Jan Cornelis de Mik war niederländischer Zwangsarbeiter und Maler. Er wurde als junger Mann verschleppt, erlebte im Kreis Esslingen aber auch Menschlichkeit. Auch nach dem Krieg hielt Verbindungen auf die Fildern. Jetzt übergibt sein Sohn eines seiner Gemälde an die Gemeinde Denkendorf.
Von den zwei Jahren, die er als Zwangsarbeiter bei der Maschinenfabrik Esslingen (ME) in Deutschland verbrachte, hat Jan Cornelis de Mik nur Gutes erzählt. „So positiv, dass seine Enkel dachten, er habe dort Ferien gemacht. Das Elend wollte er nicht mehr sehen“, sagt sein Sohn. Der 74-jährige Jan Cornelis de Mik jr. ist aus den Niederlanden nach Denkendorf gekommen, um ein Gemälde seines Vaters dem Rolf-Deuschle-Heimatmuseum zu stiften. Es zeigt den Blick die Eichersteige hinab aufs Kloster. Gemalt hat es Jan Cornelis de Mik aus dem Gedächtnis, Jahrzehnte nach seinem Aufenthalt während des Kriegs.
1943 wurde der damals 22-Jährige, der schon als Kind begeistert malte, zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt. Gewohnt hat er nicht in einem der Lager, sondern in einer Dachstube im Haus von Karl Gehrung, dem Inhaber des Gasthauses „Zum Hirsch“ in Ostfildern-Ruit. Dieser widersetzte sich damit einer offiziellen Anordnung, erzählt de Mik jr. „Gehrung hat ihn wie einen Sohn behandelt.“ Zu etlichen Familien in Ruit, die den jungen Mann ebenfalls unterstützten oder sich mit ihm anfreundeten, habe sein Vater über Jahrzehnte Kontakt gehalten.
Pazifist im Rüstungsbetrieb
Bereits 1953 fuhr er das erste Mal wieder nach Deutschland und besuchte die Freunde in Ruit. Meist waren in späteren Jahren auch seine Frau und die beiden Kinder dabei. Seit sein Vater 1990 verstarb, hielten er und seine Schwester die Kontakte aufrecht, berichtet der Sohn. „Die Deutschen haben mich gut behandelt“, so erzählte es der Vater. Erst nach seinem Tod habe er in dessen Tagebuch auch von den schlimmen Erlebnissen gelesen. Dass sein Vater, ein überzeugter Pazifist, durch seinen Einsatz in der ME – wenn auch unter Zwang – die deutsche Rüstungsindustrie unterstützte, sei sein Trauma gewesen.
Doch Jan Cornelis de Mik war ein versöhnlicher Mensch. „Die Deutschen habe ich geliebt, ihr System habe ich gehasst.“ Dieser Satz seines Vaters habe ihm die Kraft gegeben, für das, was er selbst heute mache, sagt der Sohn. Jan Cornelis de Mik jr. sucht nach vermissten Soldaten der beiden Weltkriege, ermittelt ihre Familien und überbringt diesen dann die Nachricht, was mit ihrem Angehörigen geschah.
Einfluss des Pietismus
Die Zeit in Deutschland hat Jan Cornelis de Mik geprägt. Der gläubige Christ knüpfte vor allem Beziehungen zu Mitgliedern der evangelischen Kirche in Ruit. In Denkendorf habe er regelmäßig die Bibelstunde besucht, weiß sein Sohn. Den Einfluss des Pietismus spürten auch die Kinder. „Er zog uns auf in dem Sinne, wie Christen in Deutschland leben.“ Und er vermittelte seinen Kindern die deutsche Sprache. „Er selbst sprach Schwäbisch“, erzählt sein Sohn.
Das Tagebuch seines Vaters weckte bei de Mik jr. auch den Wunsch, mehr über die Zeit zu erfahren, die sein Vater auf den Fildern verbrachte. Weil er wissen wollte, wo das Bild von der Eichersteige gemalt wurde, besuchte er auch Denkendorf und entschied sich nun, das Gemälde dem Heimatmuseum zu stiften. Dort soll es einen Ehrenplatz bekommen. Das Motiv des Bildes ist eine der wenigen noch heute nahezu unverändert erhaltenen Ansichten und eine beliebte Perspektive, wie der Bürgermeister Ralf Barth bei der Übergabe des Bildes betonte. Wer heute die Eichersteige hinunterblicke, erkenne, wie wenig sich verändert habe.
Vertreter der Haager Schule
Leben
Jan Cornelis de Mik wurde 1921 in Maastricht als jüngstes Kind einer siebenköpfigen Familie geboren. Er besuchte die Technische Schule in Rotterdam und nach dem Zweiten Weltkrieg die Rotterdamer Kunstakademie. Anschließend war er Lehrer für technisches Zeichnen und Werbemalerei an der Technischen Schule in Rotterdam. Hauptberuflich freischaffender Künstler zu sein, blieb ihm versagt, weil er seine Familie versorgen musste. 1990 starb er in Rotterdam.
Motive
In seinen Bildern finden sich viele Landschaftsmotive. De Mik versuchte, die Schönheit der Schöpfung zum Ausdruck zu bringen. Seine Malerei steht in der Tradition der Haager Schule. Jan Cornelis de Mik hat hunderte Gemälde hinterlassen. Etliche Motive fand er auch auf den Fildern.
Im Netz
Auf der Website von Klaus Illi findet sich mehr über Jan Cornelis de Mik und seine Verbindungen zu Ruit: www.klaus-illi.de/history/jan-cornelis-de-mik