Manfred Langner bleibt bis 2019 Intendant des Alten Schauspielhauses und der Komödie im Marquardt. Jetzt hat er das Programm für die kommende Spielzeit vorgestellt.

Kultur: Adrienne Braun (adr)

Stuttgart - Unterschrieben ist noch nichts, aber einig ist man sich bereits: Manfred Langner soll Intendant der Schauspielbühnen in Stuttgart bleiben. Dieter Deuschle, der Vorstand des Trägervereins, hat gestern erklärt, dass er und Langner den Vertrag um fünf Jahre verlängern wollten. Damit wäre Langner bis ins Jahr 2019 Chef des Alten Schauspielhauses und der Komödie im Marquardt.

 

Den Intendanten freut es. „Ich fühle mich sehr wohl hier“, sagt er, „es macht großen Spaß, in Stuttgart Theater zu machen.“ Es gebe noch „viele Themen und Punkte, die wir bringen wollen“, sagt er – und hat nun erst einmal den Spielplan für die nächste Saison fertig. In der wird Israel im Alten Schauspielhaus eine besondere Rolle spielen. Langner arbeitet schon jetzt mit Theatern in Heilbronn oder in Hamburg zusammen, aber im nächsten Jahr wird das  Alte Schauspielhaus international. Im Herbst wird zum Saisonstart „Zwischen den Welten“ uraufgeführt. Es ist ein Stück der israelischen Fernseh- und Theaterschauspielerin Sara von Schwarze. Sie hat über ihr eigenes Schicksal geschrieben, denn sie ist in Deutschland geboren und in Israel aufgewachsen.

Sara von Schwarze wird die Rolle der Sarah selbst spielen, nach den Vorstellungen in Stuttgart wird die Produktion in Container gepackt und im Cameri-Theater in Tel Aviv weitergespielt. „Das ist toll, dass wir mit denen zusammenarbeiten können“, meint Langner. Von der Frage nach der jüdischen Identität handelt aber auch „Der Kaufmann von Stuttgart“. Das Stück von Joshua Sobol will Joseph Süß Oppenheimer rehabilitieren, den jüdischen Bankier und Finanzberater von Herzog Karl Alexander von Württemberg.

„Wir wollen viele Menschen erreichen“

Ansonsten will Langner im Alten Schauspielhaus „weiterhin die klassische Dramenliteratur aufarbeiten“, wie er sagt: Kleists „Zerbrochnen Krug“, „Effi Briest“ nach Theodor Fontane und das Musical „Kiss me Kate“. Auch ein Filmstoff kommt wieder auf die Bühne „The King’s Speech“, wobei der Film über den stotternden Herzog von York und nachmaligen König von England auf einem Stück von David Seidler basiert. Vor der erfolgreichen Verfilmung wollte es allerdings kein Theater spielen. Um Übergewicht geht es dagegen Neil LaBute in seinem Stück „Fettes Schwein“ über einen Mann, der eine sehr dicke Frau liebt – und nur auf Unverständnis stößt.

Mit diesem breiten Programmangebot will Langner auch ein möglichst breites Publikum ansprechen. „Wir haben die Aufgabe, viele Menschen zu erreichen“, sagt er,  „und es ist immer wieder ein neuer Wettbewerb, Menschen für die Kultur zu gewinnen.“ Deshalb haben sich die Schauspielbühnen auch von den Jugendspielclubs verabschiedet. „Das macht sich zwar nett als Schlagzeile“, sagt Langner, „aber wenn wir nur zehn Jugendliche erreichen, bringt es das Theater nicht weiter.“ Deshalb geht die Theaterpädagogin Elsa Hanewinkel nun direkt in Problemschulen und arbeitet mit Kindern, die hör- oder sprachgeschädigt sind oder Lernprobleme haben. „Wir erreichen in Problemschulen viel mehr Kinder, die es wirklich nötig haben“, so Langner.

Er sucht auch weiterhin nach einer geeigneten Spielstätte für das International Theatre. Bisher können die englisch-, spanisch- oder französischsprachigen Stücke nur im kleinen Theater unterm Dach gespielt werden. „Aber man könnte viel mehr Leute erreichen“, so Langner, der auch gern türkische Stücke anbieten würde. Mit fremdsprachigen Produktionen könne man Personen erreichen, „die in dieser Stadt leben und die wir integrieren wollen“.