So leicht gibt sich General Electric beim Kampf um den französischen Industriekonzern Alstom nicht geschlagen. Auf ein Gegenangebot von Siemens folgt eine eigene, verbesserte Offerte. Längst geht es nicht mehr um eine simple Übernahme, sondern um eine enge Zusammenarbeit.

So leicht gibt sich General Electric beim Kampf um den französischen Industriekonzern Alstom nicht geschlagen. Auf ein Gegenangebot von Siemens folgt eine eigene, verbesserte Offerte. Längst geht es nicht mehr um eine simple Übernahme, sondern um eine enge Zusammenarbeit.

 

Paris - General Electric versucht mit einer Charmeoffensive das Rennen um das Energiegeschäft des französischen Industriekonzerns Alstom zu machen. Die Amerikaner werben dabei mit dem Versprechen einer weitreichenden Kooperation zum Nutzen des Unternehmens und Frankreichs. Dies soll den Gegenbieter Siemens aus dem Feld schlagen. Jetzt muss sich der Alstom-Verwaltungsrat für einen Kaufinteressenten entscheiden und die Regierung in Paris ihre Zustimmung signalisieren.

„Wir haben Vereinbarungen mit Alstoms Management getroffen, die eine Allianz zwischen unseren beiden Unternehmen sowohl im Geiste als auch in der Praxis schaffen werden“, erklärte GE-Chef Jeff Immelt am Donnerstag in einer Mitteilung. Der Plan werde sicherstellen, „Dass der Name Alstom fortbesteht“. Der stark verschuldete Hersteller von Energie- und Bahntechnik gilt als zu klein, um langfristig alleine auf dem Weltmarkt bestehen zu können.

Den Vorschlägen zufolge sollen Gemeinschaftsfirmen für Stromnetze, erneuerbare Energien und Nukleartechnik mit den dazugehörigen Dampfturbinen entstehen. Die beiden Seiten sollen daran jeweils zur Hälfte beteiligt werden. GE ist überdies bereit, dem Hersteller des Hochgeschwindigkeitszuges TGV in der Bahntechnik unter die Arme zu greifen; dazu will GE etwa seine Signaltechnik an Alstom verkaufen.

GE hat es wie Siemens vor allem auf das Gasturbinen-Geschäft von Alstom abgesehen. Um an die begehrte Sparte heranzukommen, hatten zuvor bereits die Deutschen weitreichende Zugeständnisse gemacht und sich bereiterklärt, ihre Bahntechnik abzugeben. Überdies hatte Siemens den japanischen Konzern Mitsubishi Heavy Industries ins Boot geholt, der sich an den Franzosen beteiligen will.

Die GE-Offerte steht bis zum Montag. Die Bieter müssen aber nicht nur den Verwaltungsrat von Alstom für sich gewinnen, sondern auch die Regierung in Paris, die sich kurz vor der heißen Phase des Bieterwettbewerbs noch ein Vetorecht bei Übernahmen gesichert hatte. So versprach GE-Chef Immelt die Schaffung von 1000 Arbeitsplätzen sowie den Verbleib einer starken Geschäftsführung im Land. Er räumte der Regierung im Nukleargeschäft zudem ein Vetorecht ein.

Siemens und Mitsubishi hatten mit bis zu 2000 neuen Jobs geworben. Das deutsch-japanische Gespann sieht seine Offerte auch finanziell als die bessere an und rechnete vor, sie sei 14,2 Milliarden Euro schwer, bargezahlt werden sollen 7 Milliarden. GE will für Alstom weiterhin 12,35 Milliarden Euro aufwenden. Ein Vergleich ist jedoch wegen der unterschiedlichen Ausgestaltung der Angebote schwer.

Der Vorstandsvorsitzende Patrick Kron gilt als erbitterter Gegner eines Geschäftes mit Siemens. Analysten zitierten ihn am Donnerstag mit den spöttischen Worten: „Sie (die Münchner) wollen unser Gasgeschäft (...) und wir sollen ihr Transportgeschäft übernehmen (...), nun ja, sie dürfen träumen.“ Ob Großaktionäre wie Martin Bouygues seinem Kurs folgen werden, ist indes unsicher. Eine Sitzung des Verwaltungsrats von Alstom zum weiteren Vorgehen wurde spätestens für Montag erwartet - dem Tag, an dem das GE-Angebot ausläuft.