Tausende Menschen haben am Pfingstmontag die 145 Mühlen besucht, die zum Mühlentag geöffnet waren.

Stuttgart/Eisenbach - Tausende Menschen haben am Pfingstmontag die 145 Mühlen besucht, die zum Mühlentag geöffnet waren. In den 122 Wasser-, Bauern- und Sägemühlen, die ein Programm anboten, konnten die Besucher unter anderem sehen, wie früher Mehl gemahlen und Holz verarbeitet wurde. „Die Besonderheit in Baden-Württemberg ist, dass wir neben Bayern noch die meisten gewerblich betriebenen Mühlen besitzen“, sagte Ulrich Höppner, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung (DGM) Baden-Württemberg.

 

Mit dem bundesweiten Mühlentag, der jedes Jahr am Pfingstmontag stattfindet, will die Mühlen-Gesellschaft das öffentliche Interesse auf die technischen Denkmäler richten. Experten fürchten nämlich ein bundesweites „Mühlensterben“ wegen einer EU-Vorschrift. Die in der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie festgeschriebene Regelung, dass bis 2015 alle Gewässer in einem „guten Zustand“ sein müssen, gefährdet laut Höppner die historischen Wasserkraftwerke und -mühlen.

250 Kleinwasserkraftwerke

„Der geforderte Bau von Fischaufstiegshilfen kostet viel Geld, das die Betreiber von Kleinwasserkraftwerken gar nicht mehr einspielen können“, so Höppner. Es gebe lediglich eine Mehrvergütung von vier Cent pro Kilowattstunde Strom für die nächsten zwanzig Jahre. Da außerdem die abzuleitende Restwassermenge erhöht werden soll, könne auch weniger Strom erzeugt werden. Weil Wasserbehörden die Pläne eilig umsetzen, seien schon wassertechnische Denkmale verschwunden, so zum Beispiel in Buchen (Neckar-Odenwald-Kreis).

Höppner verlangt allerdings auch mehr Initiative von den Betreibern. „Die Betroffenen kümmern sich noch zu wenig. Sie berufen sich auf ihre alten Wasserrechte, aber das Erwachen könnte noch kommen.“ Es sei wichtig, dass die Betreiber sich um den vollständigen Denkmalschutz ihrer Anlagen mit Wehr, Mühlkanäle und Mühlengebäude bemühen, um sich vor Abrissen zu schützen.

In Baden-Württemberg werden noch rund 250 Kleinwasserkraftwerke betrieben. Insgesamt gibt es nach Angaben der DGM zwischen 500 und 1000 Anlagen im Südwesten, die den Betrieb wieder aufnehmen könnten.