Altenpflege im Südwesten Verdi warnt vor Zuspitzung des Personalmangels

Nicht nur für die Betreuung der Patienten im Krankenhaus gibt es zu wenig Personal, sondern auch im Bereich der Pflege von Senioren. Die Gewerkschaft Verdi sieht Handlungsbedarf. Und schlägt Alarm.
Stuttgart - Die Gewerkschaft Verdi sieht erhebliche Defizite bei der Betreuung von Senioren in Pflegeheimen. „Auch in der Altenpflege halten die Beschäftigten den Betrieb aufrecht, indem sie tagtäglich über ihre Belastungsgrenzen gehen“, sagte Verdi-Landeschef Martin Gross der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. Er verwies auf eine Erhebung der Gewerkschaft, wonach im Südwesten allein 21 000 Stellen in den Einrichtungen der Langzeitpflege fehlten, davon rund 15 000 Pflegekräfte.
Gross sagte: „Nachts alleine für einen ganzen Wohnbereich zuständig sein, ist eine Zumutung für die Pflegekräfte und für die Bewohner.“ Da brauche es sofort eine Verbesserung. Es dürfe aber nicht die Besetzung im Tagdienst abgezogen werden. Altenpflege sei zwar Ländersache, aber Verdi fordere eine deutschlandweite Rahmenregelung, die einen bundesweiten festen Personalschlüssel zwingend vorschreibe.
Die Gewerkschaft sieht auch die Bezahlung der Pflegekräfte als ein Grund für den Personalmangel an. „Auch die Politik hat eine Verantwortung dafür, dass der Beruf wieder für eine erfolgreiche Nachwuchsgewinnung attraktiver wird. Dazu gehört die Bezahlung genauso wie bessere Arbeitsbedingungen“, sagte Gross.
Ende 2015 waren im Südwesten rund 328 000 Menschen pflegebedürftig
Viele private Einrichtungen zahlten ihren Mitarbeitern deutlich weniger als Betriebe, deren Träger Kommunen oder Kirchen sind. „Die Tariflandschaft ist sehr unterschiedlich“, sagte Gross.
Eine Sprecherin des Sozialministeriums in Stuttgart sagte: „Stationäre Altenpflegeeinrichtungen haben, insbesondere in den grenznahen Regionen, damit zu kämpfen, Pflegefachkräfte zu gewinnen und die Fachkraftquote zu erfüllen.“ Ende 2015 waren nach Angaben der Statistiker im Südwesten rund 328 000 Menschen pflegebedürftig. Davon wurde rund ein Viertel stationär in Pflegeheimen betreut und 66 000 durch ambulante Pflegedienste. Nach Modellrechnungen des Statistischen Landesamtes in Stuttgart könnte die Zahl der Pflegebedürftigen bis 2030 auf rund 405 000 Menschen und der Bedarf an Pflegepersonal um rund 170 000 Personen ansteigen.
Die Ministeriumssprecherin sagte weiter: „Angesichts der starken Zunahme der Pflegebedürftigen in den nächsten Jahren wird sich der Fachkräftemangel erhöhen, daher sind weiterhin verstärkte Maßnahmen zur Nachwuchsgewinnung in der Pflege notwendig.“
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