Zentrum für Kleinfirmen oder Außenstelle eines Konzerns? Auf jeden Fall sollen Kreative die ehemalige EnBW-Zentrale in Ludwigsburg bevölkern. Auch die Firma Bosch interessiert sich dafür.

Ludwigsburg - Mit dem Kauf des einstigen EnBW-Gebäudes an der Hoferstraße hat die Stadt Ludwigsburg im Frühjahr 2016 alle überrascht. Ging es damals darum, dort eine Flüchtlingsunterkunft zu verhindern, könnte sich die Investition für die Stadt jetzt bezahlt machen: Die Firma Bosch hat Interesse angemeldet. Falls der Gemeinderat zustimme, könnten etwa 200 Bosch-Mitarbeiter dort einziehen, sagt der Oberbürgermeister Werner Spec.

 

Viele Firmen klopfen an

Die Stadt befinde sich zurzeit in der glücklichen Lage, dass sehr viele Unternehmen nachfragten, sagt Werner Spec. Einige würden sich gern neu ansiedeln, andere wiederum möchten expandieren. So auch die Bosch GmbH, die bereits an der Schwieberdinger Straße aktiv ist. „Bosch möchte weitere 400 Arbeitsplätze in Ludwigsburg ansiedeln“, sagt Spec. Als ein möglicher Standort für die zusätzlichen Bosch-Mitarbeiter komme die ehemalige EnBW-Zentrale in Frage. Doch dieses Gebäude allein könne nur etwa die Hälfte davon aufnehmen. Aktuell befinde man sich allerdings „noch im Klärungsprozess“, so der Oberbürgermeister.

Die Bosch GmbH bestätigt ein grundsätzliches Interesse, entschieden sei jedoch noch nichts. „Wir prüfen derzeit im Großraum Stuttgart verschiedene Immobilien zur Unterbringung eines uns gemeldeten Bedarfes“, sagte eine Sprecherin des Stuttgarter Konzerns. „In diesem Zusammenhang haben wir auch Gespräche mit der Stadt Ludwigsburg geführt. Auch die Anzahl der Mitarbeiter, die möglicherweise untergebracht werden könnten, ist noch in keiner Weise fixiert.“

Ein Haus für Kreative?

Zumindest informell sind die aktuellen Mieter des Erdgeschosses im EnBW-Gebäude auf mögliche Veränderungen hingewiesen worden. „Wir haben gehört, dass Bosch Interesse an dem Gebäude angemeldet hat“, sagt Jochen Schroda, Geschäftsführer der Agentur Pulsmacher, die einziger Mieter im Haus ist. Eine Kündigung liege jedoch nicht vor. „Unser Mietvertrag läuft noch bis Mitte 2018“, sagt Schroda. Nachdem sich die 25 Agenturmitarbeiter gut in der Hoferstraße eingelebt hätten, seien auch viele Nachfragen von Kleinfirmen gekommen. „Wir hätten uns auch vorstellen können, das Gebäude zu einem Kreativzentrum zu machen“, sagt Schroda. „Das Haus funktioniert, wir würden gerne bleiben, aber wir hätten aber auch keine Probleme damit, wieder rauszugehen.“

Die Immobilie an der Hoferstraße bietet eine Funktionsfläche von 8100 Quadratmeter. Sie wurde geräumt, nachdem die Stadt 2012 dem Energiekonzern EnBW die Konzession für das Stromnetz aufgekündigt hatte. Zunächst hatte das Haus lange leer gestanden. Ende 2015 allerdings verhandelte ein von der EnBW beauftragter Investor mit dem Integrationsministerium. Dieses plante, dort ein Erstaufnahmelager für bis zu 500 Flüchtlinge einzurichten. Die Stadt hat diese Pläne mit dem Kauf der Immobilie im April 2016 vereitelt.