Trotz überdurchschnittlich hoher Rentenansprüche droht vielen Baden-Württembergern eine Vorsorgelücke. Das geht aus einer neuen Studie hervor.

Korrespondenten: Barbara Schäder (bsa)

Frankfurt - Trotz überdurchschnittlich hoher Rentenansprüche droht vielen Baden-Württembergern eine Vorsorgelücke. Das geht aus einer Studie der Fondsgesellschaft Union Investment hervor, dem sogenannten „Vorsorgeatlas Deutschland“. Zwar belaufen sich die Rentenansprüche der heute 20- bis 65-Jährigen im Land auf durchschnittlich 1100 Euro im Monat, das sind 30 Euro mehr als im Bundesschnitt. Im Vergleich zu den im Erwerbsleben erzielten Einkommen fällt die Lücke aber besonders groß aus: Im Schnitt werde die gesetzliche Rente in Baden-Württemberg lediglich 46,6 Prozent des letzten Bruttoeinkommens ersetzen, schreiben die Autoren der Studie um den Freiburger Professor Bernd Raffelhüschen. Bundesweit liegt diese sogenannte Ersatzquote bei 48 Prozent.

 

Rechnet man Ansprüche aus Riester- Verträgen und Betriebsrenten hinzu, sieht die Lage schon besser aus: Bürger, die über einen solchen zweiten Baustein für die Altersvorsorge verfügen, können im Alter mit einer Gesamtrente in Höhe von gut 60 Prozent ihres letzten Bruttoeinkommens rechnen. Dieses Niveau ist nach Einschätzung der Freiburger Forscher mindestens erforderlich, um den Lebensstandard im Alter zu sichern.

Allerdings haben bislang nur 46 Prozent der 20- bis 65-Jährgen in Baden-Württemberg eine Riester-Rente abgeschlossen. Über eine betriebliche Altersvorsorge (BAV) verfügen 20 Prozent der Erwerbstätigen im Land, die Verbreitung von Betriebsrenten ist damit deutlich höher als im Bundesdurchschnitt (16 Prozent).

Handlungsbedarf vor allem bei Menschen unter 50 Jahren

Handlungsbedarf sehen die Autoren vor allem für Menschen unter 50. Bei den heute 50- bis 65-Jährigen werde die gesetzliche Rente im Schnitt immerhin 59 Prozent der letzten Bruttobezüge entsprechen, heißt es im Vorsorgeatlas. Bei den 35- bis 49-Jährigen in Baden-Württemberg liegt die Quote dagegen unter 50 Prozent, bei den 20- bis 34-Jährigen sogar unter 40 Prozent. Anders verhält es sich bei Beamten: Hier genügen der Studie zufolge auch die Pensionsansprüche der jüngeren Altersklassen, um den bisherigen Lebensstandard im Alter zu erhalten.

Am besten gerüstet ist natürlich, wer zusätzlich zur gesetzlichen Rente, Riester oder BAV noch privat vorsorgen kann. Ansprüche aus allen drei Schichten der Altersvorsorge haben derzeit 16 Millionen Bundesbürger im erwerbstätigen Alter, das entspricht 31 Prozent der Bevölkerung zwischen 20 und 65 Jahren. Sie können laut Vorsorgeatlas mit Altersbezügen von insgesamt 83 Prozent ihrer letzten Bruttobezüge rechnen, in Baden-Württemberg sogar mit 86 Prozent.

Der Grund: Die Ersparnisse aus Geld- und Immobilienvermögen sind im Südwesten vergleichsweise hoch. Sie könnten den künftigen Ruheständlern hier im Land mindestens 27 Prozent ihrer Einkommen ersetzen, heißt es in der Studie. Hinter diesem Durchschnittswert verbirgt sich allerdings eine große Spreizung, weil die Höhe der privaten Vorsorge natürlich stark vom Einkommen und den bereits vorhandenen Vermögen abhängt. Die Zahlen zu den Sparvermögen beziehen sich zudem auf eine Erhebung von 2013.