Eine neue App soll Wählern die Entscheidung bei der Bundestagswahl 2017 erleichtern: „WahlSwiper“ arbeitet wie der Wahl-O-Mat, nur cooler. Die App soll die „Generation Tinder“ ansprechen.

Stuttgart - Tinder für die Bundestagswahl – so könnte man die neue App „WahlSwiper“ beschreiben, die die Agentur „Movact“ aus Berlin zusammen mit vielen Freiwilligen erstellt hat. Einziger Unterschied zur Dating-App: Statt zur Herzensdame soll die Anwendung zur richtigen Wahlentscheidung führen. Inhaltlich ist sie an den „Wahl-O-Mat“ angelehnt, der der Wählerschaft mittlerweile hinreichend bekannt ist. Aber „WahlSwiper“ kann mehr – die App bedient sich einer populären und vor allem hippen Technologie: dem Swipen. Dabei wischt der Nutzer auf dem Touchscreen mit dem Finger nach rechts oder links und trifft so eine Entscheidung.

 

30 Fragen zu brisanten Themen

Zentraler Bestandteil sind 30 Fragen zu teils intensiv diskutierten Themen wie politischem Asyl, Vermögenssteuer, Sanktionen gegen Russland, eine mögliche EU-Armee und gebührenfreie Kitas. Beispielsweise fragt die App ihren Nutzer: „Soll die Erbschaftssteuer erhöht werden?“ Wie bei der App Tinder swipt der Nutzer den Parteien seine Meinung: Mit einem Swipe nach rechts („Ja“) oder links („Nein“) bestimmt man seine Position zu den einzelnen Wahlkampfthemen. Mit dieser Technik soll vor allem eine jüngere Zielgruppe angesprochen werden.

Sollte man eine Thematik nicht verstehen, helfen kleine eingebundene Erklärvideos weiter, die jedes der 30 Themen kurz und neutral erklären. Hat sich der Nutzer durch den Fragen-Dschungel geswiped, kann er beliebig viele Parteien auswählen, mit deren politischer Position er seine eigene vergleichen möchte. Daraufhin wertet die App nach dem „Wahl-O-Mat“-Prinzip die Übereinstimmungen aus und zeigt in absteigender Reihenfolge diejenigen Parteien an, bei denen es die meisten „Matches“ mit den Entscheidungen des Nutzers gab.

„Die Parteien sollen klar Stellung beziehen“

Durch den spielerischen Zugang mit der App wollen die Entwickler erreichen, dass sich mehr Menschen für Politik interessieren, sagt Matthias Bannert von „Movact“ auf Anfrage unserer Redaktion: „Die Wahlprogramme der Parteien liest sich doch ehrlicherweise niemand durch. Wir dachten, wir bringen das Ganze mal in eine zeitgemäße Form. Wenn die politische Meinungsbildung im Tinder-Stil dazu führt, dass mehr Leute zur Wahl gehen, dann ist das doch ein Erfolg.“

Im Gegensatz zum „Wahl-O-Mat“ fehlt bei der Tinder-Wahl-App die Auswahlmöglichkeit „Neutral“. Auch die Parteien konnten keine neutrale Position abgeben. Das hat seinen Grund, meint Bannert: „Wir wollen, dass die Parteien vor der Wahl klar Stellung beziehen, zu dem, was die Wähler nach der Wahl erwartet. Und ein „neutral“ hilft uns nicht unbedingt weiter. Auf dem Wahlzettel kann man am 24. September ja auch nur ein Kreuz machen.“

Auch Wahlprogramme sind verlinkt

In einer Einzelansicht hat der Nutzer die Möglichkeit, sich die Positionen der Parteien zu einzelnen Fragen anzuschauen. Auch Begründungen sind mit dabei – falls die Parteien eine eingereicht haben. Laut Entwickler hatten alle 42 zur Wahl zugelassenen Parteien die Möglichkeit, Position zu beziehen und Begründungen einzureichen. Die AfD verzichtete bis auf eine Frage auf die Angabe von Gründen.

Will man es dann noch genauer wissen, sind zusätzlich die jeweilige Partei-Website und das Wahlprogramm in der App verlinkt. Die 30 Fragen wurden von Politikstudenten der Ludwig-Maximilians-Universität in München abschließend geprüft. Das Konzept der Anwendung scheint aufzugehen: „Wir haben schon am ersten Tag eine sechsstellige Anzahl der Antworten, also Karten-Swipes, registriert“, sagt Bannert. Auch in sozialen Medien teilen momentan viele Nutzer ihre Ergebnisse unter dem Hashtag #WahlSwiper:

Die Wahl-Swiper-App gibt es ab sofort zum Download für iPhone, iPad, Android-Smartphones und Android-Tablets. Der Wahl-O-Mat soll am 30. August freigeschaltet werden.