Immer wieder wird die Rente mit 69 gefordert, vor allem von der Versicherungswirtschaft. Davon sollten sich die Bürger nicht verunsichern lassen, kommentiert Roland Pichler

Berlin - Die Meldung taucht so regelmäßig auf wie das Phantom von Loch Ness in der Sauren-Gurken-Zeit: Die Forderungen nach einem Renteneintritt mit 69 oder gar mit 70. Die deutsche Versicherungswirtschaft hat in diesen Tagen wieder in dieses Horn gestoßen. Das Kalkül ist klar: Die Assekuranz will private Policen verkaufen und schildert den Zustand der Rentenversicherung in düsteren Farben. Das verunsichert die Menschen. Doch die Beschäftigten sollten sich nicht so leicht ins Bockshorn jagen lassen. Eine weitere Anhebung des Renteneintrittsalters wird es – zumindest so schnell – nicht geben.

 

Dafür besteht auch keine Notwendigkeit. Schon jetzt gehen die Arbeitnehmer immer später in Rente. Bis 2030 wird die Anpassung der Rente mit 67 umgesetzt sein. Damit geht die deutsche Politik schon einen wichtigen Schritt, um das Rentensystem zukunftsfest zu machen. Das zeigt sich auch im Vergleich mit anderen Ländern: Die neue italienische Regierung will die Leute sogar früher in den Ruhestand schicken. Diese Rechnung kann nicht aufgehen.

Bundesregierung ist gegen Rente mit 69

Frühere Bundesregierungen wie auch die aktuelle haben Forderungen nach der Rente mit 69 immer eine Absage erteilt. Das ist nachvollziehbar, schließlich muss Politik darauf achten, dass Menschen nicht überfordert werden. Wer als Pfleger oder Krankenschwester arbeitet oder am Band steht, dem ist längeres Arbeiten kaum zuzumuten.

Eine generelle Anhebung des Renteneintrittsalters kann es nicht geben. Zurzeit befindet sich die Rentenversicherung in einer außergewöhnlich günstigen Finanzlage. Richtig ist aber auch, dass die demografische Entwicklung weitere Reformen erforderlich macht. Wenn die Politik ständig neue Leistungen wie beispielsweise die höhere Mütterrente beschließt, geht das auf Kosten der nachfolgenden Generation. Die große Koalition sattelt immer weiter drauf.

Wichtiger als Debatten über ein höheres Rentenalter sind daher Entscheidungen, die der Rentenversicherung nicht ständig neue Belastungen aufbürden. Die Politik spricht gern von Generationengerechtigkeit. Doch mit der Umsetzung hapert es gewaltig.