Nachdem Freiburgs Erzbischof Robert Zollitsch die Euroskeptiker der Alternative für Deutschland als „Nostalgiker“ bezeichnet hat, möchten ihre Mitglieder auf den Katholiken zugehen.

Stuttgart - Im Konflikt zwischen dem Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch und der euroskeptischen Alternative für Deutschland (AfD) schlägt der baden-württembergische Landesverband der AfD moderate Töne an. Bei einer Pressekonferenz sagte Vorstandsmitglied Elke Fein aus Freiburg, man suche ein Gespräch mit dem Bischof. „Wir hoffen, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen ist.“ Es würde der AfD allerdings „sehr gefallen, wenn der Bischof seine Äußerungen zurücknähme“. Dass Zollitsch mit der AfD spreche, sei „das mindeste, was uns zusteht“, findet Bernd Kölmel, der Sprecher des Landesvorstands.

 

Zollitsch hatte bereits am 8. August in einem Interview mit dem „Badischen Tagblatt“ erklärt, er hoffe, bei der AfD handle es sich „nur um ein paar Nostalgiker, die nicht in den Bundestag einziehen“. Seinen bischöflichen Segen habe die Vereinigung nicht. „Unsere Zukunft liegt in Europa und nicht in der Rückkehr zu den Nationalstaaten“. Der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz sagte weiter: „Ich sehe keine Alternative zum Euro, denn er zwingt uns, weiter zusammen zu kommen“.

Berliner AfD-Politikerin spricht von Amtsmissbrauch

Die Berliner AfD-Politikerin Beatrix von Storch hatte in einem offenen Brief scharfe Kritik an Zollitsch geübt. Er missbrauche sein Amt, um vor der AfD zu warnen. Fein, die sich im Wahlkreis Freiburg für den Bundestag bewirbt, spielt den Ball zurück. Als Vertreter der katholischen Kirche müsste Zollitsch doch ein Anwalt der Schwachen sein. Werde jedoch der europäische Einigungsprozess auf den Eurozwang aufgebaut, „werden Großbanken profitieren, nicht die Schwachen“. Sie betonte, im AfD-Landesvorstand säßen fünf Katholiken, zwei Mitglieder (eins davon sie selbst) seien sogar Stipendiaten der bischöflichen Begabtenstiftung Cusanuswerk. „Die Versöhnung in Europa ist uns wichtig, mit der gegenwärtigen Europapolitik wird aber der Einigungsprozess nicht befördert“, betonte Fein.

Auch als Nostalgiker sehen sich die AfD-Mitglieder nicht. Nostalgisch finden sie eher die Einlassungen des Bischofs. „Man fühlt sich an die 70er Jahre erinnert, als die Pfarrer von der Kanzel verkündeten, was man wählen soll“, mokieren sich Fein und Kölmel. Jedoch bringe die klerikale Wahlempfehlung Bewegung ins Gespräch, ein nicht zu unterschätzender Effekt im Wahlkampf, gesteht Vorstandsmitglied Marc Jongen ein. Zumal der Bischof mit seiner Empfehlung heftig in die Kritik geriet. Man sei aber nicht erfreut, dass die Kirche keine Alternative zum Euro sehe, bedauerte Jongen.

Der Vorstand in Baden-Württemberg zeigt sich zuversichtlich

Zum Eintritt in die heiße Phase des Bundestagswahlkampfs präsentierten sich die baden-württembergischen Vorstandsmitglieder zuversichtlich. Mit 2100 Mitgliedern im Südwesten und Direktkandidaten in 23 der 38 Bundestagswahlkreise im Land will die AfD in Baden-Württemberg „überproportional viele Stimmen erzielen“. Dabei hat Kölmel vorwiegend Nichtwähler und „potenzielle Nichtwähler“ im Auge. Die AfD sieht sich als Bürgerbewegung, die „überparteilich und sachorientiert Politik machen will“, beschreibt Elke Fein das „Experiment“. Anders als die Piraten verfüge man über auf Dauer angelegte Strukturen, damit werde man auch zur Landtagswahl antreten, kündigte Kölmel an: „Wir betrachten uns nicht als Eintagsfliege, wir lassen und nicht auf den Euro reduzieren, wir werden dauerhaft benötigt“.

So macht sich die Bewegung für mehr Bürgerbeteiligung stark, sie kritisiert das Verfahren der Bürgerbeteiligung zum Nationalpark Nordschwarzwald. Die AfD will den Bürgern „Gelegenheit geben, Dampf abzulassen“. Wenn das „AfD-Mobil“ nun zwei Wochen durch den Südwesten tourt, können die Bürger ihre Ansichten in den sozialen Netzwerken verbreiten lassen.