle er auch nicht. Ungültig ebenso wenig. Seit er im Internet die Nein-Idee entdeckt hat, weiß Nordmeyer, was er tun kann: offiziell Nein wählen. Und nun ist er sogar ein echter Nein-Kandidat.

Der parteilose Bürgermeister, der seit 1999 im Amt ist, hat also keinen echten Gegenkandidaten. Das, sagt Ralf Wörner und grinst verschmitzt, sei doch ein ganz gutes Zeichen. Viele Bürger und auch die Gemeinderäte sein offenkundig ganz zufrieden mit seiner Arbeit. Andersfalls hätten sie doch bestimmt nach einem weiteren Kandidaten Ausschau gehalten.

Die Bilanz seiner zu Ende gehenden Amtsperiode könne sich sehen lassen, ist Wörner überzeugt: Der Ochsen, ein altes Gasthaus, sei von der Gemeinde gekauft, aufwendig saniert und an eine Bank, eine Praxis und andere Betriebe vermietet worden. Das Areal rund um das Rathaus sei aufgewertet worden. Die Pro-Kopf-Verschuldung der rund 4600 Einwohner zählenden Gemeinde liege bei knapp 100 Euro, sagt Wörner, das sei ein weit unterdurchschnittlicher Wert. Es sei gelungen, innerörtliche Brachflächen mit neuen Wohnhäusern zu bebauen. Demnächst werde ein neues Wohngebiet erschlossen und eventuell noch ein zweites. Das Interesse an Häusern und Wohnungen in Allmersbach sei zurzeit sehr groß. Nach einem Artikel in der Lokalzeitung über das geplante Neubaugebiet hätten sich umgehend 16 Familien gemeldet.

Zu seiner „großen Vision“ zähle die Aussiedlung eines Bauernhofs mitten im Flecken. Wenn das eines Tages gelingen sollte, dann würde der Bürgermeister gerne den seit Jahrzehnten verdolten Lohwiesenbach wieder freilegen und damit die Aufenthaltsqualität im Ort weiter steigern.

Wenn Ralf Wörner die Sache mit der Wiederwahl rein finanziell betrachten würde, dann könnte sich der 57-Jährige getrost aus dem Arbeitsleben zurückziehen. Er war rund 15 Jahre lang bei der Gemeinde Baltmannsweiler beschäftig, zuletzt als Kämmerer, und dann 16 Jahre lang Bürgermeister. Seine Pension würde vermutlich locker reichen, um gut über die Runden zu kommen. Er könnte sogar seiner „Affinität für Technik“ stärker nachgehen und womöglich sogar noch eine Lehre als Kfz-Mechatroniker machen, darüber habe er tatsächlich schon das ein oder andere Mal nachgedacht. Aber Schultes – das ist offenkundig nach wie vor Wörners allergrößte Leidenschaft, wegen der „tollen Gestaltungsmöglichkeiten“.